Hat bei Tesla-Chef Elon Musk gelernt: Philipp Schröder.

Philipp Schröder fängt neu an. Als Mitgründer und Vorstand des Fintechs CapInside. Dafür hat der Ex-Tesla-Manager den Chefsessel des Energie-Startups Sonnen geräumt. Unter seiner Führung wurde der Speicherhersteller aus dem Allgäu in Deutschland und weiteren Ländern zum Marktführer.

Ganz neu ist die Rolle als Gründer für ihn nicht: „CapInside ist nicht mein erstes Unternehmen“, sagt der heute 34-Jährige. 2008 habe er schon einmal gegründet, Nycon Engery. „Wir haben unter anderem Heizkessel und Heizungen ausgetauscht“, sagt er im Gespräch mit Gründerszene. Durch das Versprechen, dem neuen Gerät bis zu zehn Prozent der bisherigen Energiekosten zu sparen, wollte das Unternehmen damals die Kunden locken. Ein Geschäftsmodell, das ein bisschen an das Berliner Heizungs-Startup Thermondo erinnert. „Die Heizungen waren damals überall sehr alt, der Ölpreis lag über der 100-Dollar-Marke – auf diesen Annahmen basierte unser Geschäftsmodell.“ Dann kam die Finanzkrise, der Ölpreis purzelte in den Keller. Das bedeutete das Aus für Schröders erstes Unternehmen. „Unser Modell war für Hausbesitzer nur attraktiv, solange das Barrel Öl mehr als 100 Dollar kostete“. Die Aufträge blieben aus, das Startup rutschte in die Krise.

Kein Abschluss, kein Geld

„Wir mussten das Unternehmen auflösen“, sagt Schröder. „Danach hatte ich nichts mehr.“ Auch in der Uni ging es für den gescheiterten Gründer nicht weiter, sein Jura-Studium hatte Schröder abgebrochen. Ein Job musste her. Schröder fing das erste Mal beim Speicherhersteller Sonnen an, ergatterte dann nach zwei Jahren die Stelle als Vertriebsleiter Deutschland beim gehypten E-Autobauer Tesla, wo er „viel und hart“ gearbeitet hat.

2015 kehrte er zu Sonnen zurück und wurde Geschäftsführer. Als solcher warf er die Marketingmaschine an, holte das Unternehmen nach dem „Tesla-Prinzip“ aus der Nische, indem er Energiespeicher als Lifestyle-Produkt mit Hochglanzfotos und pompösen Produktpräsentationen bewarb. Mit Erfolg. Zuletzt bekam Sonnen, das mittlerweile mehr als 600 Mitarbeiter hat, in einer von Shell angeführten Finanzierungsrunde 60 Millionen Euro Funding und setzte im Jahr 2016 rund 42 Millionen Euro um.

Doch das reicht ihm nicht: Er habe sich seit geraumer Zeit die Frage gestellt, wie es bei Sonnen für ihn weitergehen könnte. Sein Fazit: gar nicht. Zumindest nicht als Geschäftsführer. „Ich war zwar immer ein leitender Angestellter, der auch Anteile hatte.“ Doch er sei nie wieder in die Rolle des Gründers gekommen, bedauert er. Deswegen sei er im Sommer dieses Jahres ausgestiegen, behält aber seine Anteile und einen Platz im Beirat des Unternehmens.

„Ich hatte keine positive Meinung von Bankern“

Jetzt startet Schröder etwas Neues, sein eigenes Ding. Gemeinsam mit Achim Denkel gründete er in Hamburg das Fintech CapInside. Seinen Co-Gründer, „einen Elektrikersohn, Versicherungskaufmann, Finanzberater und WHU-Absolvent“, habe er bei einem gemeinsamen Abendessen kennengelernt. Lange habe er sich vor dem Treffen gedrückt, weil er keine Lust gehabt habe, über Finanzen und Anlagen zu diskutieren. „Damals hatte ich keine positive Meinung von Bankern, habe auch keine Magie in dem Thema gesehen, überhaupt keinen Benefit für Menschen.“

