Interdisziplinäre Forschungsprojekte

ANWENDUNGSORIENTIERTE FORSCHUNG: Das Hydro Alps Lab und das Projekt OpenMod4Africa zeigen auf, welchen Mehrwert die Zusammenarbeit der HES-SO Valais-Wallis mit ihren zahlreichen Partnern für die Ausbildung der Studierenden bietet.
Das Hydro Alps Lab für Wasserkraft entstand 2021 aus einer Zusammenarbeit zwischen dem Institut Energie und Umwelt der HES-SO Valais-Wallis, Alpiq, FMV (Forces Motrices Valaisannes), Hydro Exploitation und - seit diesem Jahr - Oiken. «Dieses anwendungsorientierte Forschungslabor arbeitet an der Verbesserung des Monitorings und der Produktion von alpinen Wasserkraftwerken», erklärt Cécile Münch-Alligné, Dozentin für Wasserkraft und Leiterin der Forschungsgruppe Wasserkraft. «An einem Wasserkraftwerk sind immer mehrere Berufsgruppen beteiligt, entweder zur Lösung betrieblicher Probleme oder zur Lancierung neuer Projekte. Diese interdisziplinäre Struktur haben wir auf unser Labor übertragen. Je nach erforderlichen Kompetenzen beteiligen sich Dozierende und Forschende aus den Bereichen Hydromechanik, Werkstoffwissenschaften, elektrische Antriebe oder Datenanalyse an den Projekten.» Das Hydro Alps Lab hat in Zusammenarbeit mit Hydro Exploitation einen Sensor zur Überwachung von Maschinen auf Kavitation entwickelt. Kavitation bezeichnet die Bildung kleiner Blasen, die beim Platzen Schäden an hydraulischen Systemen verursachen können. «Das Projekt befindet sich in der Endphase: Wir haben den Sensor bereits in mehreren Kraftwerken installiert. Der nächste Schritt wird die industrielle Fertigung sein.» Vor Kurzem wurde ein weiteres europäisches Projekt lanciert, das die Erosion von Maschinen durch Sedimente untersucht. «Das stellt für die Kraftwerke im Wallis ein grosses Problem dar. Wir untersuchen, wie sich Erosion auf den Betrieb der Maschinen auswirkt und wie sie auf nicht-intrusive Weise erkannt werden kann.» Parallel dazu werden auch viele Studierendenprojekte durchgeführt. Für Cécile Münch-Alligné ist die Interdisziplinarität auch damit gegeben, dass Fachleute aus der Industrie ihr Wissen im Rahmen von Seminaren an die Studierenden vermitteln.
Cécile Münch-Alligné. Bild: Mathias Magg
Über das Team von David Wannier beteiligt sich die HES-SO Valais-Wallis am europäischen Projekt OpenMod4Africa. Ziel ist es, Länder in West- und Ostafrika beim Übergang zu erneuerbaren Energien zu unterstützen. Derzeit hat nur die Hälfte der Bevölkerung in diesen Regionen Zugang zu Elektrizität. «Ziel dieses multidisziplinären Projekts ist es, eine übermässige Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu vermeiden.» Eine Lösung für rund eine halbe Milliarde Menschen David Wannier und sein achtköpfiges Team entwickeln in Zusammenarbeit mit Stromversorgern, Regierungen und lokalen Universitäten eine Online-Plattform. «Im Rahmen dieses Projekts wollen wir die Energieflüsse zwischen den Ländern nach dem europäischen Modell abbilden und die Kapazitätsgrenzen der Leitungen durch Projektionen simulieren – bis hinunter zur Detailtiefe eines einzelnen Stadtviertels. Konkret bedeutet dies, dass wir mithilfe der Plattform die Auswirkungen von Überlastungen, der Stilllegung einer Leitung oder einer neuen Vernetzung analysieren können. Unsere Aufgabe besteht darin, die Integration und Interaktion mit den technischen Systemen unserer Projektpartner sicherzustellen. Dazu gehört unter anderem die ETH Lausanne mit ihrem Labor für Photovoltaik und Dünnschichttechnik.» Gwenaëlle Gustin, Studentin der Wirtschaftsinformatik, befasst sich in ihrer Bachelorarbeit mit dieser Plattform, die ab 2026 in Betrieb genommen werden soll. Dieses mit 3,6 Millionen Euro finanzierte Projekt – wovon 490’000 Euro dem Institut für Informatik der HES-SO Valais-Wallis zugesprochen wurden – wird Lösungen für rund eine halbe Milliarde Menschen bieten.
David Wannier. Bild: Le Nouvelliste
Dieser Artikel stammt aus der Campusbeilage 2024, die im Walliser Boten vom 19. Dezember 2024 erschienen ist. Text: Didier Chammartin..