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Deso Dogg Berliner Ex-Rapper schließt sich Terrorgruppe in Syrien an

Der "Islamische Staat im Irak und in Syrien" ist die rücksichtsloseste Terrorgruppe im syrischen Bürgerkrieg. Nun hat sich ein prominenter Berliner Dschihadist der Organisation angeschlossen. Denis Cuspert ruft deutsche Muslime auf, ihm zu folgen.
Dschihadist Cuspert: "Kommt in Scharen, kommt mit euren Familien"

Dschihadist Cuspert: "Kommt in Scharen, kommt mit euren Familien"

Foto: YouTube

Hamburg - Einer der bekanntesten deutschen Dschihadisten hat sich der Terrorgruppe "Islamischer Staat im Irak und in Syrien" (Isis) angeschlossen. Denis Cuspert, der sich seit seiner Hinwendung zum Salafismus Abu Talha al-Almani nennt, hat ein Internetvideo veröffentlicht, in dem er dem Anführer der Gruppe die Treue schwört.

"Ich gebe meine Gefolgschaft dem Befehlshaber der Gläubigen Abu Bakr al-Baghdadi, um ein Zeichen zu setzen, dass wir auf dem geraden Weg sind", sagt Cuspert in dem Video.

Die Isis ist die radikalste und rücksichtsloseste Gruppe im syrischen Bürgerkrieg. Ihre Kämpfer, in deren Reihen sich Tausende ausländische Dschihadisten befinden, haben in den von ihnen kontrollierten Gebieten Syriens ein islamistisches Terrorregime errichtet. Sie schneiden Assad-Kämpfern und rivalisierenden Rebellen die Kehlen durch und hacken Dieben die Hand ab. Ladenbesitzer, die während der Gebetszeiten ihre Läden nicht schließen, werden öffentlich ausgepeitscht, ebenso Männer, die angeblich ihre Eltern nicht in Ehren halten.

Vom Gangsta-Rapper zum Dschihadisten

Die Isis entstand aus dem "Islamischen Staat im Irak", der sich 2006 als irakischer Zweig von al-Qaida im Irak gründete. Im April 2013 gab ihr Anführer Baghdadi die Umbenennung der Gruppe in "Islamischer Staat im Irak und in Syrien" bekannt. Inzwischen ist die Isis aber selbst dem Qaida-Chef Aiman al-Sawahiri zu radikal geworden. "Wir haben keine Verbindungen zur Isis", teilte er im Februar in einer schriftlichen Botschaft mit. "Isis ist keine Filiale von al-Qaida", stellte er klar.

Cuspert stellt die Gruppe ganz anders dar. Dort wo die Isis herrsche, "läuft alles nach Strich und Faden, wie es sich gehört", sagt er in die Kamera. Die Gruppe kümmere sich um Alte, Frauen und Kinder und implementiere die Scharia, lobt Cuspert. Auf die Konflikte zwischen Isis und anderen dschihadistischen Gruppen wie der Nusra-Front, geht er nur am Rand ein: "Allah ist gerade dabei auszusieben", sagt er über den Kampf zwischen den verschiedenen Islamistengruppen, bei dem seit Jahresbeginn Tausende Menschen getötet wurden.

Cuspert fordert in dem 63-minütigen Video deutsche Muslime auf, sich der Terrorgruppe anzuschließen: "Dieser Staat ist euer Staat und dieser Staat wartet auf euch", sagt Cuspert. "Kommt in Scharen, kommt mit euren Familien. Ihr seid willkommen und euer ehrenwerter Bruder erwartet euch", fügt Cuspert hinzu. Er behauptet, dass er sich derzeit in Rakka aufhält, einer Stadt am Euphrat im Osten Syriens, die weitgehend von Isis kontrolliert wird. Genau überprüfen lässt sich dies nicht, eine Szene in dem Video zeigt Cuspert vor der Isis-Zentrale in Manbidsch, einer 150 Kilometer nordöstlich gelegenen Kleinstadt.

Mit seinem Beitritt zur Isis hat die Radikalisierung des gebürtigen Berliners ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Bis 2010 hatte es Cuspert unter dem Namen Deso Dogg als Gangsta-Rapper zu bescheidener Berühmtheit gebracht. Wegen Diebstählen, Einbrüchen, Raubes, Erpressung, Körperverletzung und Totschlags geriet Cuspert immer wieder in den Fokus der Behörden. Dann brach er mit seiner Vergangenheit und wandte sich dem salafistischen Islam zu.

Im Computersystem der Polizei ist Denis Mamadou Gerhard Cuspert bereits seit Juni 2012 zur "Festnahme aufgrund Haftbefehl" ausgeschrieben. Er soll sich damals zunächst nach Ägypten abgesetzt haben und später nach Syrien gelangt sein. Zuletzt hatte Cuspert Anfang Mai 2012 für Aufsehen in Deutschland gesorgt, als er bei Ausschreitungen von Salafisten in Bonn als Rädelsführer auftrat.

Sicherheitsbehörden fürchten Syrien-Rückkehrer

Im Herbst 2013 wurde Cuspert bei einem Bombenangriff im Norden Syriens schwer verletzt. Erst im Dezember meldete er sich per Video zurück, bekannte sich bis dato aber nicht zu einer bestimmten Gruppe. An seinen jüngsten Wortmeldungen ist bemerkenswert, dass sie mit englischen Untertiteln versehen sind. Offenbar richtet sich der Salafist nicht mehr nur an Muslime in Deutschland, sondern auch in anderen westlichen Staaten.

Deutsche Sicherheitsbehörden schätzen, dass etwa 300 Islamisten aus der Bundesrepublik nach Syrien gereist sind. Etwa ein Dutzend von ihnen kämpft im dortigen Bürgerkrieg - zumeist in Reihen der Isis. Etwa 20 Deutsche sind nach Schätzungen des Verfassungsschutzes bislang in Syrien getötet worden.

Erst Ende März nahm die Polizei bei Razzien in Berlin, Bonn und Frankfurt drei Personen fest, von denen zwei zwischen Juli und September 2013 für die Isis in Syrien aktiv gewesen sein sollen. Die Behörden fürchten, dass radikalisierte Rückkehrer Anschläge in Deutschland durchführen könnten.

Cuspert hat für diese Rückkehrer wenig übrig. Jene Dschihadisten, die das Schlachtfeld verlassen haben, würden im Jenseits zur Rechenschaft gezogen.