In der Bibel steht, der Stern über Bethlehem hat die Weisen aus dem Morgenland zu Jesus geführt. Falsch. Aber hilfreich waren die Himmelskörper vielleicht trotzdem.

Jesus hat mit seinen Eltern im Stall in Bethlehem schnell Besuch von weit her bekommen, von den Weisen aus dem Morgenland. Laut Bibel hatten die ein Spezial-Navi: Ein Stern hat sie nach Bethlehem geführt. Im Matthäus-Evangelium, Kapitel 2, heißt es:

"Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war."

Das ist zwar eine nette Geschichte, aber in der Realität kann es so nicht gewesen sein. Komplett abwegig ist es aber nicht, dass Himmelskörper den drei Weisen damals etwas mitgeteilt haben.

Kometen waren Unglücksboten

Das Hauptproblem ist: Sterne bewegen sich relativ zur Erde beziehungsweise umgekehrt. Würden wir immer demselben Stern nachlaufen, würde wir auf der Erde Kreise ziehen, aber garantiert nicht zielgerichtet einen anvisierten Ort erreichen.

Auch ein Komet kann als Navigationsgerät nicht in Frage gekommen sein. Erstens galten Kometen früher als Unglücksboten. Die Heiligen Drei Könige wären ihm also nicht gefolgt. Zweitens - gehen wir davon aus, dass sie in Babylon gestartet sind - hätte die Reise ein bis zwei Monate gedauert. So lange ist ein Komet mit bloßem Auge aber nicht am Himmel zu sehen.

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Ganz abwegig ist es aber nicht, dass Himmelskörper den Heiligen Drei Königen etwas mitgeteilt haben. Denn in einem der Jahre, die für die Geburt Jesus in Frage kommen, gab es eine ganz besondere Stellung von zwei Planeten: Jupiter und Saturn sind sich in diesem Jahr drei Mal ganz nah gekommen. Das fiel am Himmel auf, als heller Doppelpunkt.

Eine Interpretation könnte die folgende sein: Jupiter galt als Stern eines babylonischen Gottes. Der wiederum umwirbt Saturn, den Stern des jüdischen Volkes. Und zwar im Sternzeichen der Fische, das unter anderem für Palästina stand. Mit etwas Fantasie stand damals am Himmel eine astrologische Botschaft: "Los, ihr weisen Sternendeuter aus Babylon, ab nach Palästina, da ist ein neuer jüdischer König zu ehren!"

Reise damals einfacher als heute

Damit hätten die Drei Könige aber den Weg immer noch nicht gefunden. Nicht schlimm, denn es gab schon so etwas wie Navigationsgeräte. Das waren Verzeichnisse, in denen Wegbeschreibungen aufgeschrieben standen: Von Babylon ein Stück den Fluss Euphrat hoch, von da links nach Palmyra abbiegen, hinter Damaskus dann wieder links und dann nach Süden Richtung Jerusalem.

So beschwerlich eine solche Reise damals zu Fuß oder mit Kamelen gewesen sein muss - "vermutlich war es damals einfacher als heute", sagt der Nahost-ARD-Korrespondent Torsten Teichmann. Denn die kürzeste Strecke vom damaligen Babylon bis nach Bethlehem führt heute durch Gebiete, die von der Terrormiliz Islamischer Staat kontrolliert werden. Und an der nächsten Grenze zwischen Jordanien und Israel stehen die Menschen manchmal einen ganzen Tag an.

Wie gut, dass die Heiligen Drei Könige mit solchen Problemen noch nicht zu kämpfen hatten. Und eine gute Wegbeschreibung hatten sie anscheinend auch. Der Stern hat sie nämlich nicht zu Jesus geführt.

Shownotes
Reise der Heiligen Drei Könige
Stern über Bethlehem war kein Navi
vom 24. Dezember 2015
Gesprächspartnerin: 
Anne Preger, DRadio Wissen
Moderator: 
Thilo Jahn