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Kurhotel Lauter wird zum Ort des Heilens

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Erinnerung an alte Zeiten: Die neuen Besitzer weichen vom gängigen Kuransatz ab, bei dem die Krankheit im Mittelpunkt steht.
Erinnerung an alte Zeiten: Die neuen Besitzer weichen vom gängigen Kuransatz ab, bei dem die Krankheit im Mittelpunkt steht. © sehr

Bad Kohlgrub - Die Renovierungsarbeiten laufen, das Konzept steht: Die neuen Eigentümer verwandeln das Kurhotel Lauter gerade in ein „SeinZ-entrum“. Die Behandlung mit der Tablette rückt dabei in den Hintergrund.

Ein frischer Wind weht im Kurhotel Lauter. Wortwörtlich. Eine Plane, mit dem das Fenster im Eingangsbereich abgeklebt ist, flattert. Draußen vor der Tür des Eingangsbereiches dröhnt der Schlagbohrer von Bauarbeiter Emil Zbyszek. Er ist am Mauerwerk zugange. Die Vorbereitung für den Einbau einer Terrassentür. Statt Gästen wuselnderzeit in dem traditionsreichen Haus an der Bad Kohlgruber Badstraße Handwerker herum. Das Gebäude soll gerüstet werden. Für das, was die neuen Besitzer Christian und Doris Kramer damit vorhaben. Das Ehepaar aus München, das seit 1. April in der Gemeinde lebt, setzt ein besonderes Konzept um. Aus dem Kurhotel wird das „SeinZ-entrum“.

Die Eigentümer verfolgen einen anderen Ansatz von Kur. „Wir sehen den Menschen als Ganzes“, sagt der Wirtschaftsinformatiker. Das Haus wird ein Ort des Heilens, in dem man eine Krankheit bei der Wurzel anpackt und nicht mit Pillen behandelt. Im Fokus liegt die Naturheilkunde. „Wie lebst Du?“, „was isst Du?“ oder „wie denkst Du?“ – das sind Fragen, die beim Patienten herauszufiltern sind. Die Basis der Behandlung. In der Regel „wird immer nur an der Krankheit herumgedoktert“, sagt der 54-Jährige. Für ihn der falsche Weg.

Idee kam den Besitzern in Indien

Deshalb wollen die zwei den Gästen einen Ort schaffen, an dem sie mal den Alltag verlassen können, geerdet werden, verinnerlichen, dass sie selbst verantwortlich sind für die Krankheit und lernen, auf ihren Körper zu hören. Für so manchen Schulmediziner dürfte das wie Hokuspokus klingen. Doch solche Behandlungsformen werden immer populärer. „Es gibt viele Häuser, die in diese Richtung gehen“, betont Doris Kramer. Ihr Mann pflichtet ihr bei. „Das ist nichts grundsätzlich Neues“, räumt er ein. Die Therapien rühren aus der chinesischen oder indischen Heilkunst oder von den alten Kräuterhexen her. Auf die Idee sind die Kramers bei einem Aufenthalt in Indien gekommen, wo sie eine dreiwöchige Ayurveda-Kur gemacht haben. „Die Lehre ist ganz authentisch“, sagt die 53-Jährige.

Sie sind überzeugt von ihrem Konzept, bei dem sie ein breites Programm für die Patienten im Auge haben. Die Hotelbesitzer wollen Seminare für alternative Medizin, zur Persönlichkeitsentwicklung und zur Gesundheitsprophylaxe sowie Kurse wie Yoga und schamanisches Trommeln anbieten. Außerdem wartet in dem Bio-Hotel – aber „nicht mit altbackendem Naturkost-Charme“ – auf die Besucher sowohl ein veganes Restaurant als auch ein strahlungsfreies Hotel. Ohne Internet und Fernsehen im Zimmer. „Wir wollen die Leut’ nicht mit Elektrosmog belästigen“, sagt die studierte Betriebswirtschafterin.

Doch bis der Startschuss fällt, gibt es noch einiges zu tun. Deshalb nennen die Kramers kein genaues Eröffnungsdatum. „Wir wollen es fließend machen“, sagt die Betreiberin. Jede Menge Arbeit steht noch an. „Früher war das hier ein Königsplatz“, erzählt Christian Kramer. Das Hotel thronte förmlich über Bad Kohlgrub. Doch in den vergangenen 30 Jahren habe es sich versteckt und erinnere durch seine veraltete Architektur und die dunklen Balkone eher an ein Landschulheim als an die Zeiten als „elegantes Hotel“. Derzeit erneuern die Arbeiter Fenster oder die Gläser und dichten Dächer und Abflussrohre ab, ehe der Gasbrenner ausgetauscht und sowohl eine Photovoltaik-  als auch eine Blockheizkraftanlage installiert werden. „Das Haus verbraucht unglaublich viel Energie, weil es mit Dampf beheizt wurde“, schildert Doris Kramer die Situation.

Das Ziel für dieses Jahr ist jedenfalls gesteckt: das Haus winterfest zu machen. Im Frühjahr 2017 wollen die Kramers mit den Kursen beginnen und das alte Schwimmbad in einen großen Seminarraum verwandeln. Insgesamt 61 Zimmer und 93 Betten sollen am Ende den Gästen zur Verfügung stehen, wenn die Kramers Kurhotel Lauter endgültig aus dem Dornröschenschlaf erweckt haben und der frische Wind nicht nur durch die fehlenden Glasscheiben bläst.

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