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Sonnenschutzmittel

Inhaltsstoffe gelangen ins Blut

Die aktiven Inhaltsstoffe von vier in den USA häufig verwendeten Sonnenschutzmitteln sind nach dem Auftragen auf die Haut im Blut nachweisbar. Das ergab eine Studie der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA, die kürzlich im Fachmagazin »JAMA« veröffentlich wurde. Eine schädliche Wirkung lässt sich derzeit aber nicht ableiten.
Kerstin A. Gräfe
08.05.2019  17:00 Uhr

Die FDA-Forscher um Dr. Murali K. Matta untersuchten die perkutane Resorption der vier Lichtschutzfaktoren Avobenzon, Oxybenzon, Octocrylen und Mexoryl SX (Ecamsule) in einer randomisierten Studie an 24 gesunden Probanden. Sie wurden in vier Gruppen eingeteilt, die jede eine andere Kombination von kommerziell erhältlichen Cremes, Lotionen oder Sprays zum Sonnenschutz erhielt. Die Probanden trugen die Präparate an vier Tagen viermal täglich in der empfohlenen Menge von 2 mg pro cm2 auf 75 Prozent ihrer Körperoberfläche auf. Anhand von Blutproben, die den Teilnehmern über einen Zeitraum von sieben Tagen entnommen wurden, bestimmten die FDA-Forscher, wie schnell und in welchem Umfang die Lichtschutzfaktoren ins Blut aufgenommen wurden.

Bereits ab dem ersten Tag der Anwendung waren bei allen 24 Probanden alle vier Lichtschutzfaktoren in einer Konzentration von mehr als 0,5 ng pro dl im Blut nachweisbar. Ab dieser Konzentration hält die FDA systemische Effekte für möglich. An den darauffolgenden Tagen stiegen die Serumkonzentrationen an, was auf kumulative Effekte schließen lasse. Die Wissenschaftler fordern toxikologische Untersuchungen von Sonnenschutzmitteln, da nicht erwiesen sei, dass die Verwendung, wie derzeit angenommen, unbedenklich ist. Gleichzeitig betonen sie aber, dass die Studie nicht dazu veranlassen soll, Sonnenschutzmittel nicht aufzutragen.

Auch Dr. Robert M. Califf von der Duke University und Dr. Kanade Shinkai, Dermatologin an der Universität von Kalifornien in San Francisco und Herausgeberin von »JAMA Dermatolgy«, weisen in einem Editorial darauf hin, dass angesichts der Studienergebnisse die systemische Wirkung von Lichtschutzfaktoren dringend untersucht werden muss. Zudem seien Tests unter Realbedingungen erforderlich, um herauszufinden, in welchem Umfang die Substanzen tatsächlich absorbiert werden. Ein besonderes Augenmerk solle dabei auf Kinder gelegt werden, da sie im Verhältnis zum Körpervolumen eine größere Körperoberfläche haben als Erwachsene und deshalb bei ihnen mit einer höheren Resorption gerechnet werden müsse.

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