Carthago Chic E-Line 51 QB (2020)
Attraktiver Luxus-Integrierter im Test

Carthago hat seine Topbaureihe neu aufgestellt. Die frisch gemachte Front wird geprägt von neuen Voll-LED-Scheinwerfern. Deutlich ambitionierter zeigt sich nun zudem das Ausbaudesign. Erster Test.

Carthago Chic E-Line 51 QB (2020)
Foto: Ingolf Pompe

Eins vorweg. Wer hier den Carthago Chic E-Line auf der neuen Basisalternative Mercedes Sprinter erwartet hat, muss sich leider noch einige Zeit gedulden. Bislang gibt es nur die Fiat-Ducato-Variante als fahrbereites Vorserienmuster. Das knapp acht Meter lange Queensbett-Modell mit Alko-Tandemachs-Chassis nebst Fiat-Topmotor und neuer Neun-Gang-Automatik ist aber gleichwohl ein höchstspannendes Testexemplar.

Carthago Chic E-Line 51 QB (2020)
Frank Eppler
Gefällt gut: Die hohe Sitzposition im Cockpit.

Am besten steigen wir direkt ein. Die mit dem Facelift um 13 Zentimeter in der Höhe gewachsene Frontscheibe des Carthago Chic E-Line gewährt ein nahezu ideales Sichtfeld in Fahrtrichtung. Zusammen mit den Seitenscheiben und der aufwendigen neuen Gestaltung der Hubbettunterschale, inklusive der drei integrierten Rundinstrumente, vermittelt sich Fahrer und Beifahrer fast das Gefühl, in einem Flugzeugcockpit zu sitzen.

Integrierte Wohnmobile

Nach dem Dreh am Zündschlüssel gilt es erstmal, den neuen Wählhebel der Automatik von „P“ in „D“-Stellung zu bringen – was ohne Umschweife klappt. Wechselt der Fuß aufs Gaspedal, legt der 178-PS-Motor leicht verzögert, aber mit spürbarem Druck los. Okay, das ist der etwas zurückhaltendere Normalmodus. Mit „Power“ geht es spürbar zügiger zur Sache. Doch die Unterschiede in den Fahrmodi hatten wir bereits ausgiebig getestet. Hier stellt sich vor allem die Frage, wie die neue Topantriebskombination im Ducato mit einem ausgewachsenen Tandemachs-Integrierten zurechtkommt?

Gut, ja sogar sehr gut. Denn die neue Neun-Gang-Wandlerautomatik ist in allen Belangen besser als das bisherige automatisierte Schaltgetriebe. Zudem darf der Topmotor in dieser Kombination 50 Nm mehr Drehmoment abgeben, was dem Fünftonner schon fast sportliche Beschleunigungs- und Elastizitätswerte verleiht. Freilich muss die Kraft auch auf den Boden gebracht werden, was den Vorderrädern speziell bei feuchter Straße nicht immer vollständig gelingt.

Sichere Fahrt auch im Dreiachser

Carthago Chic E-Line 51 QB (2020)
Jürgen Bartosch
Die E-Line 51 QB hat eine stolze Länge von 7,91 Metern.

Das Modell Carthago Chic E-Line I 51 QB ist mit Einzel- oder – bei 5340 Euro Aufschlag – auch mit Tandem-Hinterachse verfügbar. Im Test verblüfft der Dreiachser einmal mehr durch seine stoische Straßenlage, die den stattlichen Integrierten sicher und behände durch Wechselkurven – etwa an Kreisverkehren – wedeln lässt, als liefe er auf Schienen.

Nicht auszudenken, wenn der Ducato gleichzeitig auch noch komfortabel federn würde. Dieser Traum bleibt auch beim Vorserien-Testwagen versagt, der auf Fahrbahnunebenheiten zudem mit einer ganzen Palette von Klappergeräuschen antwortet – wenig Carthago-like. Bei Regenwetter wären auch längere Scheibenwischer hilfreich und bei tiefstehender Sonne ein wirksamer Blendschutz. Die im Stand vielseitig elektrisch einstellbare Frontscheibenverdunkelung stoppt während der Fahrt beim Absenken schon allzu früh.

Bei Nachtfahrten überzeugt das neue LED-Licht durch gute Helligkeit, besonders das starke Fernlicht. Etwas gewöhnungsbedürftig ist allerdings die scharfe Hell-Dunkel-Kante des Abblendlichts, die Objekte relativ plötzlich im Lichtkegel auftauchen lässt.

