Höchst unterhaltsam deklinierte Jürgen Welte, CEO der Verlagsgruppe HarperCollins, das Leitmotiv „Einfach mal machen!“ anhand der noch jungen deutschen Firmengeschichte durch – die mit 2,1 Milliarden Dollar Umsatz zweitgrößte Verlagsgruppe der Welt hatte2013 in Deutschland eine Tochter gegründet. Der Marktführer bei den „Taschenheften“ (1.000 Romane in 400 Ausgaben im Jahr) war damals ob der Inhalte auf viele Vorbehalte bei Buchhändlern gestoßen: „Was sollen wir denn mit dem Trash?“, zitierte Welte einen oft geäußerten Satz. „Deshalb habe ich 2021 Ecco als Literaturverlag ins Leben gerufen, dazu 2023 Nagel + Kimche übernommen und Reverie als Romanceverlag gegründet.“ Ecco begann als kleines kuratiertes Programm (nur Autorinnen, junge Schriftstellerinnen, Hardcover mit einer anderen Coverästhetik im Reihenformat), das anfangs gut aufgenommen wurde, aber die die Aufmerksamkeit für die Titel ließ wieder nach – deshalb, einfach mal machen: Wir haben uns von ‚nur Hardcover‘ verabschiedet, ebenso von der Reihengestaltung und inhaltlich eher schweren Themen, und sind hin zu „Lesen nach Tiktok“ für junge Frauen am Beginn ihres Berufslebens.“
Verpasste Verkaufschancen konstatierte Welte nach einer Analyse im Kurzdurchlauf: Der Branchenumsatz stagniert, nur steigende Ladenpreise verhindern bisher einen Rückgang, aufgrund steigender Kosten machen mehr Verlage und Buchhandlungen aber immer weniger Gewinn. Erfolgreiche Titel würden aber gar nicht erst geordert, „Spekulatius“ zum Beispiel. „Die Titel laufen seit Jahren im Onlinehandel sehr gut, aber das stationäre Sortiment zögert, sie einzukaufen. Stolz und Vorurteil der Buchhändlerinnen auch gegen Julia Quinns historischen Romanen, die bei Netflix hohe Zuschauerzahlen generieren: Die Einstufung als vermeintlicher Trash verhindert Umsätze, bedauerte Welte.