Sieben Antworten zur Verbannung von Verbrennungsmotoren

Grossbritannien und Frankreich haben das Verbot von Autos mit Benzin- oder Dieselmotoren per 2040 verkündet. Welche Fahrzeuge betrifft das? Wo sind ähnliche Verbote geplant? Was bedeutet das für die Autoindustrie? Das Wichtigste zur Abschaffung von Verbrennungsmotoren.

Herbie Schmidt
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Ladesäulen an Autobahnraststätten wie hier im solothurnischen Deitingen Nord werden im Zuge der Verlagerung zur Elektromobilität zur Normalität. (Bild: Christian Beutler / Keystone)

Ladesäulen an Autobahnraststätten wie hier im solothurnischen Deitingen Nord werden im Zuge der Verlagerung zur Elektromobilität zur Normalität. (Bild: Christian Beutler / Keystone)

Welche Länder haben Verbote von Verbrennungsmotoren geplant und für wann?

Die jüngste Entscheidung fiel in Grossbritannien, dem zweitgrössten europäischen Automobilmarkt, wo ab 2040 der Verkauf von Neuwagen mit jeglichen Verbrennungsmotoren verboten wird.

Frankreich will finanzielle Anreize schaffen, damit vor 1997 produzierte Dieselautos und vor 2001 in Verkehr gegangene Autos mit Benzinmotoren durch weniger umweltschädigende Fahrzeuge ersetzt werden. Ab 2040 sollen überhaupt keine Benzin- und Dieselfahrzeuge mehr verkauft werden.

In China wird mit steigenden staatlich verordneten Quoten für Elektroautos operiert. Zunächst sah ein Gesetzentwurf Pekings vor, dass vom kommenden Jahr an 8 Prozent des Automobilabsatzes auf reine Elektromotoren oder auf solche mit Hybridmotoren entfallen sollten. In den folgenden Jahren soll diese Quote dann kontinuierlich steigen.

Deutschland gibt weniger konkrete Ziele vor und will im Jahr 2050 nahezu unabhängig von Kraftstoffen mit fossilem Kohlenstoff und somit weitgehend treibhausgasneutral sein, wie der deutsche «Klimaschutzplan 2050» formuliert. Dabei werden auch synthetische Treibstoffe als möglich genannt.

In den Niederlanden können bereits ab 2035 nur noch emissionsfreie Autos neu zugelassen werden.

Indien plant, schon ab 2030 nur noch Elektroautos neu zuzulassen. Damit dürfte sich der indische Markt rasch nach China und den USA zum drittgrössten E-Mobilmarkt entwickeln.

Norwegen hat sich sogar vorgenommen, dass ab 2025 alle Neufahrzeuge emissionsfrei sein sollen. Doch anstelle eines kategorischen Verbots sollen steuerliche Anreize beim Kauf von Elektroautos deren Marktanteil erhöhen.

Welche Autos betreffen die Verbote überhaupt?

Fahrzeuge mit Benzin- oder Dieselmotoren sind gleichermassen betroffen. Dies gilt auch für Autos, die teilweise elektrisch fahren, also auch Hybridautos oder solche mit kleinen Verbrennungsmotoren zur blossen Verlängerung der Reichweite. Nicht betroffen wären etwa Autos mit Brennstoffzelle, die Wasserstoff als Treibstoff verwenden, jedoch elektrisch und emissionsfrei fahren.

Was geschieht mit älteren Autos? Muss ich mein Auto mit Benzin- oder Dieselmotor jetzt verkaufen?

Lediglich der Verkauf neuer Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor soll künftig verboten werden. Für Autos, die vor dem jeweiligen Stichdatum in Verkehr gesetzt werden, gilt zunächst kein Fahrverbot. Angedacht ist in verschiedenen Ländern eine Verschrottungs- oder Abwrackprämie für ältere Fahrzeuge, doch beschlossen ist hier noch nichts.

Mit welchen Veränderungen muss die Autoindustrie rechnen?

Die Marktanteile für Elektroautos, heute in vielen Märkten bei rund 1 Prozent, werden sich im Laufe der nächsten 10 bis 20 Jahre deutlich erhöhen. Entsprechende Angebote müssen alle Autohersteller in den nächsten zwei Jahren entwickeln, um den Zug nicht zu verpassen. Dazu gehört auch die Umstellung der Produktion auf Elektroautos sowie die Verlagerung der Herstellung in die grössten Elektroautomärkte, also etwa nach China, USA und später auch Indien. Der schwedische Hersteller Volvo hat angekündigt, bald nur noch Autos mit Elektroantrieb zu produzieren, dazu gehören aber auch Hybridfahrzeuge.

Ein wichtiger Teil der Autoindustrie dürfte jedoch ganz eingehen: Die Herstellung von manuellen Getrieben ist mit dem Aufkommen von Elektroautos obsolet.

Was bedeuten die Verbrennerverbote für die Entwicklung der Autopreise?

Die Preise für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor werden rückläufig sein. Dies gilt insbesondere für den Occasionenmarkt, wo diese Tendenz insbesondere im Bereich der Dieselfahrzeuge beobachtet wird. Aber auch die Preise für Elektroautos, in der Schweiz heute bei den meisten Fahrzeugen im Bereich von 40 000 Franken pro Batterie-Auto, dürften aufgrund steigender Stückzahlen und günstigerer Batteriekosten fallen. Im Weiteren planen verschiedene Länder Prämien und Zuschüsse an Käufer von Elektroautos.

Folgt den Verboten ein Tankstellen-Sterben?

Damit ist grundsätzlich durchaus zu rechnen, wenngleich auch nach dem Eintritt eines Verbrennerverbots noch viele Fahrzeuge mit Benzin- und Dieselmotor im Umlauf sein werden. Doch handelt es sich letztlich um den Umbau des Tankangebots. Der Ladevorgang bei Elektroautos dürfte sich zwar auf wenige Minuten verkürzen, doch könnte sich die Stromtankstelle zum Begegnungs- und Freizeitort wandeln, ähnlich wie Autobahnraststätten dies bereits sind. Nicht wegzudiskutieren ist die Tatsache, dass die Beladung von Elektroautos auch im eigenen Haushalt stattfinden wird. Hinzu kommt der künftig steigende Bedarf an Wasserstofftankstellen. Mancher heutige Tankstellenbesitzer wird sich überlegen müssen, auf Strom- und Wasserstoff umzustellen. Letzterer erfordert jedoch enorme Investitionen, für die es derzeit noch keine nennenswerte staatliche Unterstützung gibt.

Was bedeutet die Verlagerung auf Elektromobilität für die Energieproduktion?

Der Strombedarf wird rasch steigen, die Ölförderung zurückgehen. Die mit den Verbrennerverboten zu erzielenden Klimaverbesserungen sind jedoch nur erreichbar, wenn auch eine Umstellung auf klimaneutrale Stromproduktion erfolgt. Der beschlossene Ausstieg aus der Kernenergie einiger Länder dürfte dieses Ziel zusätzlich erschweren. Immerhin hat Frankreich im Zuge der jüngsten Klima-Beschlüsse auch ein Verbot von Strom aus Kohlekraftwerken verhängt, dies bereits für 2022.