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Cannabinoid-Produktion

Tequila!

Das Frankfurter Pharmaunternehmen Farmako hat ein gentechnisch modifiziertes Tequila-Bakterium zum Patent angemeldet, mit dem sich Cannabinoide synthetisch herstellen lassen. Gegenüber der Produktion in der Pflanze, aber auch in Hefezellen soll das Verfahren deutlich einfacher und kostengünstiger sein.
Annette Mende
27.03.2019  15:00 Uhr

Zymomonas cannabinoidis® heißt das von Farmako entwickelte Bakterium, mit dem die Firma laut eigener Aussage »die Pharmaindustrie in Sachen Cannabis revolutionieren« will. Es leitet sich ab von Zymomonas mobilis, das zur Herstellung von Tequila eingesetzt wird. Das Bakterium wurde gentechnisch so modifiziert, dass es neben den wichtigsten Cannabis-Inhaltsstoffen Δ9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD) im Rahmen einer kontinuierlichen Synthese auch andere Cannabinoide herstellen kann, gibt die Firma in einer Pressemitteilung bekannt.

»Mit einem Produktionsdurchlauf können wir 900 Stunden ohne Unterbrechung Cannabinoide produzieren. In dieser Zeit entstehen beispielsweise 4,5 Kilogramm THC pro Gramm Bakterienmasse«, erklärt Patrick Schmitt, Molekularbiologe und Mitgründer von Farmako. Ausgangssubstanz sei Traubenzucker. In einem prokaryotischen Syntheseorganismus wie Zymomonas cannabinoidis sei die Cannabinoid-Produktion viel wirtschaftlicher als in einem eukaryotischen wie der Bierhefe. Denn die Hefepilz-Zellen müssten nach der Synthese aufgebrochen werden, was die Produktion unterbinde. Das genmodifizierte Bakterium hingegen gebe die produzierten Cannabiniode direkt an das umliegende Medium ab.

Nachdem erst kürzlich die Produktion von Cannabinoiden in Hefezellen gelang, könnte das neue Verfahren die großtechnische Cannabinoid-Herstellung weiter vereinfachen. Farmako gibt an, durch die Bereitstellung synthetisch hergestellter Cannabinoide die Kosten senken und die medizinische Erforschung der Substanzen voranbringen zu wollen. Profitieren sollen davon Patienten mit Erkrankungen, bei denen Cannabinoide womöglich wirksam sind, aber sicher auch die Firma selbst: Laut eigenen Angaben ist das Patent auf Zymomonas cannabinoidis geschätzte 300 Millionen Euro wert.

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