smow Song Contest 2018

Nach dem Überraschungssieg von smow Lissabon beim smow Song Contest 2017 bereitet sich die portugiesische Hauptstadt auf den Song Contest 2018 vor.

smow song contest 2018
Der Jahrestag des Sieges von smow Lissabon ist so umstritten und unerwartet wie schon damals, an jenem schwülen Abend im Mai 2017: nicht zuletzt, weil es smow in Lissabon nicht gibt. Da man aber einem geschenkten Gaul bekanntlich nicht ins Maul schaut, nahm die smow Familie die Gelegenheit ein langes Wochenende am Ufer des Tajo zu verbringen gerne an. Bei der 63. Ausgabe des smow Song Contest ließ sich das Komitee von den hanseatischen Parallelen von smow und von der portugiesischen Seefahrertradition inspirieren. So wurde für den smow Song Contest 2018 jede smow Location gebeten, einen Song von einem Künstler zu nominieren, der aus der ältesten Partnerstadt der Song Contest Location stammt. Wir betonen also die Bedeutung internationaler Beziehungen, des Aufbaus von Netzwerken und all die anderen Grundlagen einer funktionierenden zivilen globalen Gesellschaft. Gleichzeitig bieten wir die Möglichkeit für einige interessante Ergänzungen zum Menü der nun obligatorischen smow Song Contest Partys.

Der Gewinner des smow Song Contest 2018 wird in einem Galakonzert im smow Blog Pop-Up Store in Lissabon am Samstag, den 12. Mai, ermittelt. Hier eine Vorschau der 11 Beiträge.

smow Song Contest 2018

Berlin/Los Angeles, Kalifornien: Jan & Dean – The Little Old Lady from Pasadena

Die komplexe historische und geopolitische Lage Berlins stellte die Auswahlkommission des smow Song Contest vor besondere Herausforderungen. Vor allem die Frage, welches Berlin überhaupt? Da smow Berlin im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf liegt, war die Auswahl allerdings nicht so schwer. Berlin (West) ist seit 1967 eine Partnerschaft mit Los Angeles eingegangen, also im Sommer der Liebe, als die Hippies die Kontrolle über Kalifornien übernahmen. Als Reaktion auf solche Entwicklungen wählte das Auswahlkomitee einen Weg aus einer Zeit, als mit der kalifornischen Welt noch alles in Ordnung war, aus einer Zeit, als Kalifornien noch cool war.

Chemnitz/Tampere, Finnland: Rauno Lehtinen – Tom Tom Tom

Nein, wir wissen nicht, warum die damalige Karl-Marx-Stadt im Oktober 1961 eine Partnerschaft mit Tampere in Südfinnland eingegangen ist. Vielleicht besaß Tampere eine überdimensionale Büste von Friedrich Engels – das hätte vielleicht Sinn gemacht, ist aber nicht der Fall. Was Tampere jedoch besitzt, ist sein eigenes Musikgenre: Manserock. Manserock entstand in den 1970er Jahren und ist eher ein geografischer als stilistischer Begriff: Zum Manserock gehören beispielsweise die Post-Punk-Töne von Coitus Int, der Rock’n‘ Roll von Mauri „Moog“ Konttinen oder aber auch der Glamour von Alwari Tuohitorvi. Die meisten der interessanteren und wichtigeren Protagonisten von Manserock stammen jedoch nicht aus Tampere: Im Gegensatz zu Rauno Lehtinen – Komponist eines etwas älteren Jahrgangs -, der angesichts der stilistischen Vielfalt von Manserock als Proto-Manserocker angesehen werden kann.

Düsseldorf/Reading, England: Slowdive – Star Roving

Obwohl die Beziehungen zwischen Düsseldorf und Reading 1988 formal besiegelt wurden, gehen sie auf das Jahr 1947 zurück und stehen so im Zusammenhang mit dem schwierigen, mutigen und notwendigen Prozess der Wiederherstellung der Beziehungen nach dem Zweiten Weltkrieg. Aufgrund seiner Lage am Rande Londons und seines Rufs als etwas ruhige Provinzstadt ist Reading genau die Stadt, die unzählige Musiker hervorgebracht und die Musik revolutioniert haben sollte. Hat es aber nicht. Im Gegensatz dazu hat das aber ironischerweise Düsseldorf. Das soll nicht heißen Reading habe keine Musiker hervorgebracht – das hat es nämlich. Und mit Slowdive hat sich das Auswahlkomitee für eine Reading-Band entschieden, die eher reduzierte minimalistische Musik präsentiert, die weit entfernt ist von der vieler Bands, die die Düsseldorfer Musiktradition begründet haben. Ein Zustand, der beweist, dass Zwillinge nicht identisch sein müssen.

