Pharmazeutische Zeitung online
Rx-Versandhandel

VdPP fordert Verbot »ohne Hintertürchen«

Der Verein demokratischer Pharmazeutinnen und Pharmazeuten (VdPP) »begrüßt die lebhafte Diskussion zum geplanten Apotheken-Stärkungsgesetz«. Gleichzeitig befürchtet er, dass die entscheidenden Herausforderungen einer patientengerechten Arzneimittelversorgung aus dem Fokus geraten.
Christina Müller
25.04.2019  16:24 Uhr

Besonders wichtig sei »ein Verbot des Rx-Versandhandels ohne Hintertürchen«, teilt der VdPP mit. Jede Lockerung provoziere neue ökonomische und juristische Auseinandersetzungen, die zur weiteren Beeinträchtigung der Versorgungs- und Beratungsqualität der Präsenzapotheken führten. »Boni, auch differenziert gestaltet, untergraben die Gleichpreisigkeit«, warnt der Verein mit Blick auf den Referentenentwurf eines Gesetzes zur Stärkung der Vor-Ort-Apotheken. Aus Sicht des VdPP ist daher ein Verbot des Versandhandels mit verschreibungspflichtigen Arzneimitteln der einzig richtige Weg.

Die Preisbindung ins Fünfte Sozialgesetzbuch (SGB V) zu überführen, wie von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) geplant, erschwere womöglich einen weiteren Zugriff durch den Europäischen Gerichtshof (EuGH). »Aber dann werden auch entsprechende gesetzlich abgesicherte Maßnahmen für Privatversicherte und Selbstzahler zwingend erforderlich«, mahnen die Apotheker an. Es gelte, schwerkranke Privatversicherte oder etwa Frauen als Selbstzahlerinnen ihrer Antibabypille vor einem Preiskampf um die besten Boni-Angebote zu schützen.

Neue pharmazeutische Dienstleistungsangebote müssen sich nach Ansicht des VdPP unmittelbar und nachvollziehbar aus dem gesetzlichen Versorgungsauftrag der Apotheken herleiten lassen. »Dabei sollte die fortlaufende Verbesserung der Arzneimitteltherapiesicherheit (AMTS) eine zentrale Rolle spielen.« Die spezifischen pharmazeutischen, ärztlichen und pflegerischen Kompetenzen müssen demnach ein gemeinsam entwickeltes und abgestimmtes Medikationsmanagement einfließen. Alle neuen Dienstleistungen aus der Apotheke sollten nachweislich einen patientenorientierten Nutzen bieten und im Einvernehmen mit den anderen Versorgungspartnern implementiert und wissenschaftlich evaluiert werden.

»Der VdPP ist überzeugt, dass die Apotheke der Zukunft nur als Netzwerkerin in regionalen gesundheitlichen Verbünden eine Perspektive haben kann«, schreiben die Pharmazeuten. Denn nur kooperative multiprofessionelle Arbeitsstrukturen machten die erforderliche ganzheitliche Versorgungs- und Beratungsqualität möglich. »Dabei muss die Vor-Ort-Apotheke mit ihrer Kompetenz als Lotsin und Zubringerin ins Gesundheitssystem aktiv werden und ihre niedrigschwellige Erreichbarkeit nutzen, die den Menschen vertraut ist.« Pharmazeutische Kompetenz als integraler Bestandteil wohnortnaher gesundheitlicher Versorgungs- und Betreuungszentren könne helfen, Hürden und Brüche in der Versorgungskette zu überwinden.

Mehr von Avoxa