Der Rückruf von mit Fipronil belasteten Eiern betrifft auch in Deutschland mehr Chargen als bisher bekannt. In einer weiteren Eier-Packstation im Kreis Borken hat das nordrhein-westfälische Umweltministerium Eier von zwei niederländischen Betrieben ermittelt, die mit dem Insektizid belastet und in den Handel gelangt sind. Die Stempelaufdrucke der neu hinzugekommenen Betriebe lauten 0-NL 4392501 und 0-NL 4385501.

Das niedersächsische Agrarministerium warnte außerdem am Dienstagabend auf dem Verbraucherschutz-Internetportal Lebensmittelwarnung vor Eiern mit dem Aufdruck 0-NL-4310001 und 1-NL-4167902. Damit sind inzwischen acht Betriebe bekannt, die Fipronil eingesetzt haben. Die bisher bekannten Chargen tragen in Nordrhein-Westfalen die Stempelaufdrucke 1-NL 4128604 und 1-NL 4286001. Die Legedaten liegen zwischen dem 9. und dem 21. Juli. In Niedersachsen sind die Chargen 1-NL 4128604 oder 1-NL 4286001 sowie die Mindesthaltbarkeitsdaten 14.08.2017 und 16.08.2017 betroffen. 

Die niederländische Lebensmittelkontrollbehörde teilte underdessen mit, Fipronil sei in weiteren 17 Geflügelbetrieben gefunden worden. Eier mit 27 Codes gelten nun als gesundheitsschädlich, die Behörde warnte vor dem Verzehr der Eier dieser Betriebe. Insgesamt sind 180 Geflügelzüchterbetriebe vorübergehend gesperrt, bis Sonntag wollen die Behörden die Eier aller Betriebe testen.  

Der Stempel auf Eiern gibt Auskunft über ihre Herkunft und die Haltungsform der Legehennen. Die Ziffern 0 bis 3 an erster Stelle stehen für Biohaltung (0), Freilandhaltung (1), Bodenhaltung (2) oder Käfighaltung (3). Hinter den anschließenden zwei Buchstaben verbirgt sich die Länderkennung der Erzeugerbetriebe (NL für Niederlande, DE für Deutschland), hinter der Ziffernfolge am Ende die Legebetriebsnummer. 

Für Bio-Eier gelten strenge Regeln

Unter den belasteten Chargen sind auch Eier aus Biohaltung. Für Bio-Eier gelten die strengsten Produktions- und Haltungsbedingungen, etwa müssen die Hennen mehr Platz haben, eine Auslauffläche, sie müssen scharren und picken können, dürfen nur ökologisch erzeugtes Futter bekommen. Der Einsatz von Pestiziden, etwa zur Stallsäuberung, ist verboten.

Auf genau diesem Weg ist aber offenbar das Fipronil in die Eier gekommen. Nach Behördenangaben ist das Mittel Dega16, das auf Basis ätherischer Öle für die Reinigung und Desinfektion von Ställen zugelassen ist, in unzulässiger Weise mit Fipronil vermischt worden. Dieses Insektizid wird zur Bekämpfung von Flöhen, Zecken oder Läusen verwendet. Es ist jedoch als Arzneimittel für die Anwendung bei Lebensmittel liefernden Tieren verboten. Über Haut und Gefieder nehmen Legehennen das Insektizid auf, Rückstände davon können später auch in Eiern und im Fleisch der Tiere nachgewiesen werden.

Auch deutsche Betriebe Kunden des Reinigungsmittelherstellers

Das mit Fipronil gemischte Reinigungsmittel könnte auch in deutschen Ställen eingesetzt worden sein, sagte Friedrich-Otto Ripke, der Präsident der Deutschen Geflügelwirtschaft, der Neuen Osnabrücker Zeitung. Ripke ist auch Vorsitzender des Vereins für kontrollierte alternative Tierhaltungsformen. Der Verein setzt sich für eine transparente Qualitätssicherung bei der Produktion von Eiern in Deutschland und seinen Nachbarländern ein. Er hat seine Mitglieder aufgefordert, sich zu melden, sofern sie Kunden des niederländischen Unternehmens seien, das den Wirkstoff in die Ställe gebracht haben soll. Daraufhin hätten sich neben 100 Eierproduzenten aus den Niederlanden auch "weniger als zehn Betriebe aus Deutschland gemeldet". 

Die niederländischen Behörden haben Millionen mit dem Insektizid verseuchte Eier aus Supermärkten zurückrufen lassen. Für Erwachsene ist der Verzehr von belasteten Eiern nach Angaben des Bundesinstituts für Risikobewertung nicht gefährlich, da die gemessenen Werte nicht sehr hoch sind. Für Kinder ergebe sich jedoch ein potenziell erhöhtes Risiko. In höheren Dosen kann Fipronil bei Menschen Haut und Augen reizen sowie Übelkeit, Erbrechen und Kopfschmerzen verursachen.

Heimische Produzenten decken knapp 70 Prozent der Nachfrage an Eiern in Deutschland ab. Der Rest wird laut dem Zentralverband der Deutschen Geflügelwirtschaft (ZDG) aus dem Ausland importiert, meistens aus Nachbarländern wie den Niederlanden, Belgien oder Polen.