Zum Inhalt springen
Fotostrecke

Fünfmal tauchen: Für Anfänger bis Wrackprofis

Foto: Robert Wilpernig

Tipps für Familien, Abenteurer, Schnorchler Fünfmal im Rausch der Tiefe

Wo tauchen Familien am besten ab? Wo finden Entdecker unberührte Unterwasserlandschaften? Und wo kommen Schnorchler und Buckelwale zueinander? Fünf Tipps für den idealen Tauchspot.
Von Linus Geschke

Für Abenteurer: Südafrika

Die Brandung ist gewaltig, der Himmel grau, das Meer eher bedrohlich als einladend: Südafrika ist kein Land für Taucher, die es relaxt und entspannt wollen, selbst an Sonnentagen nicht. Wer hier hinkommt, weiß schon vorher, was ihn erwartet - raue See, wilde Ausfahrten und Tauchgänge voller Adrenalin.

Ein paar Meilen von der Küste entfernt werden die Taucher ins Meer gelassen. Protea Banks heißt der Platz, und er ist legendär. Einer der besten Spots, wenn es um die wirklich großen Kerle geht. Bullenhaie hat Tauchbasenchef Roland Mauz versprochen, die hier "Zambezi-Sharks" genannt werden, weil sie häufig weit in den gleichnamigen Fluss eindringen.

Die Bedingungen unter Wasser sind ideal, zumindest für die Haie. Spätestens in 15 Meter Entfernung verschwimmt jede Kontur; die kräftige Strömung rüttelt an den Atemreglern. Der erste Hai, der vorbeikommt, gehört noch zu den kleineren Arten: ein Schwarzspitzenhai von vielleicht anderthalb Meter Länge, unruhig, wachsam. Dann kommen die Großen: Ein Bullenhai allein ist schon majestätisch, zwei wirken beeindruckend, drei sind furchteinflößend. Jetzt sind es fünf - und als sich noch eine lebende Wand aus Hammerhaien dazugesellt, ist der Schwarzspitzenriffhai nicht mehr der Einzige, der ein wenig unruhig wird.

"Respekt ist angebracht, schließlich sind das große Raubtiere", sagt Mauz später. "Aber Angst braucht man keine zu haben, sofern man sich vernünftig verhält." Und die Statistik gibt ihm Recht: Seit 1994 bringt die Basis Taucher zu den Protea Banks - gebissen wurde noch keiner.

Sandtigerhai vor den Protea Banks: Große Zähne, neugieriger Blick

Sandtigerhai vor den Protea Banks: Große Zähne, neugieriger Blick

Foto: Beo Brockhausen

Warum Südafrika?

Um das Tauchen vor Südafrika zu beschreiben, genügen vier Buchstaben: Haie - und zwar kommen sie in einer solchen Anzahl vor und sind mit einer solchen Zuverlässigkeit sichtbar, dass dies alle Nachteile vergessen macht. Dazu kommt, dass eine Reise nach Südafrika im Gegensatz zu anderen "Hai-Destinationen" wie Französisch-Polynesien oder Galapagos deutlich günstiger ist.

Zum Schmökern: Purzelbaum mit Delfin, Am Kap der Haie,Haie hautnah
Tauchbasis-Tipp: African Dive Adventures , bei Margate, Südafrika
Veranstalter-Tipp: Extratour Tauchreisen , Göttingen

Gran Canaria: Schnorcheln und Tauchen

Von oben betrachtet sieht der Felsblock im Wasser wie ein überdimensioniertes Brötchen aus. Dann verschwindet er kurz, wird eingehüllt in eine Wolke aus Abertausenden Sardinen, die erst auseinander driften, wenn man näher kommt. Sie geben den Blick frei auf Hunderte Barrakudas, die dort kreisen. Auf ein Dutzend Schmetterlingsrochen, die auf dem Sandgrund liegen. Auf Kugelfische und Engelshaie. Einen solchen Fischreichtum hätte man vielleicht vor der Küste des Omans oder in Raja Ampat vermutet, nicht jedoch hier: in Spanien, auf den Kanaren.

