Linz (energate) - Unternehmen mit einem hohen Digitalisierungsgrad kommen leichter durch die Coronakrise. Jedoch haben insbesondere Energieversorger hier teils großen Nachholbedarf, zeigen Umfragen (energate berichtete). Das Linzer Jungunternehmen Firestart ist auf die Digitalisierung von Geschäftsprozessen spezialisiert und überzeugt, dass sich damit die Prozessstabilität wesentlich verbessern und beschleunigen lässt. Und diese sei gerade im Bereich Energiewirtschaft zur Aufrechterhaltung der kritischen Infrastruktur und der Gas-, Strom- sowie Wasserversorgung enorm wichtig, erklärte Gründer und CEO Robert Hutter gegenüber energate. Sein 2008 gegründetes Unternehmen hat laut Hutter heute bei einem Umsatz von 2,5 Mio. Euro mehr als 150 Kunden aus 20 unterschiedlichen Branchen, darunter Wien Energie oder Energie Burgenland.
"Die Coronakrise hat vor allem die internen, gewohnten Arbeitsprozesse gehörig auf den Kopf gestellt", so Hutter weiter. Besonders beeinträchtigt sind demnach Prozesse, die an einen Papierzettel oder den physischen Arbeitsplatz gebunden sind. Darüber hinaus habe Prozesswissen, dass nur in den Köpfen einiger weniger Mitarbeiter vorhanden ist, nicht mehr genutzt werden können.
Ende der "Monopolstellung mit wenig Wettbewerbsdruck"
Aus Sicht von Firestart hat sich damit erneut gezeigt, wie wichtig die Digitalisierung von Prozessen ist. Doch nicht nur eine Ausnahmesituation wie die gegenwärtige Pandemie, sondern auch die Evolution des Marktes verdeutlicht: Um als Energieunternehmen hier weiter bestehen zu können, seien Agilität, Digitalität und Wandlungsfähigkeit der Geschäftsprozesse von zentraler Bedeutung, meint Hutter. Die Zeit der Monopolstellung mit wenig Wettbewerbsdruck sei vorüber.
Er und sein mehr als 50-köpfiges Team hätten bei Kunden aus der Energiewirtschaft viele Prozesse durchgängig digitalisiert und automatisiert. Das habe unter anderem deutlich schnellere Durchlaufzeiten, bessere Entscheidungen und mehr Datenqualität ermöglicht. "Wenn Sie 2.000 Mitarbeiter beschäftigen und jedem Mitarbeiter dadurch nur 15 Minuten sinnloser Arbeit - wie Suchen von Informationen, Nachfragen zum Prozessstatus, doppelte Datenpflege - sparen können, dann sparen Sie circa 25.000 Euro an Personalkosten, pro Tag wohlgemerkt." Zudem werde Risiken vorgebeugt, "denn auch kleine Fehler können eine große Wirkung haben und großen Schaden anrichten."
"Sinnbefreite E-Mails mit Excel-Anhängen ersetzen"
Im Blick hat das Unternehmen dabei sowohl interne Prozesse als auch solche im Bereich Kundenservice und -beziehungsmanagement. Hutter zufolge bildet Firestart "sozusagen den digitalen Blutkreislauf und das Nervensystem eines Unternehmens und kümmert sich darum, dass alle Organe - Einzelsysteme - richtig versorgt sind und der Organismus insgesamt besser funktioniert." Dazu zählten zum Beispiel "sinnbefreite E-Mails mit Excel-Anhängen". Diese würden durch intelligente Aufgaben ersetzt, die den Benutzer Schritt für Schritt durch einen bestimmten Prozess führen.
Gefragt nach den Zukunftsplänen für sein Unternehmen, erklärte der Firestart-Chef, in einem Jahr "dreimal so gut und dreimal so groß" sein zu wollen. Für das Jahr 2021 sei eventuell eine weitere Finanzierungsrunde geplant. Anteilseigner von Firestart seien aktuell unter anderem der ehemalige Head of Strategy von Microsoft, Charles Songhurst, außerdem Paul Achleitner (Aufsichtsratsvorsitzender Deutsche Bank) oder auch Gerhard Roiss (ehemaliger Vorstandsvorsitzender OMV). Da in der gegenwärtigen Krise IT- und Softwareunternehmen die großen Gewinner sind, könnten die Pläne also durchaus aufgehen. /dz