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Welt-Nichtraucher-Tag

Ärzte warnen vor E-Zigaretten in der Schwangerschaft

Zum heutigen Welt-Nichtraucher-Tag fordern zwei ärztliche Fachgesellschaften, Kinder und Schwangere besser vor Tabakrauch und E-Zigaretten-Aerosolen zu schützen. Sie wünschen sich mehr Aufklärung werdender Eltern über die Gefahren für das ungeborene Kind – und Hilfsangebote zur Entwöhnung.
Daniela Hüttemann
31.05.2019  08:00 Uhr

Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts raucht jede zehnte Frau in Deutschland während der Schwangerschaft Zigaretten. Während der schädliche Einfluss der »normalen« Rauchens auf das ungeborene Kind allgemein bekannt ist, herrscht einer US-Studie zufolge noch Unwissenheit darüber, dass auch der Gebrauch von E-Zigaretten schaden kann, zumindest wenn Nikotin verdampft wird.

»Da die E-Zigarette als Hilfsmittel zum sanften Ausstieg aus der Tabakabhängigkeit beworben wird, müssen wir annehmen, dass Schwangere, die das Rauchen aus eigener Kraft nicht aufgeben können, E-Zigaretten als Alternative nutzen«, sagt Professor Dr. Robert Loddenkemper von der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP) in einer gemeinsamen Presseerklärung mit der Deutschen Lungenstiftung (DLS).

Dabei beziehen sich die Fachgesellschaften auf eine US-amerikanische Langzeitstudie der Gesundheitsbehörde CDC, an der mehr als 3.000 Frauen teilnahmen, die im Studienzeitraum ein Kind bekamen. 7 Prozent gaben an, während der Schwangerschaft E-Zigaretten genutzt zu haben. Die Hälfte dieser Frauen nannte als Begründung, dass E-Zigaretten weniger schädlich für das Kind seien und zudem bei der Tabakentwöhnung helfen würden. Jede vierte Schwangere wusste zudem nicht, dass ihre E-Zigarette Nikotin enthielt.

Die deutschen Fachgesellschaften halten diese Ergebnisse für besorgniserregend, auch wenn für Deutschland bislang noch keine Zahlen erhoben worden sind. »Die Studie zeigt, dass die Vermarktungsstrategie der Industrie aufgeht, die die schädlichen Effekte von E-Zigaretten verharmlost«, sagt Professor Dr. Stefan Andreas von der DLS. Zwar seien die gesundheitlichen Langzeitfolgen der E-Zigarette nicht so gut untersucht wie die des Tabakkonsums. Als belegt gelte jedoch, dass Nikotin die embryonale Entwicklung stört: Zu den Folgen zählen laut Deutschem Krebsforschungszentrum Früh- oder Totgeburten, ein niedriges Geburtsgewicht und ein erhöhtes Asthmarisiko. Auch in nikotinfreien E-Zigaretten fanden Forscher Substanzen, die akute Entzündungen im Lungengewebe hervorrufen können, wie vor Kurzem im Fachmagazin »Scientific Reports« berichtet wurde.

»Der überwiegende Anteil der unabhängigen Studien konnten nicht zeigen, dass E-Zigaretten beim Rauchstopp helfen«, ergänzt Andreas. »Vielmehr wird deutlich, dass mit dem Umstieg auf E-Zigaretten eine neue Sucht geschaffen wird.« Die Fachärzte fordern hier eine bessere Aufklärung und mehr Angebote, um rauchende Schwangere bei der Tabakentwöhnung zu unterstützen. Zum Schutz von Schwangeren und Kindern fordern DGP und DLS zudem ein Rauchverbot in geschlossenen Räumen und Autos – sowohl für herkömmliche Tabakprodukte als auch für E-Zigaretten.

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