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Anhörung zum PTA-Reformgesetz

»Apotheker schießen Eigentor«

Der Bundesverband der pharmazeutisch-technischen Assistenten (BVpta) zeigt sich empört über die ablehnende Haltung der Apotheker zum geforderten Ausbau der PTA-Ausbildung. Zudem kritisieren sie mangelnden Respekt für die Leistungen des Berufsstands.
Ev Tebroke
22.05.2019  14:46 Uhr

Mit dem geplanten PTA-Reformgesetz will Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) dem Assistenzberuf in den Apotheken mehr Gewicht verschaffen. Um dem aktuellen Fachkräftemangel entgegenzuwirken, soll der PTA-Beruf attraktiver werden. Vor diesem Hintergrund fordern der BVpta zusammen mit der Apothekengewerkschaft Adexa vor allem eine Verlängerung der PTA-Ausbildung von zweieinhalb auf drei Jahre. Die Vertreter der Apothekerschaft und der PTA-Schulen lehnen dies aber ab, wie im Verlauf der Anhörung zum Gesetz im Bundesministerium für Gesundheit (BMG) am 17. Mai deutlich wurde.

»Ein schlimmeres Eigentor konnten die Apothekervertreter nicht schießen«, teilte der BVpta-Vorstand heute mit. Der weitaus größte Teil der Arzneimittelabgaben inklusive umfassender Kunden-Beratung sowie der Herstellung von Rezepturen werde in den Apotheken durch PTA geleistet, gab der Vorstand zu bedenken. Also genau die »entscheidenden Kernkompetenzen«, die immer wieder zu Recht angeführt würden, um die Unverzichtbarkeit der Vor-Ort-Apotheken für eine sichere und wohnortnahe Arzneimittelversorgung der Bevölkerung zu begründen. »Wer die Notwendigkeit einer inhaltlich ausgebauten und längeren PTA-Ausbildung zur Professionalisierung negiert, stellt sich nicht nur gegen eine notwendige Reform, sondern sägt damit auch an seinem eigenen Ast«, so der BVpta. Vor dem Hintergrund des derzeit ebenfalls kontrovers diskutierten geplanten Apotheken-Stärkungsgesetzes spreche dies nicht gerade für politisches Gespür und Weitsicht.

Mehr Inhalte und Aufgaben

Laut BVpta sehen die Apotheker keinen Widerspruch darin, ein Mehr an Inhalten und Aufgaben, die das reformierte PTA-Berufsbild mit sich bringt, in der bestehenden Unterrichtszeit von zweieinhalb Jahren zu vermitteln. Nach Ansicht des BVpta geht diese Einschätzung an den realen Anforderungen künftiger Berufsanfänger vorbei. Auch hätten die Apotheker und die Vertreter der PTA-Schulen den erhöhten organisatorischen Aufwand der Schulen moniert – aus Sicht des BVpta ist dies zwar richtig, aber kein Argument für die ablehnende Haltung.

Für die Berufsvertretung der PTA konterkariert die Ablehnung die Zielsetzung des Reformgesetzes. »Wir hätten schon erwartet, dass die Vertreter der Apotheken uns PTA bei diesen berechtigten Reformforderungen zur Ausbildungsverlängerung auch im eigenen Interesse unterstützen«, so die Kritik.

Grundsätzlich rügte der BVpta  auch den Mangel an Respekt, den die Apotheker dem Berufsstand der PTA entgegen bringen.  Demnach titulierte eine Vertreterin der Apothekerschaft PTA wiederholt als »Mädels«. Eine solche Signalwirkung während einer sachlichen Anhörung des BMG sei »schlicht inakzeptabel«.

 

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