Interview 6. April 2021
„Mindset-Engineering“ –
Diversity-Kompetenz ist ein Gewinn für jedes Team

Joël Michaud ist seit 2018 Abteilungsleiter der Automatenmontage im schweizerischen WAGO Werk und hat eine Seminararbeit zu einem Thema verfasst, mit dem man im ersten Moment gar nicht rechnet: „Diversity Management“ (Vielfalt).

Im Interview erfahren Sie, was seine Motivation dafür war und welche Empfehlungen er für andere Führungskräfte aber auch die Mitarbeiter*innen hat.

Ein paar Worte zu Ihnen:

Mein Name ist Joël Michaud, ich bin im Schweizer Kanton Wallis aufgewachsen, 39 Jahre alt, verheiratet und habe zwei Söhne. Beruflich habe ich mit einer Lehre als Elektromechaniker begonnen, den Techniker gemacht und anschließend einen Bachelorabschluss im Wirtschaftsingenieurwesen aufgesetzt. Im Jahr 2017 wurde ich als stellvertretender Abteilungsleiter Automatenmontage bei WAGO eingestellt. Seit 2018 bin ich nun Abteilungsleiter des Bereichs und leite ein Team aus 90 Personen. Weil ich mich stärker in meine Führungsrolle einarbeiten wollte, habe ich den berufsbegleitenden Executive Master of Business Administration (EMBA) begonnen und habe aktuell noch zwei Semester vor mir.

Warum haben Sie sich als Abteilungsleiter im technischen Bereich für das Thema „Diversity Management“ entschieden?

Ich habe mich bisher vorwiegend technisch weitergebildet, dann aber in meiner neuen Rolle als Führungskraft schnell gemerkt, dass mich es viel mehr auf die Sozialkompetenzen ankommt. Es reicht nun mal nicht, fachlich zu führen. Wir Führungskräfte müssen uns auch anders darauf vorbereiten und das Ziel haben, unsere Mitarbeiter*innen zu Empowern, selbstständig zu handeln. Um daran zu arbeiten, habe ich das Wahlpflichtmodul „Leadership“ gewählt. Ein Modul darin heißt „Interkulturelle Kompetenzen“ mit dem Seminarthema „Diversity Management“. Ich habe mich dafür entschieden, weil ich in meinem Bereich schnell gemerkt habe, wie unterschiedlich die Personen mit anderen kulturellen Herkünften ticken und zusammenarbeiten. Damit wollte ich mich stärker auseinandersetzen.

Was bedeutet Diversity-Kompetenz für Sie?

Für mich ist das eine wichtige Eigenschaft einer guten Führungskraft, alle Mitarbeiter*innen grundsätzlich gleich zu behandeln und die gleichen Chancen zu geben. Ihre Herkunft oder anderen Persönlichkeitsmerkmale sollten keine Rolle spielen – sondern die beruflichen Fertig- und Fähigkeiten. Es geht darum, sich mit den Stereotypen und Vorurteilen zu beschäftigen und daran zu arbeiten, diese abzuschaffen.

Was braucht es dafür?

Eine gesunde Portion an Selbstreflexion und -führung sowie Offenheit, Lernbereitschaft, der konstruktive Umgang mit Fehlern und eine wertschätzende und anerkennende Kommunikation. Als technisch ausgebildete Person nenne ich das auch gern „Mindset Engineering“. Also nicht das Rumwerkeln an Anlagen, Maschinen und Produkten – sondern an unserer persönlichen Einstellung! Und wer das grundsätzlich nicht kann und möchte, der steckt vielleicht in der falschen Rolle.

Es geht darum, sich mit den Stereotypen und Vorurteilen zu beschäftigen und daran zu arbeiten, diese abzuschaffen.

Joël Michaud, Leiter Automatenmontage

Was sind Ihre wichtigsten Erkenntnisse und Empfehlungen, die Sie mit anderen Führungskräften und der WAGO Welt teilen möchten?

Mir persönlich hat die Auseinandersetzung mit dem Thema viel gebracht und ich arbeite daran, die Erkenntnisse in meinen Berufsalltag aus Führungskraft einfließen zu lassen. Aber ich glaube, dass Diversity-Kompetenz für jedes Team oder auch jede Person einen Mehrwert bringen kann:

  1. Vielfalt fängt bei dir selbst an: Arbeite zuerst an deiner Einstellung und reflektiere dein Verhalten. Sei die Veränderung, die Du Dir von anderen wünscht.
  2. Erfasse die Istsituation: Auch wenn das erstmal mühsam ist! Welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten gibt es in dem Team? Wo gibt es Chancen oder potenzielle Konflikte bei der Zusammenarbeit?
  3. Vielfalt bietet viele Chancen: wenn wir aufhören, sie als Stolperstein zu sehen. Wieso stellen wir gern Personen ein, die gut zu uns oder in das Team passen? Eigentlich sind doch gerade die Personen eine Bereicherung, die mal was anders machen und andere Perspektiven und Ansichten in das Team bringen.
  4. Kommunikation ist wichtig: Das heißt nicht nur reden und viele Botschaften senden, sondern miteinander reden! Zuhören, sich aktiv Feedback einholen und davon lernen.
  5. Bewusstseinstrainings sollten auf allen Führungsebenen durchgeführt werden: Wir führen bei uns aktuell den Piloten durch, ein 3-tägiges Führungsseminar bis auf Teamleiterebene anzubieten. Das ist gerade für die Personen wichtig, deren beruflicher Werdegang rein technisch geprägt ist und denen dadurch die psychologische Perspektive noch nicht vermittelt wurde.

Unsere Haltung

Als verantwortungsbewusstes Familienunternehmen setzten wir uns stets zum Wohl aller Beteiligten ein – ganz gleich, ob für Mitarbeiter, Kunden oder Zulieferer. Dieser Grundsatz ist tief in unserer Kultur verankert und wirkt sich auf alle Tätigkeitsbereiche aus.

Unsere Verantwortung

Das Thema Nachhaltigkeit setzten wir auf allen Ebenen um und sind uns unserer Verantwortung gegenüber Mitarbeitern, Partnern, Umwelt und Gesellschaft bewusst.

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