Dauertest-Tagebuch Weinsberg 600 MQH (2020/21)
Nach 22.380 Kilometer heißt es Abschied nehmen

Der Hochdach-Campingbus war über ein Jahr Dauertest-Fahrzeug. Ganz praktisch hat die Redaktion ausprobiert, wie sich der Ducato-Camper bewährt.

Weinsberg Carabus 600 MQH (2020)
Foto: Benjamin Schnerr

Es scheint, als habe Weinsberg mit dem Carabus 600 MQH einen Nerv getroffen. Auf allen bisherigen Messen war der Hochdach-Kasten jedenfalls schwer belagert. Kein Wunder, dass seine Schöpfer schon jetzt von einem Riesenerfolg sprechen. Na, ob das stimmt, das wollen wir doch lieber mal selber herausfinden.

Irgendwas muss Weinsberg da richtig gemacht haben, vor allem mit den vier Schlafgelegenheiten. Nüchtern betrachtet hat Weinsberg nichts anderes getan als seinem 6-Meter-Kasten Carabus 600 MQ ein hübsches Hochdach mit Bett aufzusetzen. Mit ihm wächst die Zahl der Schlafplätze von zwei auf vier, die Höhe von 2,58 auf 3,08 Meter, der Grundpreis von 40160 Euro auf 46.490 Euro, das Leergewicht um 130 auf 2700 Kilogramm und der Name um einen Buchstaben auf 600 MQH. Bei uns bekam der Testwagen sechs weitere Buchstaben, sein Codename bzw. Spitzname in der Reaktion Winnie Weinsberg.

Dauertest-Fahrzeuge

Günstig, aber gut?

Weinsberg Carabus 600 MQH (2020)
Andreas Becker
Vier Schlafplätze sind beim Carabus 600 MQH an Bord.

Viel wichtiger: Weinsberg hat damit einen bezahlbaren, ganzjahrestauglichen Familien-Kastenwagen geschaffen, von denen es nicht nur eine Handvoll gibt am Markt. Klar: Wer Geld hat, konnte sich schon bisher am reichaltigen Buffet der Edelmarken und Individualausbauer bedienen. Doch im Budget-Bereich gab es außer dem Ford Nugget und zwei Pössl-/Globecar-Modellen nichts. Weinsberg selbst hat sich mit dem Vorgänger namens Carabus 601 MQH vor einem Jahr aus dem Markt zurückgezogen – um am Nachfolger zu arbeiten. Umso gespannter waren wir auf das Ergebnis.

Logbuch-Einträge

Hier finden Sie die neuesten Einträge und Erlebnisse mit dem Dauertest-Fahrzeug.

Abschlussbericht: Hohes Dach & Luft nach oben

Logbuch vom 14.04.2021
Tester: Ingo Wagner, Chefredakteur CARAVANING

Suchen Sie mal einen wintertauglichen Sechs-Meter-Kastenwagen für vier, der keinen allzu tiefen Krater ins Familienbudget sprengt. Sie werden kaum eine Handvoll Hochdach-Campingbusse finden. Einer davon ist der Weinsberg Carabus 600 MQH. Kein Wunder also, dass das grundlegend renovierte Modell bei seiner Premiere im Januar 2019 auf der CMT regelrecht belagert wurde.

Dabei war dieser Schritt eigentlich recht simpel: Dem bekannten 600 MQ wurde ein hübscheres GfK-Hochdach mit Bett aufgesetzt. Durch die gedämmte Schlafmütze wächst die Zahl der Betten von zwei auf vier, die Höhe von 2,58 auf 3,08 Meter, der Grundpreis von 41.390 Euro auf 47.990 Euro, das Leergewicht um 130 auf 2700 Kilo und der Modellname um ein "H". Übrigens nutzt auch Weinsbergs Muttermarke Knaus das Hochdach für seine Boxstar-Modelle 600 Street und Lifetime XL. Und noch eine Info: Den Carabus gibt es auch als Caratour mit weniger "holzigem" Möbeldekor.

Was die Kastenwagen-Community lockt, interessiert natürlich auch promobil. Umso größer war die Freude, als Weinsberg nicht nur der Anfrage nach einem Dauertest-Exemplar entsprechen wollte, sondern auch freie Hand bei der Ausstattung ließ. Zeit dafür blieb, weil es ein Exemplar mit einem der damals erst angekündigten Euro-6d-Temp-Motoren sein sollte, und zwar versprach das 160-PS-Aggregat adäquates Vorankommen mit dem hohen Bus.

