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"Schweinefleisch macht schwul"

Die muslimische Ahmadiyya-Gemeinde verteidigt einen Artikel in ihrem Jugendjournal. Darin wird der Genuss von Schweinefleisch kritisiert. Die Autorin meint, der Verzehr könnte Homosexualität fördern. Schwule und Lesben reagieren empört.

Die muslimische Ahmadiyya-Gemeinde hat umstrittene Äußerungen einer Studentin über den Zusammenhang von Schweinefleisch-Verzehr und Homosexualität verteidigt. "Die Ahmadiyya Muslim Jamaat (AMJ) stimmt den Ausführungen der Verfasserin des Artikels im Allgemeinen zu", teilte die Organisation auf ihrer Website mit. Experten hätten wiederholt auf die negativen Auswirkungen des Verzehrs von Schweinefleisch auf die menschliche Gesundheit hingewiesen, "so wie sie in dem Artikel angedeutet werden".

Die Gemeindeführung in Frankfurt am Main bezieht sich dabei auf die auch von der Autorin zur Rechtfertigung ihrer Äußerungen zitierten Aussagen eines früheren Gemeinde-Oberhaupts, Hazrat Mirza Tahir Ahmad. Dieser habe in Sitzungen auf Fragen ähnliche Antworten gegeben, "wonach die gegenwärtige Steigerung zum Hang zur Homosexualität mit dem Verzehr von Schweinefleisch in Verbindung stehen könnte".

Der Dachverband der als konservativ geltenden muslimischen Gruppierung wies Befürchtungen zurück, dass in dem Artikel "zum Hass gegen bestimmte gesellschaftliche Gruppen" angestachelt werden sollte. Die Gemeinde hat nach eigenen Angaben in Deutschland 30.000 Mitglieder in 250 Gemeinden. Sie unterhält eigene Moscheen. Im Berliner Bezirk Pankow baut Ahmadiyya ein Gotteshaus neu, gegen das sich eine Bürgerinitiative gegründet hat. Allerdings haben sich führende Berliner Politiker und Mitglieder des rot-roten Senats für den Moschee-Bau eingesetzt.

Schwulenverband warnt vor gefährlichen Weltbildern

Schwule und Lesben haben den Artikel "Glücksschwein oder arme Sau?" massiv kritisiert. Im Internet zeugen zahlreiche Forenbeiträge wie auf queer.de unter der Überschrift "Schweinefleisch macht schwul" von der Aufregung über den Standpunkt der muslimischen Autorin - allerdings auch von Humor: "Ich esse seit frühester Kindheit nur Huhn, Puter und Fisch. Kein Schwein, kein Rind, kein Wild, etc. Und dennoch bin ich schwul wie Oskar... Irgendwas an der Theorie muss falsch sein... ;-)", schreibt ein Kommentator der Website.

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"Homosexualität wird in vielen Religionen als dekadent, krank oder sündhaft betrachtet. Gefährlich wird es, wenn religiöse Fanatiker das für Propaganda gegen Schwule und Lesben nutzen", sagte der Sprecher des Lesben- und Schwulenverbands Deutschland (LSVD), Alexander Zinn. Islamische Fundamentalisten würden verstärkt gegen Homosexuelle hetzen. Das beginne bei der Gleichsetzung mit Schweinen und reiche sogar bis zu Mordaufrufen. Zinn warnte davor, "Jugendliche mit solchen Weltbildern" zu erziehen.

Der umstrittene Beitrag ist nach Angaben der muslimischen Vereinigung bereits zwei Jahre alt. Er erschien im Jugend-Journal der Gemeinde und ist online aufrufbar . Die Autorin diskutiert "Auswirkungen von Schweinefleischverzehr auf das menschliche Moralverhalten". Sie bezeichnet das Schwein als "schamloses Tier", das "Ausprägung gewisser Verhaltensweisen des Konsumenten" präge. Sie schreibt, dass der frühere geistliche Führer der Ahmadiyya, Hazrat Mirza Tahir Ahmad, "den zunehmenden Hang zur Homosexualität mit dem Schweinefleischverzehr in unserer Gesellschaft in Verbindung" gesetzt habe. Der Dachverband in Frankfurt am Main erklärte dazu jetzt: Die genauen Worte des verstorbenen vierten Oberhaupts der AMJ seien "derzeit nicht verfügbar".

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