Großzügiger Wohnraum mit kleinen Mankos

Carthago Chic E-Line 51 QB (2020)
Frank Eppler
Sehr bequem und großzügig laden die Eckbank und die Längscouch zum Verweilen. Der Zugang ist dabei allerdings nur 31 Zentimeter breit. Einen Tisch mit erweiterbarer Platte gibt es als Option.

Mit gedrehten Fahrerhaussitzen wenden wir uns dem Wohnraum zu. Die Sofas des Chic E-Line I 51 QB sind bequem gepolstert und zusammen mit dem runden, nicht vergrößerbaren Tisch vor allem dafür ausgelegt, dass zwei bis fünf Personen gemütlich zusammensitzen können. Etwas knapp ist mit 31 Zentimetern nur der Durchgang zwischen den Bänken. Aus der Längsbanklehne lässt sich mit einem Handgriff bei Bedarf ein 32”-TV-Gerät hervorzaubern.

Lob verdienen die praktischen offenen Ablagen unter den Hängeschränken, die, andernorts als altbacken verschrien, hier im modernen Kleid ganz gefällig daherkommen. Als ansprechendes Gestaltungselement kann auch die sogenannte Vertikalwelle punkten. Das weiß abgesetzte Möbel formt nicht nur einen praktischen Tresen zwischen Sitzgruppe und Küche, sondern auch einen Auszug mit Flaschenhalter und zwei Mülleimern im Unterschrank sowie eine modern interpretierte Gläservitrine. Die wäre allerdings noch nützlicher, wenn statt drei je vier Wein- und Longdrink-Gläser darin unterkommen würden.

Stauraum für alles Nötige zum Kochen findet sich in Schubladen und Hängeschränken reichlich. In einem der Letzteren wird optional eine kleine Kaffeemaschine eingebaut, zu der auch gleich je zwei Cappuccino- und Espressotasssen samt Halterung spendiert werden. Alle Schubladen und Schränke werden von einer elektromechanischen Zentralverriegelung verschlossen – die ihre Arbeit durch ein lautes Geräusch quittiert. Für aufwendigere Zubereitungen fehlt es allerdings etwas an echter Arbeitsfläche – mit geschlossener Spülenabdeckung geht’s. Gegenüber wartet neben einem Apothekerauszug auch noch der Kühlschrank nebst Backofen auf seinen Einsatz.

Carthago Chic E-Line 51 QB (2020)
Frank Eppler
Ein integrierter Schmutzwäschekorb unten im Waschtisch hilft im Reisealltag, Ordnung zu halten. Auch gut: Handtuchstange vor Warmwasserheizkörper.

Eine rund 14 Zentimeter hohe Stufe führt auf das Sanitärraumniveau. Der Zugang zum Bad kann mit der soliden Toilettentür verschlossen werden. Das doppelte Türblatt ermöglicht gleichzeitig auch den Sichtschutz Richtung Bett. Der Toilettenraum ist gerade groß genug, um sich bequem den Verrichtungen zu widmen. Seine Ausstattung ist umfassend, mit vielen Spiegeln, Klobürste und einem praktischen Schutzwäschekorb.

Auch die Dusche gegenüber bietet mehr als üblich. Neben einer Handbrause gibt es einen Regenschauerkopf, der clever in die Dachhaube integriert ist, um kein Stehhöhe zu verlieren. Ablagen für Duschgel und Wandhaken zum Trocknen feuchter Kleidung sind ebenso vorhanden. Weniger angenehm unter baren Füßen sind die eingeformten Stege und Kanten in der Bodenwanne.

Aus Bad und Dusche im Carthago Chic E-Line soll man außerdem ein Raumbad zaubern können. Dafür gibt es drei hölzerne Türelemente, die an Schienen geführt in die entsprechende Position gleiten. Besonders pfiffig dabei: Auf dem mittleren Element ist ein 24„-TV-Monitor installiert, der auf diese Weise in ideale Sichtposition ans Fußende des Queensbetts wandert. Geradezu genial dabei: Deckenkontakte ermöglichen den Betrieb des Fernsehers in beiden Endpositionen ganz ohne Kabelgedöns.

Allerdings zeigt sich beim Testwagen, dass diese Türkonstruktion noch etwas labil daherkommt und zudem ihren Teil zur Geräuschkulisse während der Fahrt beiträgt.

Viel Komfort in allen Betten

Carthago Chic E-Line 51 QB (2020)
Frank Eppler
Moderner Auftritt: Weiß glänzende Fronten und Deckenpaneele veredeln das Schlafzimmer. Regale wie Kiemen neben den Hängeschränken.