Frankfurt/Lyon, Frankreich: Jean-Michel Jarre – Oxygène, Pt. IV

Zwischen den Weinregionen Côte du Rhône und Beaujolais gelegen passt Lyon perfekt zu Frankfurt am Main, einer Stadt, die nicht nur mit Rheingau und Rheinhessen im Westen und Franken im Osten über Weinanbaugebiete verfügt, sondern auch einen eigenen Weinberg, den Frankfurter Lohrberger Hang besitzt und sowieso völlig vom Ebbelwoi, dem Apfelwein, besessen ist. Und was gibt es neben guter Gesellschaft, gutem Essen und guter Musik, das einen guten Wein ausmacht (ganz gleich ob einen aus Äpfeln oder Trauben)? Was bringt das Bouquet dazu, sich noch besser zu entfalten und hebt die Nuancen des Geschmacks, der Tiefe und des Charakters eines Weines hervor? Richtig, Oxygène!

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Hamburg/St Petersburg, Russland: Pinkshinyultrablast – The Cherry Pit

Seit die hanseatischen Kaufleute die Elbe hinuntersegeln, ist Hamburg einer der wichtigsten Häfen der Region und laut Hochrechnung eines der wichtigsten Tore zur Welt; daher erscheint es nur passend, dass die westdeutsche Stadt 1957, als der Kalte Krieg noch kälter wurde, eine formale Beziehung zum damaligen Leningrad aufbauen sollte. Sechzig Jahre später erscheint die Entscheidung im Hinblick auf den smow Song Contest 2018 angemessen: Die russische Reichsstadt ist nicht nur die Heimat von Tschaikowsky, Rimskij-Korsakow oder Rachmaninow, sondern auch Geburtsort vieler weiterer Landsleute, darunter Dmitri Schostakowitsch, Alexander Glasunow und Igor Strawinski. Das Auswahlkomitee ignorierte die Macht solcher Namen und entschied sich für etwas ähnlich weitreichendes, ausdrucksstarkes und anregendes. Nur eben mit einem Tick mehr Hall und Feedback…

Kempten/Quiberon, Bretagne: Bertrand Belin – Hypernuít

Ursprünglich wurde die Verbindung mit Quiberon 1971 vom Dorf Sankt Mang arrangiert, Sankt Mang wurde dann wiederum im Zuge der Gebietsreformen 1972 von Kempten übernommen.  Obwohl sowohl Sankt Mang/Kempten als auch Quiberon einen keltischen Ursprung haben, gibt es ansonsten wenig, was die bretonische Gemeinde mit der am Fuße der Allgäuer Alpen verbindet. Aber zeichnet nicht auch das eine Partnerschaft aus? Vive la différence, und so weiter…

Angesichts des keltischen Erbes von Sankt Mang/Kempten/Quiberon war die Versuchung groß, ein bretonisches Künstlerurgestein auszuwählen, und das zuständige Komitee war ganz aus dem Häuschen, als es die Band Ar Re Yaouank entdeckte, die von zwei Brüdern aus Quimper gegründet wurde!!! Aber Quimper ist nicht Quiberon. Und die bretonische Musik ist nicht nur traditionell und mit traditionellen Instrumenten gespielt, sie kann auch kosmopolitisch und zeitgenössisch sein… und aus Quiberon.

Köln/Liverpool, England: Frankie Goes to Hollywood – Two Tribes

Es ist logisch und gewissermaßen unvermeidlich, dass Liverpool und Köln eine Städtepartnerschaft eingehen: In beiden Städten sind Spaß und Partys weniger eine Lebensform als vielmehr eine tägliche Notwendigkeit, ein grundlegendes Menschenrecht. Doch während das musikalische Erbe Kölns weitgehend auf den unendlichen Party-Ethos zurückgeht, der die Stadt durchdringt, ist Liverpool seit langem eine der wichtigsten Städte für britische Musik. Das Auswahlkomitee hat einen Song ausgewählt, der nicht nur viel über die Stadt und ihr musikalisches Erbe erzählt, sondern 34 Jahre nach seiner Veröffentlichung aktueller, zeitgemäßer und dringender ist als je zuvor.

