"Wandel statt Quote", "Gleichberechtigung statt Gleichmacherei", "Initiative statt Wartehaltung" – mit diesen Sprüchen soll eine neue Debatte über Gleichberechtigung in Deutschland angefacht werden. So zumindest haben sich das Susann Hoffmann und Nora Wohlert zum Start ihres Portals EditionF ausgedacht und #Aufschrei zu einem Marketinginstrument gemacht. Aus ihrem Netzwerk akquirierten sie 100 Frauen, die zum Starttermin der Onlineplattform unter dem Hashtag #Ansage diese und ähnliche Botschaften am Mittwoch twittern sollen. Zugleich geht nicht nur das Magazin, sondern auch eine Website online, auf der die Frauen Statements gepostet haben. Etwa, dass Männer und Frauen verschieden sind und dies auch gut sei. Denn "Frauen dürfen gerne einkaufen und Männer über ihre Autos reden. Müssen sie aber beides nicht."

Hoffmann und Wohlert wollen mit EditionF und der #Ansage-Diskussion vor allem die Zielgruppe der jungen, berufstätigen Frauen erreichen, der sie selbst angehören. Sie hätten sich bewusst für den Begriff "Ansage" entschieden, weil er positiver klinge als "Aufschrei", sagt Hoffmann. Das Magazin will von allem ein bisschen sein: Ein bisschen Unterhaltung, ein bisschen Mode, ein wenig Lifestyle. Vielleicht noch etwas zum Thema Familie und Beruf sowie Infos aus Wirtschaft und Politik, heißt es von den beiden Frauen. Abgerundet wird es durch eine feine Prise Feminismus. Die Konkurrenz ist jedoch groß: Mit diesem Konzept ist beispielsweise die Brigitte schon seit Jahrzehnten erfolgreich.

Bei Hoffmann und Wohlert klingt das freilich etwas anders. "Wir wollen die digitale Heimat für Frauen werden, die mehr wollen – im Leben und im Job", sagt Hoffmann. Im Internet soll EditionF das führende Meinungs- und Debattenportal  werden. Was dieses "Mehr" bedeutet, und was auf dem Portal diskutiert werden soll, kann die Gründern jedoch nicht wirklich erklären. Stattdessen gibt es platte Antworten wie: Frauen sollten sich reinhängen, ganz so wie es Facebook-Managerin Sheryl Sandberg gesagt hat.

Geld gab es von Business-Angels

Sandberg hatte eine klare politische Botschaft. In den #Ansage-Statements sucht man diese vergeblich. In der Quotenfrage wollen sich die Initiatorinnen ebenso wenig festlegen wie bei der Frage nach geteilter Elternzeit. Einzelthemen seien wichtig, aber eigentlich ginge es doch um viel mehr. Nämlich darum, "dass Männer nicht mehr genervt die Augen verdrehen". Darum könnten Quotenbefürworter wie Quotengegner bei #Ansage mitmachen, sagt Hoffmann. Da wolle man keine politische Richtung vorgeben. Lässt sich zu viel politische Haltung vielleicht schlecht vermarkten? 

Denn natürlich geht es den Unternehmensgründerinnen auch um den wirtschaftlichen Erfolg ihres Projekts. Rund um das Magazin soll es künftig auch einen Marktplatz geben, über den Lifestyle-Produkte an die Geschäftsfrau gebracht werden sollen. Außerdem ist ein Jobportal geplant, auf dem Arbeitgeber kostenpflichtig nach weiblichen Fachkräften suchen können.

Zwei Mitarbeiter beschäftigen die Gründerinnen bereits. Ab Juli sollen es fünf sein. Finanziert wird das Projekt mit Geld von Investoren, aber auch mit dem eigenen Ersparten. Langfristig wolle man vor allem mit native advertising Geld verdienen – also Inhalten, die stark dem journalistischen Angebot ähneln und nicht gleich als Werbung zu erkennen sind. Etwa einem von einem Konzern gesponserten Interview mit einer Unternehmerin, die sich unter anderem werblich äußert. Man wolle PR und Journalismus aber klar trennen, sagt Hoffmann. Und solche Werbeformen auch kennzeichnen.

Da wo #Aufschrei eine echte politische Debatte war, die ohne ein Produkt im Hintergrund aus politischer Empörung losgetreten wurde, kommt #Ansage über ein Werbeinstrument leider nicht hinaus.