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Ratgeber: Pedelec FD2E von Velotraum: Allrounder mit extrabreiten Reifen

Foto: Stefan Weißenborn

FD2E von Velotraum Pfadfinder

Velotraum, Spezialist für hochwertige Touringräder, bietet mit dem Modell FD2E ein Pedelec für Radreisende an, sieht aber auch Potenzial für den Alltag. Der Haken: Der Allrounder ist so teuer wie ein gebrauchter Kleinwagen.

Der erste Eindruck: Fast ein Fatbike - so nennt die Szene Räder mit extrabreiten Reifen.

Das sagt der Hersteller: Velotraum  spricht von einem "Omniterra-Pedelec", soll heißen: Das FD2E, auch E-Finder genannt, sei auf allen Untergründen zu Hause. "Bei den Einsatzbereichen sind wir breit aufgestellt", sagt Stefan Stiener, Chef der kleinen Fahrradschmiede in Weil der Stadt.

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Foto: Stefan Weißenborn

Pendler, die über Wald- und Feldwege müssten, würden mit dem E-Finder glücklich, auch urbane Freizeit- oder Reiseradler, die es schon mal mit Kopfsteinpflaster zu tun bekommen. Nur auf extremen Trails mit Wurzelwerk sei der E-Finder überfordert, was am recht steifen Rahmen liege. Wobei mit einer optionalen Federgabel ausgestattet, würde das E-Bike fast zu einem E-Mountainbike - nur die klappernden Schutzbleche müssten dann runter.

Das ist uns aufgefallen: Ruckzuck ist man bei 25 km/h, dann regelt der Shimano Mittelmotor E8000 ab und gibt seine Unterstützung auf. Er ist einer der drehmomentstärksten Pedelec-Motoren am Markt, bis zu 70 Newtonmeter werden bei genügend Druck auf die Pedale im stärksten Unterstützungsmodus auf die Kette entlassen, was Schalten unter Volllast zu deren Schutz verbietet. Vor allem bei steiler Bergauffahrt spielt der E-Finder seine Trümpfe aus, selbst auf sandigem Grund oder auf Schotter ist die Traktion hervorragend - auch dank der breiten 2,6-Zoll-Reifen neigen die Räder nicht dazu durchzudrehen. Auf Asphalt surren die groben Stollen mit dem E-Motor um die Wette, auf Schotter gleichen sie aus, was dem starren Rahmen an Komfort fehlt - jetzt ist der E-Finder ganz Gravelbike und ähnelt mit seinen Fahreigenschaften den so angesagten Rennrädern für unwegsames Gelände.

Den Moment ab 25 km/h, wenn die Tretunterstützung aussetzt, nennen Radler auch "die Wand". Diesen Punkt erreicht der Shimano-Motor besonders abrupt. Andere Hersteller reizen die rechtlich zulässige Auslegung von zehn Prozent aus und lassen die Motorkraft zwischen 25 km/h bis 27,2 km/h geschmeidiger ausklingen.

Immerhin besitzt der Antrieb jenseits der Tretunterstützung Freilaufeigenschaften - so muss man den Widerstand des Motors nicht noch überwinden. Dass der E8000 den Fahrer ab Tempo 25 wortwörtlich auflaufen lässt, soll sich angeblich mit dem letzten größeren Update beheben lassen, das man bequem per App und Bluetooth aufspielen können soll. Per Smartphone lässt sich unter anderem auch die Dosierung der Unterstützungsstufen ändern. Im Test scheiterte dies jedoch schon am Verbindungsaufbau.

Der Akku wird an der Steckdose aufgeladen

Der Akku wird an der Steckdose aufgeladen

Foto: Stefan Weißenborn

Der volle Akku zeigt im Display der briefmarkengroßen Bedieneinheit am Lenker - je nach Tretunterstützungsmodus (Eco/Trail/Boost) - 47 bis 95 Kilometer Reichweite an. Nach gefahrenen 62 Kilometern über flaches Land sind es noch 22 bis 44 Kilometer, die angezeigte Restreichweite schmilzt also mitunter langsamer dahin, als man tatsächlich Kilometer macht - ein Unterschied zu E-Autos. Grund zur Reichweitenangst besteht ohnehin nicht, da selbst Radreisende oft mit Tagesetappen von um die 80 Kilometern kalkulieren dürften, und so viel Saft ist meist an Bord. Wer mit Gepäck durch die Berge will, muss sich zwischendurch wohl doch meist eine Steckdose suchen - der Träger hinten ist Standard und hält bis 25 Kilo aus, vorn kann ein Lowrider-Träger nachgerüstet werden.

Das Abstellen des E-Finders kann unterwegs zu Problemen führen. Die Schwalbe-Breitreifen sind beim besten Willen nicht in die schmalen Halterungen von gängigen Fahrradständern zu pressen. Wer sich vor Langfingern schützen will, benötigt auf jeden Fall ein dickes Schloss, das auf Radreisen zum schweren Ladegerät ins Gepäck gehört. Abschreckend könnte auch wirken, den Akku zu entnehmen. Dann ist das Rad natürlich immer noch nicht wertlos, aber zumindest stark wertgemindert - und damit für einen Diebstahl uninteressanter. Allein der Speicher kostet mehr als 600 Euro.

Für die meisten Fahrradständer ist das Rad nicht geeignet - die Reifen sind zu breit

Für die meisten Fahrradständer ist das Rad nicht geeignet - die Reifen sind zu breit

Foto: Stefan Weißenborn

Das muss man wissen: Wer 4800 Euro investiert, bekommt den E-Finder in Basisausstattung. Wenn man jedoch eine für Offroad-Einsätze empfehlenswerte Suntour-Federgabel ordert, statt der standardmäßigen Magura-Scheibenbremsen die besser dosierbaren Pendants von Shimano nimmt oder das elektrische Schaltwerk Di2 (das ohne Stromversorgung nicht schaltet) hinzubucht, landet man schnell bei fast 6500 Euro. Doch für den selbst für ein Pedelec hohen Preis bekommt der Kunde Premiumqualität in Form eines hochwertigen Aluminiumrahmens, Anmutung und Solidität sind vergleichbar mit Mercedes oder BMW bei den Autos. Weil Velotraum Fahrräder "nach Kundenwunsch" baut, können mithilfe eines Online-Konfigurators Rahmengröße, verschiedene Vorbauten, Beleuchtungen, Pedale, Felgen, Kurbelgarnituren oder Beleuchtungssystemen ausgewählt werden, als FD3E wird der E-Finder auch mit Rohloff-Nabenschaltung ausgeliefert.

Das werden wir nicht vergessen: Die gute Kraftumsetzung: Wie eine Walze arbeitet sich der E-Finder selbst über Wege mit tiefen Sandfurchen und schlingert kaum. Wo andere Biker absteigen und schieben müssen, surrt man einfach weiter.

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