Doch an dem Abend bei gutem Essen und einem Glas Wein habe er seine Einstellung geändert. Schröder: „Achim hat die steile These aufgestellt, dass es im Investmentbereich keinerlei Transparenz und Mündigkeit gibt.“ Beides ließe sich jedoch herstellen, indem Investmentfonds, Venturefonds, Aktienfonds und andere Anlageprodukte gesammelt und miteinander vergleichbar gemacht werden. Das habe er zunächst abwegig gefunden, sagt Schröder. „Ich dachte: Es kann nicht sein, dass es das nicht längst gibt. Wir leben schließlich im digitalen Zeitalter, alles lässt sich miteinander vergleichen.“ Bis drei Uhr nachts habe er Achim Denkel „gechallenged“, ihn davon überzeugen wollen, dass etwa mit Just ETF ein solches Portal längst existiere. Doch tatsächlich seien die Anbieter alle „nicht abschließend“, würden also nicht alle verfügbaren Fonds und Anlageprodukte indexieren.

Nachdem er zunächst in Achim Denkels Unternehmen investierte, ist Schröder letztlich im frühen Stadium bei ihm als Vorstand eingestiegen. CapInside ist bereits seit Jahresanfang online, ein Netzwerk ähnlich wie LinkedIn. Die Nutzer melden sich auf der gleichnamigen Website an und findet dort einen Vergleichsrechner, über den sie mehr als 40.000 Investmentmöglichkeiten weltweit miteinander vergleichen können. Die Daten zieht sich das Portal aus dem Internet. Jeder Fonds hat eine tägliche Publikationspflicht.

Außerdem finden Nutzer dort News aus der Finanzwelt. Bei der Anmeldung können sie entscheiden, welche Medien und Inhalte sie interessieren. Krypto-Fans bekommen beispielsweise die beliebtesten Artikel zu diesem Thema angezeigt. Die Zusammenstellung übernimmt laut Schröder ein Bot, ein Computerprogramm, das automatisch die Nachrichtenquellen scannt: „Über Cookies wissen wir, was unsere Nutzer sich im Netz angucken – und erstellen daraus Rankings.“ So entsteht zwei Mal täglich eine Best-of-Liste, die auch per Mail versandt wird.

Das Geschäftsmodell: Werbung und Monatsbeiträge

Geld verdient das Startup auf zweierlei Art und Weise: zum einen über die Mitgliedsgebühr der Nutzer. Neben dem kostenlosen Zugang können sich Mitglieder für 9,90 Euro monatlich einen Premium-Account zulegen. Zum anderen verkauft das Startup Werbeplätze an Assetmanager. Zu den Partnern zählt beispielsweise Blockwall, der erste deutsche BaFin-registrierte Asset-Manager, der sich ausschließlich auf Krypto-Investments konzentriert. Dessen Gründer Laurenz Apiarius veröffentlicht auf CapInside Blogposts, Erklärvideos und Informationen über den Blockwall-Fonds, in der Hoffnung, neue Investoren zu gewinnen.
Schon vor dem offiziellen Launch hätten sich 5.500 CapInsider, wie Schröder seine Nutzer nennt, auf dem Portal registriert.

Dazu zählen Family Offices, Finanzberater, Asset Manager und vermögende Privatpersonen. Täglich werde die Seite rund 60.000 Mal angesteuert. Schröder ist zufrieden.

Prominente Brachenkenner sind an Bord

Für sein Startup hat der Neu-Gründer, der nach eigenen Angaben gemeinsam mit seinem Co-Founder 75 Prozent des Unternehmens hält, prominente Unterstützer um sich scharen können. Neben dem Sonnen-Gründer Christoph Ostermann ist Andreas Kupke, der kürzlich sein Unternehmen, den Kredit-Vermittler Finanzcheck.de für 285 Millionen Euro verkauft hat, als Gesellschafter mit an Bord. Zuletzt ist Tom Pütter, Ex-CEO von Allianz Capital Partners, hinzugekommen, den Schröder bereits aus seiner Zeit bei Sonnen kennt.

Das Ziel für das nächste Jahr: „Mit unserem Team von jetzt 20 Leuten wollen wir bis zu 2,5 Millionen Euro einnehmen“, sagt Schröder zuversichtlich. Ob das gelingt? Eines scheint sicher: Es wird noch viele Berichte über das neue Produkt und den dahinter stehenden Medienprofi zu lesen geben.

Bild: Sonnen