DGIM-Kongress

Ödeme heißt nicht immer Herzinsuffizienz

Bei dicken Beinen wird meist zunächst an eine Herzschwäche gedacht. Doch ihre Ursache könnte auch in anderen Organen nämlich Leber, Niere oder Venen liegen.

Von Peter Stiefelhagen Veröffentlicht:

WIESBADEN. "Die Diagnose Herzinsuffizienz ist nicht immer einfach", so Professor Matthias Leschke, Chefarzt der Klinik für Kardiologie, Pneumologie und Angiologie am Klinikum Esslingen. Alle klinischen Befunde wie Ödeme, Dyspnoe, Tachykardie seien sehr unspezifisch und reichten nicht aus, um die Diagnose definitiv stellen zu können.

Unverzichtbar sei eine Farbdoppler-Echokardiographie. Bei Nachweis einer linksventrikulären Hypertrophie mit Hypotonie sollte man immer an eine Amyloidose denken und gegebenenfalls eine Fettgewebsbiopsie anstreben.

Auch die Bestimmung der natriuretischen Peptide wie BNP oder NT-proBNP sind zwar in der Akutsituation bei einem Patienten mit akuter Dyspnoe und auch zur Therapieüberwachung hilfreich. Doch es gibt eine Reihe von Ursachen, bei denen die Werte zu hoch oder zu niedrig sind. So finden sich erhöhte Werte auch bei Hyperthyreose, Leberinsuffizienz, Apoplexie, Diabetes, Sepsis und Niereninsuffizienz. Bei hohem BMI, Diuretika und ACE-Hemmer oder AT1-Blocker können die Werte zu niedrig sein.

Bei herzinsuffizienten Patienten mit Stauung, Ergüssen und/oder Ödemen sind Diuretika unverzichtbar. "Sie sind gut symptomatisch wirksam, aber verbessern nicht die Prognose", so Leschke beim Internistenkongress in Wiesbaden. Das sei bei den anderen Herzinsuffizienz-Medikamenten anders.

Sowohl für Betablocker, ACE-Hemmer/AT1-Blocker und vor allem für den ARNI Sacubitril/Valsartan liegen überzeugende Studiendaten vor, dass sie nicht nur den Verlauf der Herzinsuffizienz günstig beeinflussen, sondern auch das Leben verlängern. Sie sind deshalb unabhängig von der Diuretika-Wirkung unverzichtbar.

Deshalb sollten diese Substanzen auch dann, wenn der Patient stabil rekompensiert ist, keinesfalls abgesetzt werden. Doch bei Diuretika ist es sinnvoll, die Dosis dann auf ein Mindestmaß zu reduzieren.

Die Diagnose Herzinsuffizienz ist nicht immer einfach.

Professor Matthias Leschke Klinikum Esslingen

Mehr zum Thema

In der Sprechstunde

Risikokommunikation fördert kardiovaskuläre Prävention

Kommentare
Vorteile des Logins

Über unser kostenloses Login erhalten Ärzte und Ärztinnen sowie andere Mitarbeiter der Gesundheitsbranche Zugriff auf mehr Hintergründe, Interviews und Praxis-Tipps.

Haben Sie schon unsere Newsletter abonniert?

Von Diabetologie bis E-Health: Unsere praxisrelevanten Themen-Newsletter.

Das war der Tag: Der tägliche Nachrichtenüberblick mit den neuesten Infos aus Gesundheitspolitik, Medizin, Beruf und Praxis-/Klinikalltag.

Eil-Meldungen: Erhalten Sie die wichtigsten Nachrichten direkt zugestellt!

Newsletter bestellen »

Top-Meldungen
Lesetipps
Gefangen in der Gedankenspirale: Personen mit Depressionen und übertriebenen Ängsten profitieren von Entropie-steigernden Wirkstoffen wie Psychedelika.

© Jacqueline Weber / stock.adobe.com

Jahrestagung Amerikanische Neurologen

Eine Frage der Entropie: Wie Psychedelika bei Depressionen wirken

Gesundheitsminister Lauterbach hat angekündigt, den Entwurf für die Klinikreform am 8. Mai im Kabinett beraten lassen zu wollen. 

© picture alliance / Geisler-Fotopress

Großes Reformpuzzle

So will Lauterbach den Krankenhaus-Sektor umbauen