Leipzig/Kiew, Ukraine: Valentin Silvestrov – Moments of Memory II: No. 5, Autumn Serenade

Die guten Leipziger haben offensichtlich ein großes Reisebedürfnis, die Stadt hat die meisten Partnerstädte aller smow-Standorte, von denen die älteste die ukrainische Hauptstadt Kiew ist.

Die Verbindung zwischen Leipzig und Kiew geht jedoch noch weiter zurück als das Partnerabkommen von 1961, nämlich bis hin zur Via Regia, einer mittelalterlichen Handelsroute, die Spanien, Frankreich und Flandern mit Russland, der Ukraine und Polen verband – und die durch Leipzig führte, als wichtiger Konkurrent der Ostsee-Handelsrouten fungierte und schließlich eine Rolle beim Untergang der Hanse spielte. Angesichts seiner Lage und Geschichte ist es nicht verwunderlich, dass die traditionelle Volksmusik in der Ukraine besonders verbreitet ist, doch das Auswahlkomitee entschied sich für einen Künstler, der, obwohl ein stolzer Ukrainer, als führender Protagonist der sogenannten Kiewer Avantgarde der 1960er Jahre den damaligen russischen Behörden ein Dorn im Auge war. Musik, die alles andere als traditionell ist.

München/Edinburgh, Scotland: Young Fathers – Toy

Es wäre natürlich anzunehmen, dass das Verhältnis zwischen den schottischen und bayerischen Hauptstädten auf der gemeinsamen Tradition des Bierbrauens, des Bierkonsums und/oder der kulturellen Ausbeutung umliegender Berggemeinden für eigene Zwecke beruht – die Sache ist aber doch etwas erbaulicher: Die ersten Pläne für den Austausch waren erzieherisch, wurden 1954 von den Schulen der Städte geschmiedet und schnell von den lokalen Politikern übernommen. Daraus entwickelte sich ein umfassendes Partnerschaftsabkommen. Auch wenn Edinburgh historisch gesehen eine Stadt der Literatur, Kunst und Wissenschaft ist, war Musik dort schon immer wichtig und Musiker aus Edinburgh für die Entwicklung der Musik in Schottland unerlässlich. Mit der Wahl drei jüngerer Edinburgher unterstreicht das Auswahlkomitee, dass die Stadt musikalisch relevant bleibt.

Stuttgart/St Helens, England: Siouxsie and the Banshees – Spellbound

Angesichts der krassen Diskrepanz zwischen Stuttgart und St. Helens erscheint eine Partnerschaftsvereinbarung zwischen beiden sehr merkwürdig, doch im Kontext der Nachkriegsversöhnung ist sie ein gutes Beispiel für eine Städtepartnerschaft, die auf mehr basiert als nur auf wirtschaftlichen Beziehungen, sondern sich auch durch Freundschaft und kulturellen Austausch auszeichnet, die Grenzen, Vorurteile und Feindseligkeiten überwinden helfen. Während St Helens über eine Menge Beechams Powders und Pilkington Glass verfügt, ist es relativ arm an Musikern, oder zumindest solchen, die sich individuell etabliert haben. Die Stadt rühmt sich jedoch einiger, die mit Nicht-St Helensiern zu Ruhm gekommen sind, darunter Peter Edward Clarke a. k. a. Budgie, der als Schlagzeuger und Songwriter mit Bands wie The Slits, The Creatures und Siouxsie and the Banshees unterwegs ist und war, und deshalb  einer der wichtigsten Post-Punk-New-Wave-Protagonisten ist.

Villingen-Schwenningen/Pontarlier, France: Rod Barthet – Les Étoiles exactement

Da smow Schwarzwald in Villingen ist, wurde Villingens ältester Zwilling gewählt: Pontarlier. Im Jura, etwa 20 Kilometer von der Schweizer Grenze und 50 Kilometer von La Chaux-de-Fonds entfernt gelegen, ein Ort in dem ein gewisser Charles-Édouard Jeanneret-Gris geboren wurde, ist Pontarlier heute wohl am bekanntesten als Geburtsort des Pernod und als eines der größten Zentren der Absinthproduktion in Europa. Bis der französische Absinth 1915 verboten wurde. Einst konnten in Pontarlier über 20 Brennereien gefunden werden, die jährlich rund 100.000 Hektoliter Absinth produzieren, heute sind es nur noch fünf. Für den smow Song Contest 2018 hat das Auswahlkomitee das Grün von Pontarliers berühmtestem Produkt ignoriert und stattdessen Musik in einem anderen Farbton ausgewählt: Blue(s)

Die smow Song Contest 2018 Playlist und alle smow Playlists finden Sie auf der smow Spotify Seite.

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