Im Grunde sieht sie doch immer gleich aus, die Produktseite. Bilder links, tunlichst vergrößerbar, Preis und Details rechte ein paar Bewertungen und ein Call to action. So liefern Standard-Shopsysteme Produktseiten aus und befüllen Sie gerne direkt aus dem PIM. Doch was, wenn man sich mal von anderen, erfolgreichen Shops inspirieren lässt?

1. Interaktive Bilder

Die Idee ist nicht neu und sie funktioniert auch nur bei bestimmten Produktgattungen, vor allem bei Produkten, die etwas erklärungsbedürftiger sind. Die Rede ist vom interaktiven Bild, einem Bild, das Hotspots enthält, die wenn sie mit der Maus überfahren werden, Details zum Produkt oder einer bestimmten Funktion preisgeben.
Bei einem Hotelzimmer funktioniert das großartig. Schauen Sie sich das Beispiel Prizeotel an. Dort darf der Gast das Zimmer bereits vor dem physischen Eintreffen erkunden. Ohne viel 360-Grad-Schnickschnack. Er erfährt, dass die Schreibtischlampe eine Freisprechanlage beinhaltet und dass man an den Fernseher auch seinen Laptop anschließen kann.
© prizotel
Darüber hinaus nutzt Prizeotel die gleiche Grafik für FAQ-Elemente, zum Beispiel nach zusätzlichem Stauraum für Gepäck oder zur Erklärung, was an den eingebauten Betten besonders hochwertig ist. Sehr nachahmenswert.

2. Transparente Lieferbedingungen

Viele Tests in den letzten Jahren haben gezeigt, dass die Kunden es wenig mögen, wenn Sie am Ende des Kaufprozesses Überraschungen erleben, zum Beispiel was Lieferzeit oder –kosten angeht. WhichTestWon berichtet von einem Test im Modeshop Miss Etam aus Holland, wo man verschiedene Varianten ausprobierte, um die Versandbedingungen anzuzeigen. Interessant war, dass der Shop grundsätzlich eine Lieferung am nächsten Tag vorsieht, wenn Produkte bis 16 Uhr bestellt werden. Als man aber genau dieses Feature als Countdown in die Seite integrierte, steigerte das die Conversions um satte neun Prozent.
Merke: Wenn man gutes leistet, spricht man besser auch darüber.

3. Die bessere Detailbeschreibung

Der Liefer-Countdown ist ein klassischer Kaufbeschleuniger aus dem Neurocommerce. Tatsächlich können kleine subtile Details den Unterschied machen, ob sich ein Kunde auf einer Site wohlfühlt oder nicht.

Die Produktseiten von Adidas und Nike sehen sich auf den ersten Blick ziemlich ähnlich. Ohne zu wissen, welchen Effekt das auf die Conversion hat, zeigt sich aber die Nike-Produktseite eine Spur griffiger, vor allem, wenn man die Detailbeschreibung betrachtet. Beide arbeiten mit emotionalen Texten, aber Nike strukturiert sie besser und setzt noch ein weiteres Bild daneben. Betrachtet man nur dieses Element, wirkt der Ansatz von Adidas hier etwas spröder.
Detail bei Adidas
© Adidas
Detail bei Adidas
Eine Spur cleverer: Nike
© Nike
Eine Spur cleverer: Nike

4. Lokalkolorit

Wie mächtig der richtige oder vielmehr der emotional passendere Text sein kann und wie wichtig für den Gesamteindruck auch Bildauswahl und Layout sind, zeigt ein Experiment von Webarts. Für Minolta Österreich hat man die gesamte Produktseite in Rotweiß dekoriert. Im Text bedankte sich Minolta explizit bei den Österreichischen Kunden.

Möglicherweise griff dieser Ansatz besonders stark, weil gerade internationale Unternehmen DACH oft aus einem Guss bedienen. Wer den Unterschied macht, und dem jeweiligen Landeskunden das Gefühl gibt, etwas Besonderes zu sein, der gewinnt. In diesem Fall doppelt so viel Umsatz wie mit der Originalseite.

5. Die User Experience als Produktseite

Sie haben ja mitbekommen, wie unglaublich erfolgreich Unboxing-Videos auf YouTube funktionieren. Die Zuseher lieben das reale Produkterleben im Moment des Aufmachens der Schachtel.

