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Wirbel um Astra-Werbung Ausländer-Witze, ernsthaft? Strengt euch mehr an!

Neue Astra-Werbung polarisiert - das sagen die Twitter-User
Der Bierhersteller Astra polarisiert mit einer aktuellen Werbekampagne. Auf einem Plakat ist ein Mann abgebildet, der indischer oder pakistanischer Herkunft sein könnte. Garniert mit dem Spruch: "Wolle Dose kaufen" - angelegt an eine frühere Rolle Bastian Pastewkas. Kritische Reaktionen im Netz lassen nicht lange auf sich warten. Aber nicht alle teilen diese Ansicht. Einen anderen User bewegt etwas ganz anderes.
Eine Bier-Werbung, die auf das Klischee des ausländischen Rosenverkäufers anspielt, spaltet momentan Hamburg. Während die einen von Rassismus sprechen, rollen die anderen genervt die Augen. Dabei geht es um eine ganz andere Frage.

"Wolle Dose kaufe?", lautet der Spruch auf einem Bier-Werbeplakat der Marke Astra, das gerade in Hamburg die Gemüter erhitzt. Der als Nixe verkleidete dunkelhäutige Mann auf dem Bild entspricht dem Klischee des indischen Rosenverkäufers - und das sorgt für Ärger. Zu rassistisch, befand unter anderem der lokale Fußballclub FC St. Pauli und brachte damit seinen Sponsor Astra dazu, das Plakat zurückzuziehen. Das passt jedoch nicht allen.

Immer diese Aufregung! Das ist doch gar kein Rassismus! So lautet die Meinung von vielen. Dabei ist das nicht der Punkt: Es geht gar nicht darum, ob das Bild rassistisch ist oder nicht. Vermutlich würde man sowohl indische Rosenverkäufer finden, die darüber lachen, als auch welche, die sich rassistisch beleidigt fühlen. Darüber könnte man ewig streiten. Die Frage muss doch sein: Geht es wirklich nicht besser? Und ist das das modernste, klügste, pointierteste Werbebild, das der Agentur eingefallen ist? 

Vorurteile zu bedienen ist faul 

Denn die Kampagne ist trotz ihres Erfolgs schwach. Mit billigen Klischees zu provozieren ist so ziemlich der faulste Trick, den man aus der PR-Kiste holen kann. Und er ist leider auch nicht harmlos. Mag sein, dass viele das Bild an sich nicht als rassistisch empfinden - trotzdem verbreitet es Vorurteile, die bedenklich sind. Wo auf meterhohen Wänden über Deutschkenntnisse und Jobs von Migranten gelacht werden kann, ist es irgendwann auch nicht mehr so schwer, über sie herzuziehen. Es geht um die Kultur, die Überheblichkeit, die durch stumpfe Vorurteils-Witze immer wieder reproduziert und damit verfestigt werden. 

Stereotypen prägen sich schneller in unser Gehirn ein, als wir "Shitstorm!" rufen können. Das ist nur menschlich, denn Vorurteile erleichtern das Denken, wie zahlreiche Studien belegen. Das bedeutet konkret: Um Vorurteile zu verarbeiten, müssen wir uns nicht anstrengen - um sie zu durchbrechen schon. Und letzteres macht keinen Spaß.

Bei Astra gilt: Stumpf ist Trumpf

Ich kann die Müdigkeit verstehen, das Augenrollen, wenn jetzt plötzlich viel lauter und häufiger als früher auf vermeintliche Kleinigkeiten hingewiesen wird, die doch eigentlich immer in Ordnung und so verdammt einfach waren. Hey: Den Rosen-Witz hat Bastian Pastewka schon in den 90ern gemacht! Es wäre so viel entspannter, über die Astra-Plakate müde zu lächeln, oder auch nicht, und weiterzumachen wie immer. Aber das würde auch bedeuteten, dass man kapituliert vor dem Gesetz, das momentan mehr denn je auf der Welt zu gelten scheint: Stumpf ist Trumpf. Und das kann es doch nicht sein - ein bisschen mehr Anstrengung, bitte!

Genau deshalb finde ich es wichtig und gut, dass es unbequeme Stimmen wie hier die vom FC St. Pauli gibt, die den Status Quo in Frage stellen und nicht zu faul sind, sich immer wieder in die Diskussion zu werfen - möge sie noch so kleinlich erscheinen.

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