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Reichlich Stoff für Bücher

Handgenähte Buchtaschen, ein efeu-basierter Waschmittelersatz und eine digitale Schnitzeljagd durch die Hauptstadt – mit diesen Geschäftsideen haben Studierende im Finale des Funpreneur-Wettbewerbs die ersten drei Plätze belegt

16.07.2018

Die Buchtaschen von Sophia Alexandridis und Michael Rödinger machen das Lesen unterwegs entspannt und angenehm.

Die Buchtaschen von Sophia Alexandridis und Michael Rödinger machen das Lesen unterwegs entspannt und angenehm.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Er läuft und läuft: Bereits zum 24. Mal wurde der Funpreneur-Wettbewerb an der Freien Universität Berlin ausgerichtet, weit über 1.000 Studierende haben bisher insgesamt teilgenommen. Im aktuellen Durchgang waren 19 Teams mit insgesamt 55 Studierenden aus verschiedenen Fächern gestartet. In einem Workshop hatten sie zunächst ihre Geschäftsideen entwickelt; an weiteren Seminartagen wurden sie auf die fünfwöchige Praxisphase vorbereitet.

Zur Umsetzung der Idee erhielt jedes Team ein symbolisches Startkapital von fünf Euro und wurde ehrenamtlich von einer Wirtschaftspatin oder einem Wirtschaftspaten aus den Reihen der Wirtschaftsjunioren Berlin e.V. oder des Netzwerks Unternehmertum der Freien Universität Berlin unterstützt. Ab Mitte Mai war dann Organisationstalent gefragt: Die Teams mussten gestalten, produzieren, verpacken, Vertriebskanäle finden, Werbung machen und ihre Produkte verkaufen.

So setzten sich Sophia Alexandridis und Michael Rödinger von „CaYouBo“ selbst an die Nähmaschine: Mit handgenähten Buchtragetaschen wollten sie das Lesen unterwegs entspannt und angenehm gestalten. In Stoffe mit modischen Mustern eingeschlagen kann das Lieblingsbuch damit wie eine Handtasche getragen werden. Als Vertriebspartner gewannen die Studierenden unter anderem das Berliner Kulturkaufhaus Dussmann und die Buchhandlung Ludwig. Zusätzlich baute das Team einen Onlineshop auf und warb mit Bildern auf Instagram und Facebook für die Buchtaschen.

Ihr stimmiges Gesamtkonzept, der Verkaufserfolg und die gelungene Präsentation auf der Abschlussveranstaltung überzeugten die Jury: „CaYouBo“ gewann den mit 1.200 Euro dotierten ersten Preis des Wettbewerbs. Einen Teil des Preisgeldes will das Duo zu Gründung eines dauerhaften Unternehmens nutzen, weitere 20 Prozent fließen als Spende an den Verein Sakuta Wannsee e. V., der eine Schulbibliothek in Gambia unterstützt.

Manuel Cosme, Tabea Borrmann, Gabriela Paredes Siml und Nikola Tietze (v.l.n.r.) verkauften ökologisches Waschmittel auf Basis von Efeu.

Manuel Cosme, Tabea Borrmann, Gabriela Paredes Siml und Nikola Tietze (v.l.n.r.) verkauften ökologisches Waschmittel auf Basis von Efeu.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Natürliches Waschmittel aus Efeu

Auf den zweiten Platz kamen Gabriela Paredes Siml, Tabea Borrmann, Manuel Cosme und Nikola Tietze. Unter dem Namen „Cleanleaves“ hatte das Team eine ökologische Alternative zu herkömmlichen Waschmitteln entwickelt: Von der Nähwerkstatt Reha-Steglitz gGmbH genähte Leinensäckchen wurden mit natürlichem Waschmittel auf der Basis von Efeublättern gefüllt und mit ätherischen Ölen in drei Duftvarianten versetzt. Auch die Cleanleaves-Produkte waren im selbst erstellten Onlineshop und bei Vertriebspartnern erhältlich. Für ihre Idee erhielten die Studierenden ein Preisgeld von 800 Euro.

Isabella Willeke und Jannis Wolff entwickelten eine digitale Schnitzeljagd durch Berlin

Isabella Willeke und Jannis Wolff entwickelten eine digitale Schnitzeljagd durch Berlin
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Für die „Berlin Online Rallye“ wurden Isabella Willeke und Jannis Wolff mit dem dritten Platz und 400 Euro Preisgeld ausgezeichnet: Ihre App führt Touristen und Einheimische per Smartphone auf einer digitalen Schnitzeljagd durch die Stadt, lässt sie Rätsel lösen und liefert spannende Geschichten über Berliner Sehenswürdigkeiten. Zum Preis von 7,99 Euro lassen sich die barrierefreien Touren im Onlineshop buchen und auf das Handy oder Tablet laden.