Etwas so ähnlich funktioniert ein weiteres, kopierenswertes Detail bei Prizeotel. Dort gibt es einen Navigationsreiter mit dem Titel: „Dein Tag bei Uns“. Und hier erklärt das Hotel den ganzen Prozess von der Anfahrt bis zum Checkout, schlägt Ausgehtipps vor und bietet das eigene Restaurantangebot feil. Das coole an dieser Idee ist, dass fast die gleichen Inhalte benutzt werden können, um eine E-Mail-Begleitung entlang des Gastbesuchs zu realisieren. Das funktioniert natürlich vollautomatisch und muss nur einmal eingerichtet werden.

6. VR-Lite

Ja, es wird noch Jahre dauern, bis VR-Brillen eine weitere Verbreitung finden, vielleicht auch nie. Aber man kann nicht verleugnen, dass die Technik bei allem was „Raum“ hat durchaus ansprechende Produktpräsentation ermöglicht. Und dank !Google 360! lassen sich VR-nahe Inhalte auch mit vergleichsweise vertretbarem Aufwand herstellen.

Das Radisson Blue Hotel in Hannover hat einen 360-Grad-Rundgang im eigenen Haus durchgeführt. Im Gegensatz zum Klassischen 360-Grad-Bild, bei dem Standbilder aneinander geklebt wurden, geht es nun eben um Film und der Nutzer kann seinen Betrachtungsgegenstand frei wählen, während der Concierge – im Zweifelsfalle hinter ihm stehend – das Hotelzimmer erklärt.

7. Filme und sprich darüber

Dass Videos gut für die Conversion auf der Produktseite sind, hat sich auch inzwischen rumgesprochen. Die Frage ist nur: Wohin damit. Viele Shops zeigen die Produktfilmchen unterhalb des Hauptbildes in der gleichen Leiste, in der auch die anderen Produktfotos hinterlegt sind.
Der Taschen- und Accessoire-Shop Radleys aus London probierte mal etwas anderes und schuf auf der rechten Seite, dort wo die Rezensionen und Produktdetails stehen ein Tab für das Video. Das wird auch in der Standardeinstellung geöffnet, wenn der User die Seite aufruft. Natürlich brachte die prominente Darstellung viel mehr Videoaufrufe (300%) aber gleichzeitig auch drei Prozent mehr Umsatz. Um abschließend bewerten zu können, ob das ökonomisch erfolgreich ist, müsste man nun die Kosten für die Videoabrufe beziffern.
© radley

8. Bewertete Empfehlungen

Kommen wir noch einmal zurück zu Adidas und Nike. In derselben Produktseite findet sich im unteren Bereich auch eine Leiste mit Produktempfehlungen. Nike zeigt nur vier Produkte, Adidas nutzt eine Leiste, die zur Seite klickbar ist, eine Art Karussell.

Dieses Mal hat in der subjektiven Wahrnehmung Adidas die Nase vorn. Nike führt den doch etwas überflüssigen Begriff Herrenschuh mit. Adidas hingegen nutzt den Platz und zeigt die Bewertungssternchen. Ein Eyecatcher und erster Parameter für die Auswahl neben dem Preis und dem Produktbild.
Hier gefällt Adidas
© Adidas
Hier gefällt Adidas

9. Details, welche Details?

Immer wieder stellt sich auf Produktseiten die Frage, welche Informationen man prominent spielen soll und welche man weglässt. Man ist immer wieder erstaunt, welche Wirkung eher „weiche“ Formulierungen entfalten können im Vergleich zu harten Fakten wie den verfügbaren Zahlarten, dem präferiertem Lieferdienst etc.

Webarts führte anhand des Onlineshops von Görtz einen passenden Test durch. Auf einer Seite gab es die Zahlarten zusehen, auf der Variante Nutzenversprechen wie: „Bequem zuhause anprobieren“. Und siehe da, letztere Variante erzielte 5,7 Prozent mehr Conversions.
© WebArts

10. Produkt ohne Produktseite

Einen sehr schönen Kniff für Upselling hat der T-Shirt-Shop Viral Style aus den USA gefunden. Kauft der Nutzer ein T-Shirt und hat auch den kompletten Checkout abgeschlossen, erscheint eine neue Produktseite als Bestellbestätigung. Hier darf der geneigte Kunde binnen fünf Minuten weitere Produkte bestellen und dem bestehenden Päckchen hinzufügen, ohne zusätzliche Versandkosten.

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