Wissenschaft und Forschung 05.06.2018

Karies bei Kleinkindern: Haben Eltern Schuldgefühle?

Karies bei Kleinkindern: Haben Eltern Schuldgefühle?

Foto: Wayhome Studio – stock.adobe.com

Eltern tragen die Verantwortung für die Mundgesundheit ihrer Kinder – doch sind sie sich dessen auch bewusst? Eine aktuelle Studie untersuchte Abhängigkeiten, die das Schuldbewusstsein beeinflussen, wenn Karies & Co. bei Kindern auftreten.

Trotz der wachsenden Erfolge bezüglich der Mundgesundheit von Kindern und Jugendlichen ist Early Childhood Caries, kurz ECC, weltweit noch immer ein ernst zu nehmendes Problem. ECC kann unter anderem die gesunde Entwicklung des Kiefers ausbremsen – hat demnach nachhaltigen Einfluss auf die orale Lebensqualität der Kinder. Damit Zahnärzte der Kinderzahnheilkunde zukünftig gezielter auf Eltern einwirken und die Mundgesundheit der Kinder verbessern können, ist es wichtig zu verstehen, wie es um die Wahrnehmung der Eltern bestellt ist. Schuldgefühle spielen hierbei eine Schlüsselrolle.

Diesen Aspekt haben nun Forscher der Universidade de São Paulo (USP) und Universität Bern in einer Studie untersucht. 1.313 brasilianische Eltern-Kind-Paare aus „einfachen Verhältnissen“ hatten freiwillig an der Untersuchung teilgenommen. Während ein Team aus 16 Zahnärzten verschiedener Gesundheitszentren die orale Gesundheit der drei- bis fünfjährigen Kinder untersuchte, füllten die Eltern Fragebogen aus. Die Auswertung legte offen, dass knapp ein Viertel der Eltern Schuldgefühle bezüglich des oralen Gesundheitszustandes ihrer Kinder hat. In gut 30 Prozent der Fälle war das Schuldgefühl „unbegründet“. Das heißt, diese Kinder wiesen weder Karies, Malokklusion noch traumatische Zahnverletzungen auf.

Die Schuldgefühle der Eltern standen in eindeutiger Abhängigkeit zu Sorgen um die Zahngesundheit ihrer Kinder. Denn mehr als die Hälfte der Eltern mit Schuldgefühlen ging davon aus, dass ihre Kinder unter oralen Problemen leiden würden. Deutlich wurde in der im International Journal of Paediatric Dentistry veröffentlichte Studie zudem, dass ein Mangel an Wissen aufseiten der Eltern nicht besteht. So glauben mehr als 80 Prozent, dass sich die Probleme hätten durch eine gesündere Ernährung, bessere Mundhygiene und regelmäßige Zahnarztbesuche verhindern lassen können. Sozioökonomische Faktoren stehen damit – wie zunächst vermutet – in keinem Zusammenhang zum Schuldbewusstsein der Eltern.

Studie: Carvalho TS, Department of Preventive, Restorative and Pediatric Dentistry, University of Bern, Bern, Switzerland; Int J Paediatr Dent. 2018 Jan;28(1):23-32. doi: 10.1111/ipd.12306 aus IME, Wissenschaftlicher Informationsdienst Ausgabe 2/2018. http://dx.doi.org/10.1111/ipd.12306

 

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