Erfolg durch Scheitern – oder wie man aus einem Fall einen Glücksfall macht – Auszug aus dem Design Thinking Handbuch „Wo ist das Problem?“

„Wenn du verlierst, verliere nicht den Lerneffekt“ eine von 19 Lebensregeln des Dalai Lama. Projekte sind Wetten. Es liegt in der Natur der Sache, dass nicht alle Projekte erfolgreich sind bzw. zu dem Ziel führen, das ihnen angedacht war. In Wahrheit ist aber jedes Projekt ein Erfolg, man muss ihn nur sehen.

Jeder kennt sie. Manche lieben sie und manche hassen sie. Aber eines steht fest, sie sind eine Erfolgsgeschichte: Post-its.

Allerdings sind sie ein Produkt des Scheiterns: Spencer Silver, ein Chemiker von der Minnesota Mining and Manufacturing Company (3M) suchte nämlich nach einem Super-Kleber: das Ergebnis haftet zwar gut auf allen Oberflächen aber es klebt nicht dauerhaft. Trotzdem wird ein Produkt daraus entwickelt – ein Board, das mit dem Kleber bestrichen wird und auf das man nun Papierzettel kleben und wieder entfernen konnte – das Board wird ein wirtschaftliches Desaster. Erst ein Kollege Spencers macht aus dem gescheiterten Ansatz eine Erfolgsgeschichte: er bastelt aus der Klebemischung ein selbstklebendes Lesezeichen, das man immer wieder ablösen kann: das Post-it.

Genau wie bei den kleinen gelben Zetteln geht es oft in Projekten zu. Nicht jedes Projekt ist ein Erfolg – aber was heißt das schon, wenn der Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg nur darin besteht, ob ich den Kleber auf der Oberfläche oder dem Zettel selbst anbringe? In Wahrheit ist jedes Projekt ein Erfolg, man muss ihn nur sehen.

Projekte sind Wetten

Es liegt in der Natur der Sache, dass nicht alle Projekte erfolgreich sind bzw. zu dem Ziel führen, das ihnen angedacht war. Scheitern kann man in Projekten auf drei verschiedene Arten:

Variante 1: Lernen aus Fehlern

Letztendlich sind Projekte genau dazu da: erproben, erforschen und anpassen. Schon zum Schutz des eigentlich gewollten Produktes bezeichnen wir es in diesem Stadium ja nicht als Produkt, sondern als Projekt.

Variante 2: Lernen, was bzw. welche Teile funktionieren

Ein Projekt kann gescheitert sein, aber heißt das auch, dass die Idee gescheitert ist? Vielleicht wurde sie nur falsch umgesetzt? Oder umgekehrt: vielleicht war die Idee falsch und wurde richtig umgesetzt?

Variante 3: Lernen, dass etwas nicht geht

Wenn ein Projekt scheitert, sollte man sich mit dem „Warum“ beschäftigen. Warum konnte unser Angebot nicht überzeugen? Warum gibt es dafür keinen Markt?

Wer diese Fragen ehrlich beantwortet, lernt, was nicht geht. Und verhindert damit für die Zukunft, dass gutes Geld schlechtem hinterhergeworfen wird.

Scheitern + Lernen = Erfolg

Im Projektgeschäft gibt es also drei Formen des Scheiterns, die uns etwas lernen lassen, das wir für uns selbst, das Produkt oder andere Produkte anwenden können. Scheitern und Lernen sind also zwei Seiten der gleichen Medaille, gemeinsam ergänzen sie sich zum Erfolg.

Design Thinking als Katalysator des Scheiterns

Design Thinking  basiert unter anderem auf den Grundsätzen „Aus Fehlern lernen“ und „Trial and Error“. Der iterative Ansatz von Design Thinking führt sogar automatisch zum Scheitern, da es sich um einen lernenden Prozess handelt, der immer wieder zurückspringt, Dinge in Frage stellt und verbessert, neu angeht. Die von oben beschriebenen „Drei Formen des Scheiterns“ sind daher beim Bau von Prototypen (Phase 5) und den sich anschließenden Tests (Phase 6) geradezu an der Tagesordnung – und erwünscht!

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Dieser Artikel ist ein verkürzter Auszug aus dem Buch „Wo ist das Problem?“

Autor: Markus Blatt, Mitherausgeber und Design Thinking-Experte

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