Und Pasito Blanco, wie der Platz heißt, ist vor der Küste Gran Canarias keine Ausnahme. Ob am Wrack der "Blue Bird" oder bei Arinaga, dem vielleicht bekanntesten Tauchspot der Insel, überall wimmelt es vor Fischen. Die Artenvielfalt ist überschaubar, die Farben nicht sonderlich bunt. Aber die schiere Masse aus schuppigen Leibern begeistert auch erfahrene Taucher - die auch gern mit Familie kommen können.

"Kinder können ab acht Jahren bei uns mit Poolübungen beginnen", sagt Basenleiter Georg Wolf, der rund 8500 Tauchgänge auf den Kanaren absolviert hat und als exzellenter Kenner der Insel gilt. "Ab zehn nehmen wir sie dann auch mit ins Meer. Und dank des vielen Fisches und der zumeist guten Sichtweiten gibt es dort auch in geringeren Tiefen genügend für sie zu sehen."

Gran Canaria: Viel Fisch für Familien

Gran Canaria: Viel Fisch für Familien

Foto: Georg Wolf / Extradivers

Warum Gran Canaria?

Die Tauchbasis liegt - abseits der Bettenburgen von Maspalomas - im Hotel Cordial Mogán Playa, welches auch Kinderbetreuung anbietet. Dazu lassen die kurzen Ausfahrten der Tauchbasis (einmal vormittags, einmal nachmittags) genügend Zeit für gemeinsame Unternehmungen. Der Ort Puerto de Mogán gehört zu den schönsten der Insel und ist mit seiner bunten Altstadt und dem feinen Sandstrand auch für nichttauchende Familienangehörige empfehlenswert.

Zum Schmökern: El Hierro - Taucherparadies mit Öko-Ehrgeiz
Tauchbasis-Tipp: Extra Divers Gran Canaria , Puerto de Mogán
Veranstalter-Tipp: Reisecenter Federsee , Bad Buchau

Für Individualisten: Bonaire

Alles hier sieht unberührt aus: die Schwämme in Gelb, Grün und Orange. Die Hartkorallen, unter denen Gruppen von Schnappern stehen. Die lang gezogenen und an Pfeifenreiniger erinnernden Peitschenkorallen, an denen Taucher häufig Seepferdchen entdecken. Dazu durchstreifen imposante Tarpune das Freiwasser, man sieht Rochen, Schildkröten, Muränen und mit etwas Glück auch einen Ammenhai.

Auf Bonaire, knapp hundert Kilometer vor der Nordküste Venezuelas, dreht sich alles um das Thema Tauchen - selbst auf den Autokennzeichen der kleinen Karibikinsel steht "Divers Paradise". Bereits 1979 erklärte die Regierung die komplette Küste zum geschützten Marine Park und legte so den Grundstein für eine bis heute erstaunlich intakte Unterwasserlandschaft.

Der Job der Tauchbasen beschränkt sich dabei zumeist auf den Verleih von Pressluftflasche und Blei, den Rest erledigen die Taucher mit dem hier fast obligatorischen Mietwagen auf eigene Faust. Wer sich dann an Fisch und Farben sattgesehen hat, kann unter Wasser auch mehrere Wracks erkunden; einige davon bereits in anfängerfreundlichen Tiefen. Überhaupt ist das Tauchen auf Bonaire so relaxt wie das Leben in der Karibik: Die Wassertemperaturen liegen das Jahr über zwischen 26 und 29 Grad, Strömung gibt es kaum, und die Sichtweiten können bis zu 40 Meter betragen.

Tauchen vor Bonaire: Bunt und unglaublich relaxt

Tauchen vor Bonaire: Bunt und unglaublich relaxt

Foto: Nautilus-Tauchreisen

Warum Bonaire?

Auf der östlichsten ABC-Insel sind Urlauber nicht an die festen Ausfahrten der Tauchbasen gebunden, sondern können auf eigene Faust und von Land aus tauchen gehen, 24 Stunden pro Tag, sieben Tage die Woche. Farbig markierte und nummerierte Steine weisen den Weg zu den über 60 Tauchplätzen; der Blick in die überall erhältlichen "Drive and Dive"-Karten verrät, was es an welchem Spot unter Wasser zu sehen gibt.