Nachhaltig und lecker: Alina Schmitz, Levent Vorpahl, Tobias Hoffmann und Melanie Schmidt (v.l.n.r.) kochten Marmelade aus Früchten, die Händler normalerweise als Abfall aussortieren.

Nachhaltig und lecker: Alina Schmitz, Levent Vorpahl, Tobias Hoffmann und Melanie Schmidt (v.l.n.r.) kochten Marmelade aus Früchten, die Händler normalerweise als Abfall aussortieren.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Erfolgreiches Zusammenspiel von Birne, Nektarine und Chili

Levent Vorpahl, Alina Schmitz, Melanie Schmidt und Tobias Hoffmann wollten mit ihrer Geschäftsidee der Verschwendung von Lebensmitteln entgegenwirken: Sie kochten Marmelade aus Früchten, die Händler normalerweise als Abfall aussortieren, weil sie nicht mehr perfekt aussehen. Über das Team mit dem Namen „Waste no Taste“ hatte die Berliner Morgenpost ausführlich berichtet. Das brachte den vier Studierenden den mit 400 Euro dotierten PR-Preis für erfolgreiche Medienarbeit ein.

„Rezepte haben wir eigentlich keine“, sagt Alina Schmitz. „Wir kochen eben mit dem, was wir an Lebensmitteln bekommen.“ So war es im „WM-Glas“ ­– rund wie ein Fußball ­– zu einem „erfolgreichen Zusammenspiel“ von Birne und Rotwein (dunkellila bis schwarz), Birne, Nektarine und Chili (rot) sowie Banane und Apfel (goldgelb) gekommen. Alina Schmitz und Melanie Schmidt wollen das Unternehmen nach dem Wettbewerb neu gründen, um sich weiter als Lebensmittelretter zu engagieren.

Viktor Jung und Ekaterina Stachelrodt stellten ihre Funpreneur-Projekt Time to Change auch im Rahmen der Langen Nacht der Wissenschaften an der Freien Universität Berlin vor.

Viktor Jung und Ekaterina Stachelrodt stellten ihre Funpreneur-Projekt Time to Change auch im Rahmen der Langen Nacht der Wissenschaften an der Freien Universität Berlin vor.
Bildquelle: Michael Fahrig

Sonderpreis für Responsible Entrepreneurship

Ähnlich wie „Waste no Taste“ und „Cleanleaves“ setzen immer mehr Funpreneure auf Nachhaltigkeit. Keine leichte Aufgabe für die Jury, die auch noch den Sonderpreis von 250 Euro für „Responsible Entrepreneurship“ zu vergeben hatte. Der Preis wurde vom Netzwerk Unternehmertum der Freien Universität Berlin gestiftet und ging schließlich an das Team „TimeToChange“, weil Ekaterina Stachelrodt und Viktor Jung mit ihrem zu 100 Prozent kompostierbaren Kaffeebecher eine Lösung für das Abfallproblem auf dem Campus gefunden haben.

„Alle Finalisten des Wettbewerbs haben kreative und gut durchgedachte Konzepte präsentiert und sehr engagiert umgesetzt“, sagt Jurymitglied Oleksandra Ambach von der Berliner Sparkasse. „Obwohl ich täglich Gründungen bewerte, fiel es mir schwer, mich auf einen Sieger festzulegen.“ Die Berliner Sparkasse und die Industrie- und Handelskammer zu Berlin sind Partner des Wettbewerbs, der als Lehrveranstaltung im Rahmen der Allgemeinen Berufsvorbereitung für Bachelorstudiengänge anerkannt wird. Koordiniert wird die Veranstaltung vom Digital Entrepreneurship Hub am Department Wirtschaftsinformatik der Freien Universität Berlin.

Weitere Informationen

Die nächste Runde des Funpreneur-Wettbewerbs startet zum Wintersemester am 16. Oktober 2018. Interessierte können sich vorab unter www.fu-berlin.de/funpreneur oder per E-Mail bei Stefan Hanke, Koordinator des Funpreneur-Wettbewerbes, anmelden: stefan.hanke@fu-berlin.de