Das Queensbett im Heck ist mit 1,98 mal 1,46 Meter zwar nicht spektakulär groß, verdient sich aber dennoch seine Meriten. Die bequeme Matratze ist zwölf Zentimeter dick und lagert auf einem punktelastisch federnden Rost. Die Kopfteile lassen sich unabhängig voneinander aufstellen, dafür ist die Matratze extra eingeschlitzt. Ablagenischen am Kopfende nehmen Brille, Bettlektüre und Smartphone auf. Nur am linken Bett gibt es dort eine USB-Ladebuchse, rechts findet sich dagegen eine 230-Volt-Steckdose, die jedoch ohne Landstromanschluss oder Wechselrichter tot bleibt.

Maße und Liegekomfort können sich auch beim Hubbett vorn sehen lassen. Die Matratzenbreite liegt sogar über der des Queensbetts im Heck. Rechts und links desselben sind die Kleiderschränke platziert. Als besonderen Service kommen einem die Kleiderstangen beim Öffnen der Türen sogar ein Stück weit entgegen. Neben den beiden Hängeschränken an der Rückwand machen sich vor allem noch die zwei großen Schubladen und die beiden Unterschränke unter dem Fußende des Betts nützlich. Im Boden des linken Unterschranks kann man zudem eine Luke entdecken, die zu einem Doppelbodenfach führt, das sich gut als Geheimfach für Wertgegenstände einrichten ließe.

Carthago Chic E-Line 51 QB (2020)
Frank Eppler
Die Heckgarage des fast acht Meter langen I 51 QB lässt keine Wünsche offen bezüglich Platzangebot und Ausstattung – außer einer besseren Beleuchtung.

Für weiteres Gepäck steht außerdem das Durchladefach unter der Sitzgruppe bereit. Lange Teile wie Skier und Snowboards können durch die Außenklappen verladen werden. Getränkevorräte lassen sich gut in der abgesenkten Wanne bunkern, die via Bodenklappe im Einstieg erreichbar ist. Fahrräder kommen schließlich in der großen Heckgarage unter, die mit drei Nischenfächern in der Frontwand auch für Kleinzubehör passende Plätzchen bereithält.

Hinter Frontblenden geschützt verrichten hier auch die beiden Gel-Bordbatterien – optional gibt es auch Lithium-Akkus –, das Ladegerät und die Sicherungen ihren Dienst. Die Wassertanks harren im wohltemperierten Doppelboden im Bereich der Tandemhinterachse ihres Einsatzes.

Der Gaskasten ist tief angesetzt und lässt mit seiner breiten Tür den unabhängigen Wechsel der Flaschen zu. Umfangreich ist die vielseitige Beleuchtungsanlage. Nicht alle Schalter sind intuitiv auffindbar. Für Wintereinsätze ist der E-Line gut vorbereitet mit Warmwasserheizung und doppelt verglastem Cockpit.

Der Wiegeschein mahnt indessen zur Zurückhaltung bei Extras und Gepäck. Helfen kann die Auflastung auf 5,4 t.

Basisinformationen Carthago Chic E-Line I 51 QB

Gurte/Schlafplätze: 4/4
Zul. Gesamtgewicht: 4500-5400 kg
Länge/Breite/Höhe: 7,91/2,37/3,05 Meter
Grundpreis: ab 124.500 Euro

Testwagenpreis: 158.4790 Euro
(inklusive 178-PS-Motor, 9-Gang-Automatik, Tandemachse, Superpaket, Fußbodenheizung, Tec-Tower-Kühlschrank, Kaffemaschine, etc)

Test Wertungen
Wohnen
Beladen
Technik
Fahren
Preise

Fazit

Der bekannt solide Carthago Chic E-Line ist in der Neuauflage zusätzlich deutlich schicker geworden – außen, aber besonders innen. An einigen Stellen finden sich auch ganz praktische Verbesserungen. Über die etwas klapprige Ausführung der dreiteiligen Schlafraumabtrennung sollte man aber nochmal nachdenken. Doch insgesamt wird der E-Line jetzt noch attraktiver, zumal mit der Mercedes-Option.

Technische Daten
Carthago chic e-line I
Grundpreis124.500,00 €
AufbauIntegriert
Maße791 x 227 x 305 mm
Leistung104 kW / 140 PS
Motor2,3 l Multijet
Leergewicht3.540 kg
Sitze mit Gurt4 bis 5
Schlafplätze4 bis 5