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Drohende Fahrverbote: Sonder-Kennzeichen für Camper? - Camper fordern C-Kennzeichen für Reisemobile

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Von Fahrverboten für ältere Diesel wären unzählige Wohnmobile betroffen. Die Caravan-Branche fordert deshalb ein C-Kennzeichen für Camper. Ziel: freie Fahrt in die Umweltzone.

Campingbus von Mercedes und Westfalia: Eine Petition fordert, Wohnmobile von möglichen Fahrverboten auszunehmen Campingbus von Mercedes und Westfalia: Eine Petition fordert, Wohnmobile von möglichen Fahrverboten auszunehmen Quelle: MOTOR-TALK

Von Haiko Prengel

Berlin - Reisemobilisten fordern ein C-Kennzeichen für Wohnmobile, um künftig freie Fahrt in die Umweltzonen der Großstädte zu haben. Anlass sind die drohenden Fahrverbote für ältere Diesel, von denen auch zahlreiche Wohnmobile betroffen wären.

Mit einem sogenannten C-Kennzeichen könnten Camper von den Fahrbeschränkungen ausgenommen werden und einen Sonderstatus erhalten, analog zum bereits bestehenden H-Kennzeichen für Oldtimer. Automobile Klassiker mit mehr als 30 Jahren Alter dürfen mit diesem Sonderkennzeichen auch ohne Katalysator in deutsche Umweltzonen einfahren. Hinzu kommt eine Pauschalbesteuerung von jährlich 191 Euro.

Im Fall der Einführung von Fahrverboten aufgrund erhöhter Emissionswerte und einer Verschärfung der Umweltzonen auf die Abgasnormen EURO 6c und 6d seien „massive Auswirkungen auf den Caravaning-Bereich“ zu befürchten, erklärt das Deutsche Caravaning Institut (DCI), das die Initiative gestartet hat.

Wertverlust und Absatzrückgang

Folge wäre aus Sicht des Verbands ein Einbruch der Neuzulassungszahlen bei Wohnmobilen. Selbst die aktuellen 2018er Modelle erfüllen nur die Abgasnormen EURO 6a oder EURO 6b. Folge wäre nach Ansicht des Verbands außerdem ein erheblicher Wertverlust bei den zugelassenen Reisemobilen. Für die Kommunen seien Rückgänge der Besucherzahlen von öffentlichen und privaten Reisemobilhäfen sowie Stellplätzen und damit Umsatzrückgange zu erwarten. Entlassungen von Beschäftigten in der Caravaning-Industrie werden ebenfalls befürchtet. Letztlich gehe es auch um einen „Verlust der Lebensqualität“ für die Camper, erklärt das DCI.

Um die Befreiung von Fahrverboten durchzusetzen, hat die Branche eine Online-Petition zur Einführung eines C-Kennzeichens für Reisemobile gestartet. https://c-kennzeichen.de/mitmachen/

Die Aktion hat bislang knapp 7.000 Unterstützer gefunden und richtet sich den Petitionsausschuss des Bundestags. Dort soll sich dann der Verkehrsausschuss mit der Initiative beschäftigen, ein entsprechendes Papier wurde dem Bundestagsabgeordneten Alois Gerig (CDU) übergeben.

Wenig Unterstützung in der Politik

Der CDU-Politiker zeigt Verständnis für die Initiative: „Wohnmobil-Halter haben ein nachvollziehbares Interesse daran, dass ihre Fahrzeuge nicht von Fahrverboten und auch nicht von übermäßigen Wertverlusten betroffen sein werden“, erklärt Gerig. Begründet werde der Vorschlag eines privilegierenden C-Kennzeichens damit, dass Wohnmobile im Unterschied zu anderen Pkw eine besonders lange Lebensdauer aufwiesen und die Halter deshalb seltener in Neufahrzeuge investierten.

Zudem sei die jährliche Fahrleistung deutlich geringer, sodass der höhere Schadstoffausstoß älterer Fahrzeuge nicht ins Gewicht falle. „In Bundestag und Bundesregierung sehe ich aber derzeit wenig Unterstützung für den Vorschlag, ein C-Kennzeichen einzuführen“, sagt Gerig. Statt über weitere Ausnahmen von möglichen Fahrverboten nachzudenken, setze sich die CDU/CSU-Fraktion mit Nachdruck dafür ein, Fahrverbote für alle Fahrzeuge abzuwenden.

Dafür sei mit der Automobilindustrie vereinbart worden, dass 5,3 Millionen zugelassene Diesel-Pkw in den Schadstoffklassen Euro 5 und 6 „optimiert“ würden. Damit soll eine Reduktion der Stickoxide um bis zu 30 Prozent bis Ende 2018 erreicht werden. Zudem verwies Gerig auf das Sofortprogramm „Saubere Luft“, mit dem die Elektromobilität und die Nachrüstung von Dieselbussen im ÖPNV gefördert werden sollen.

Beim ökologischen Verkehrsclub Deutschland (VCD) stößt die Initiative C-Kennzeichen auf Ablehnung. Wohnmobile müssten mit ihrem ohnehin schon hohen Spritverbrauch nicht auch noch in die Umweltzonen der Großstädte einfahren, erklärt der Verband. Ohnehin befänden sich die meisten Stell- und Campingplätze außerhalb der Innenstädte im Grünen. Reisemobilisten, die sich Attraktionen in den Innenstädten ansehen wollten, könnten ihr Gefährt auch außerhalb parken und dann mit offentlichen Verkehrsmitteln in die City fahren.

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