Bundesliga

Hannover und Slomka gehen getrennte Wege

Niedersachsen trennen sich vom langjährigen Trainer

Hannover und Slomka gehen getrennte Wege

Musste wie erwartet gehen: Mirko Slomka ist nicht mehr Trainer von Hannover.

Musste wie erwartet gehen: Mirko Slomka ist nicht mehr Trainer von Hannover. Getty Images

Martin Kind versuchte trotz der Trennung versöhnliche Worte zu finden. "Mein persönlicher Dank gilt Mirko Slomka, der Hannover 96 vor dem Abstieg in die 2. Bundesliga gerettet hat und anschließend zwei Mal in die UEFA Europa League geführt hat. Diese Erfolge werden immer eng mit seinem Namen verbunden sein", erklärte der Präsident. Slomka wurde heute in seinem Urlaubsdomizil in Abu Dhabi von der Entscheidung informiert.

Der Coach stand seit Januar 2010 an der Seitenlinie der "Roten", sein Vertrag hatte noch Gültigkeit bis 2016. Damit geht die insgesamt zwar erfolgreichste Amtszeit eines Trainers in der Bundesligageschichte der Niedersachsen zu Ende, gleichzeitig aber reagierte die 96-Klubführung auf den kontinuierlichen Abschwung in den vergangenen Monaten. Mit nur 18 Punkten belegt das mit Europacup-Ambitionen gestartete Team in der aktuellen Tabelle nur den 13. Platz. Hannover war mit dem teuersten Kader der Klubgeschichte und dem Ziel Europapokalteilnahme in die Saison gestartet. Derzeit liegen die 96er auf dem 13. Tabellenplatz.

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Die Anzeichen für die nun getroffene Entscheidung hatten sich in der Weihnachtswoche immer mehr verdichtet. Zwar wollten Klubboss Martin Kind und Manager Dirk Dufner ihre Analyse des Zustands nicht am abschließenden Hinrundenspiel in Freiburg festmachen. Die erneut unzureichende Leistung der Mannschaft beim 1:2 gegen den bis dahin zu Hause sieglosen Sportclub jedoch bestärkten die Verantwortlichen in der Erkenntnis, dass mit Slomka kaum mehr der erhoffte Turnaround in der Rückrunde möglich sein würde. "Die Ergebnisse haben gezeigt, dass wir in der Krise stagnieren", betonte Martin Kind.

Noch am Mittwoch vor der Freiburg-Partie hatten sich Kind und Dufner mit dem Trainer zu einer eingehenden Analyse getroffen. Dabei soll der Fußballlehrer Bereitschaft zu Veränderungen und – entgegen seiner Haltung nach außen – auch zu Personalwechseln innerhalb seines Funktionsteams signalisiert haben. Nach eingehenden Beratungen, in die am Wochenanfang auch Aufsichtsrat und Gesellschafter des Vereins eingebunden wurden, war jedoch in der Vereinsführung das Votum gegen Slomka gereift.

Wer tritt Slomkas Erbe an? Breitenreiter schließt Engagement aus

Bereits am vergangenen Sonntag hatte Kind den Manager damit beauftragt, eine Liste mit Trainerprofilen für die Nachfolge Slomkas zu erstellen. Nach den Vorstellungen Kinds soll ein jüngerer, noch relativ frisch in der Branche tätiger Fußballlehrer für 96 gewonnen werden. Als erste Kandidaten werden die in der 2. Liga erfolgreichen Frank Kramer (Fürth) und André Breitenreiter (Paderborn) gehandelt. Breitenreiter meldete sich allerdings noch am Freitagabend via Facebook zu Wort. Der 40-Jährige bezeichnete die Aufgabe in Hannover zwar als "sehr reizvoll", allerdings schloss er ein Engagement (vorerst) aus: "Der Zeitpunkt ist jedoch für mich noch nicht der Richtige!", postete Breitenreiter.

Breitenreiter sieht sich mit dem SC Paderborn auf einen guten Weg, nach schwachem Saisonstart haben sich die Ostwestfalen zuletzt stabilisiert und sich auf Rang sieben der Tabelle vorgearbeitet. Geht es nach Breitenreiter, soll der Weg aber weiter nach oben führen: "Ich bin davon überzeugt, dass wir die Entwicklung weiter vorantreiben und deshalb habe ich mich entschieden, auf jeden Fall Trainer des SCP zu bleiben". Breitenreiter signalisierte zudem sein Interesse an einer Vertragsverlängerung beim SCP.

Denkbar bei Hannover 96 wäre aber auch eine Übergangslösung. Auch diese, unter die etwa der Ex-Wolfsburger Lorenz-Günter Köstner fiele, müsste jedoch extern gefunden werden, Kandidaten aus dem eigenen Unterbau wie U-23-Coach Sören Osterwald, U-19-Trainer Daniel Stendel oder Nachwuchsleiter Slaven Skeledzic wird die Aufgabe offenbar noch nicht zugetraut. Als erfahrene Variante sagte Bremens ehemaliger Erfolgscoach Thomas Schaaf Hannover bereits ab, den ehemaligen Bundesligatrainern Christian Gross und Ewald Lienen sowie den Co-Trainern Peter Hermann (Schalke) oder Wolfgang Rolff (zuletzt Bremen) werden eher Außenseiterchancen eingeräumt.

Dicke Abfindung für Slomka - Keine Weiterentwicklung erkennbar

Für Slomka, der für die Auflösung des bis 2016 laufenden Vertrages eine Abfindung von rund einer Million Euro erhalten soll, ist es die zweite vorzeitige Beurlaubung nach seinem Aus auf Schalke im April 2008. Seit seiner Amtsübernahme in Hannover im Januar 2010 hatte der 46-Jährige die Mannschaft zweimal in die Europa League geführt, zugleich aber auch sämtliche Strukturen im Verein auf seinen Bedarf zugeschnitten. So gilt es nunmehr für 96, nahezu das komplette Funktionsteam auszutauschen. Unter anderem muss auch Co-Trainer Nestor El Maestro gehen. "Er ist bereits informiert. Wir arbeiten das jetzt alles nach und nach ab", sagte Dufner am Freitagabend der Nachrichtenagentur dpa.

Der Trainer hatte es seit Jahresbeginn 2013 nicht geschafft, die immer deutlicher werdenden Probleme bei der Laufleistung der Spieler in den Griff zu bekommen. Zuletzt entwickelte sich das Team trotz einiger millionenschwerer Blutauffrischungen im Sommer nicht weiter. Zudem wurde in den Spielen eine taktische und strategische Linie immer schwerer erkennbar. Schwache Heimspiele, wie gegen die Kellerkinder Braunschweig (0:0) und Nürnberg (3:3), gingen einher mit einer desaströsen Auswärtsleistung von acht Niederlagen in acht Spielen.

Fragwürdig erschien vielen zuletzt außerdem Slomkas Außendarstellung. Seine Wertungen der eigenen Darbietungen waren mitunter schwer nachvollziehbar, Ankündigungen von besseren Auftritten folgten in den dann folgenden Spielen kaum noch Taten.

Slomka ist nach Bruno Labbadia (Stuttgart), Thorsten Fink (Hamburg) und Michael Wiesinger (Nürnberg) der vierte Bundesliga-Coach, der in der laufenden Saison frühzeitig gehen muss.

Platz-Tausch an der Linie