Presserat: "Post von Jeannée - An die Räuber" verstößt gegen Ehrenkodex
Wien (OTS) - Der Senat 1 des Presserates beschäftigte sich in seiner letzten Sitzung mit der Glosse "Post von Jeannée - An die Räuber", veröffentlicht auf Seite 14 der "Kronen Zeitung" vom 07.07.2013. Das Verfahren wurde aufgrund von vier Lesermitteilungen eingeleitet. In der Glosse berichtet der Autor von zwei Raubüberfällen, bei denen die mutmaßlichen Täter von den Opfern offenbar in Notwehr erschossen wurden. Der Autor hält fest, dass er eine gewisse Genugtuung empfinde, dass es Räubern in ihrem "Job" nicht mehr so leicht gemacht werde. Er schließt mit folgendem Satz: "Wer auf Raub ausgeht, muss mit einer Kugel rechnen. Mehr noch - er hat sie verdient!"
Nach Auffassung des Senats verstößt die Glosse, insbesondere die Aussage, dass Räuber eine Kugel verdient hätten, gegen die Menschenwürde, die über Punkt 5.1 des Ehrenkodex für die österreichische Presse geschützt ist.
Die Äußerung des Autors konnte laut Senat auch nicht mit der Presse-und Meinungsfreiheit gerechtfertigt werden, obwohl sie bei Kommentaren sicherlich weit reicht.
SELBSTÄNDIGES VERFAHREN AUFGRUND VON MITTEILUNGEN VON LESERN
Der Presserat ist ein Verein, der sich für verantwortungsvollen Journalismus einsetzt und dem die wichtigsten Journalisten- und Verlegerverbände Österreichs angehören. Die Mitglieder der beiden Senate des Presserats sind weisungsfrei und unabhängig.
Im vorliegenden Fall hat der Senat 1 des Presserats aufgrund mehrerer Mitteilungen von Leserinnen und Lesern ein Verfahren durchgeführt (selbständiges Verfahren aufgrund von Mitteilungen). In diesem Verfahren äußert der Senat seine Meinung, ob ein Artikel den Grundsätzen der Medienethik entspricht. Von der Möglichkeit, an dem Verfahren teilzunehmen, hat die Medieninhaberin der "Kronen Zeitung" nicht Gebrauch gemacht.
Bisher hat sich die Medieninhaberin der "Kronen Zeitung" der Schiedsgerichtsbarkeit des Presserats nicht unterworfen und im Verfahren keine Stellungnahme abgegeben.
Die Entscheidung im Langtext finden Sie auf der Homepage des Presserates (www.presserat.at).
Rückfragen & Kontakt:
Dr. Tessa Prager, Sprecherin des Senats 1, Tel.: 01/21312-1169