Zum Schmökern: Unter Flamingos und Kofferfischen
Tauchbasen-Tipp: Tropical Inn Resort 
Veranstalter-Tipp: Nautilus Tauchreisen , Inning am Ammersee

Für Entdecker: Die "Vergessenen Inseln"

Es gibt sie noch, die weißen Flecken auf der Landkarte. Auch für Taucher. Einer davon sind die "Forgotten Islands", auch als Südost-Molukken bekannt: eine tausend Kilometer lange Inselkette, die sich von Timor nach West Papua auf der Insel Neuguinea erstreckt, weitestgehend isoliert von Indonesien und dem Rest der Welt. Wer hier hin will, muss einen der raren Plätze auf den wenigen Safarischiffen in diesem Gebiet ergattern.

Gigantische Schulen von Büffelkopf-Papageifischen durchstreifen dort das kristallklare Wasser, man sieht Großaugenmakrelen und Schwärme aus Tausenden Barrakudas. Hammerhaie ziehen an den Steilwänden entlang, und in den flacheren Bereichen kann es vorkommen, dass den Tauchern plötzlich ein Salzwasserkrokodil vor die Maske gerät.

"Jeder Trip hat Expeditionscharakter", sagt Veranstalter Robert Wilpernig. "Oftmals kann einem selbst die Schiffsbesatzung vorher nicht genau sagen, was einen unter Wasser erwartet." Die von ihm durchgeführten Touren in das Gebiet kann man jährlich an zwei Händen abzählen, und sie finden ausschließlich in den Monaten November und Dezember statt. Damit Maluku Tenggara, wie das Gebiet auf Indonesisch heißt, auch in Zukunft unberührt bleibt.

Buntes Riff vor den Molukken: Schwer erreichbar - auch in der Zukunft

Buntes Riff vor den Molukken: Schwer erreichbar - auch in der Zukunft

Foto: Robert Wilpernig

Warum die Südost-Molukken?

Die komplette Region ist nicht nur unter Wasser, sondern auch an Land ein Paradies für Entdecker - die sich dementsprechend respektvoll verhalten sollten. Man sieht Tauchplätze, die noch kein Mensch vor einem gesehen hat, und austronesische Völker, deren Kultur, Mythen und Überzeugungen sich unberührt von westlichen Einflüssen über Jahrhunderte gehalten haben.

Bootstipp: "The Seven Seas" , Bali
Veranstalter-Tipp: Wiro Dive , Moosburg/Isar

Für Schnorchler: Die Dominikanische Republik

Erst ist er nur ein Schatten, der im klaren Wasser schnell Konturen annimmt. Dann kommt er auf die Schnorchler zu: ein Buckelwal, sicherlich 13 Meter lang und über 30 Tonnen schwer. Und er ist nicht allein, hat weitere Giganten im Schlepptau. Weibliche Kolosse, junge Kälber, singende Bullen.

Die Schnorchler dümpeln auf der Wasseroberfläche, sie beobachten das Schauspiel und lauschen den aus bis zu 622 Tönen bestehenden Gesängen. Gebannt von diesen Wesen, die aus einer anderen Welt zu stammen scheinen. Hier, an den Silver Banks - knapp hundert Kilometer nördlich der Küste der Dominikanischen Republik.

In dem Walschutzgebiet ist Tauchen verboten, das Schnorcheln jedoch erlaubt. Jedes Jahr zwischen Januar und April treffen sich dort bis zu 4000 Buckelwale in Familienverbänden, ein Zusammentreffen mit ihnen ist nahezu garantiert. Es sind lediglich drei Boote, die in dem rund 200 Quadratkilometer großen Gebiet operieren dürfen, und auf jedem ist ein Biologe anwesend, der die Spielregeln vorgibt und bestimmt, wann und wo man zu den Walen darf.

Buckelwal in Sicht: Ganz klein vor großem Säuger

Buckelwal in Sicht: Ganz klein vor großem Säuger

Foto: Werner Thiele

Warum die Dominikanische Republik?

Bei dem Begriff Schnorcheln denkt man zumeist an bunte Riffe mit vielen kleinen Fischen. Hier ist das Erlebnis ein anderes: größer, spektakulärer, atemberaubender. Dazu kommt, dass man den Meeressäugern ohne Blasen erzeugendes Atemgerät im Wasser deutlich näher kommt - und die Tiere nicht in ihren angestammten Verhaltensmustern stört.

Zum Schmökern: Die besten Ziele für Walfans
Bootstipp: Aggressor Fleet , Dominikanische Republik
Veranstalter-Tipp: Waterworld, Wattens, Österreich