Sie kümmert sich um das Kind, er bringt das Geld heim. Diese Vorstellung entspricht längst nicht mehr der Realität. Zwar beantragen weiterhin mehr Frauen eine Auszeit nach der Geburt des Kindes. Doch viele Väter entscheiden sich inzwischen ebenfalls dafür, länger Elternzeit zu nehmen.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts gehen mittlerweile knapp ein Drittel der jungen Väter in Elternzeit. Vor drei Jahren lag diese Zahl noch fast sechs Prozentpunkte niedriger. Und vieles spricht dafür, dass sie weiter steigt.

Zu diesem Ergebnis kommt jetzt eine Studie im renommierten Fachjournal American Economic Review. Gordon Dahl von der Universität von Kalifornien in San Diego analysierte dafür, wie viele Norweger seit 1993 Elternzeit beantragten – dem Jahr, in dem die Regierung ein Gesetz über garantierte bezahlte Auszeiten verabschiedete.

Wenig überraschend: Vor dem Gesetz entschieden sich gerade mal drei Prozent der Männer für eine berufliche Auszeit, doch innerhalb weniger Jahre schnellte die Zahl auf 35 Prozent.

Doch das eigentlich Erstaunliche war der männliche Herdentrieb: Denn Männer ließen sich von anderen zur Elternzeit inspirieren. Brüder von Vätern in Elternzeit gingen anschließend mit einer 15 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit ebenfalls in Vaterschaftsurlaub. Bei Kollegen lag die Wahrscheinlichkeit immerhin bei elf Prozent.

Mehr noch: Vor allem den Führungskräften kommt offenbar eine große Rolle zu. Hatte der Vater in Elternzeit Personalverantwortung, war seine Vorbildfunktion drei Mal größer als die von gleichgestellten Kollegen.

Dahl spricht daher von einem "sozialen Schneeballeffekt". Demnach dienen Väter in Elternzeit anderen Männern offenbar als Vorbild -und beeinflussen deren Entscheidung, selbst Elternzeit zu nehmen.