Heute, um etliche tausend Kilometer Erfahrung – sowohl mit dem 600 MQH als auch diversen anderen Ducato-Mobilen mit dem durchaus munteren 140-PS-Diesel – reicher, reifte folgende Erkenntnis: Es muss nicht der immerhin 2010 Euro teurere 160-PS-Motor sein, bei dem man sich über die 22.380 Kilometer Testdistanz eher fragte, wo er seine 160 Pferdchen versteckt hielt.

Außerdem ließ sich der 2,3-Liter seinen Kampf gegen Wind und Gewicht gut bezahlen: 12,1 Liter Diesel wurden im Test-Durchschnitt von den Einspritzdüsen zerstäubt. Noch frappierender war der Ad-Blue-Durst: Bis zu einem Liter auf 1000 Kilometer musste an der Zapfsäule nachgetankt oder teuer im Kanister besorgt werden. Der 120-PS-Motor ist angesichts der großen Stirnfläche des MQH eher nicht empfehlenswert. Und der 177-PS-Vierzylinder? Der kostet immense 5340 Euro und passt damit eigentlich nicht ins Konzept vom günstigen Familienbus.

Dauertester Weinsberg Carabus
Ingo Wagner
Teil des "Voltage-Pakets": der helle, dimmbare LED-Lichtstreifen. Die Dichtlippe zwischen Markise und Hochdach wirkt.

Hat man beim Motor eine Wahl, kommt man um das Fiat-Paket für 2270 Euro nicht herum, weil darin unentbehrliche Dinge wie Drehsitze mit Armlehnen, Beifahrer-Airbag, Tempomat, Klimaanlage und elektrisch verstellbare Spiegel stecken. Auch das Smart-Paket für 1295 Euro bestellt man, weil viel Sinnvolles drinsteckt, was einzeln teurer wäre, als Ganzes mit – alleine wegen der Fahrerhaus-Faltverdunkelung und der Heckfenster. Die schnarrenden Mini-Lautsprecher am Bett, die elektrische Trittstufe und die App-Fernsteuerung für die Heizung kriegt man dazu, würde sie aber nicht vermissen.

Sinnvoll ist auf jeden Fall das Function-Paket (275 Euro) mit Arbeitsplatten- und Tischerweiterung sowie Handtuchtrockner im Bad. Auch das Voltage-Paket (570 Euro) mit LED-Außenbeleuchtung, 230-Volt- und USB-Steckdosen und gleichsam praktischer wie stimmungsvoller Ambientebeleuchtung in Wohnraum und Bad sollte man ankreuzen.

Leichtmetallfelgen, lackierte Stoßfänger und das Lederlenkrad sind dagegen eher Schmuck. Die größeren Räder und Bremsen sowie die Option, nachträglich einfacher auf über 3,5 Tonnen auflasten zu können, sprechen für das Maxi-Chassis, das zusammen mit dem 160-PS-Motor 3320 Euro kostet. Auch die 100 Euro für den 90-Liter-Dieseltank sind gut angelegt. Für die flachen Rahmenfenster (759 Euro) sprechen neben der Optik die leichter bedienbaren, hochwertigeren Faltverdunklungen. Beim frostgeschützten Abwassertank und dem Fliegengitter an der Schiebetür darf man ebenso bedenkenlos Haken setzen wie bei der Evopore-Matratze mit Watergel-Auflage und abnehmbarem Bezug, die aus drei Teilen besteht und zum Querbett im Heck gehört.

Dauertester Weinsberg Carabus
Frank Eppler
Timo Großhans: "Die vielen großen Dachfenstern sind eigentlich eine tolle Sache. Der Carabus lässt sich so effektiv lüften und ist tagsüber hell. Doch es gibt auch Nachteile: Die drei Luken verursachen starke WIndgeräusche und die Faltverdunklung des Bugfensters ist direkt am Bett einfach ungeeignet."

Die zwei Hebe-Kippdachfenster (839 Euro) statt normaler Dachhauben sowie das Panoramadachfenster (980 Euro) in der Hochdachnase hinterlassen dagegen ein zwiespältiges Bild: Bei aller Begeisterung über Tageslicht und Frischluftzufuhr – sie verursachen bei Autobahnfahrt starke Windgeräusche und der wuchtige Innenrahmen des Bugfensters reduziert die Kopffreiheit im Dachbett empfindlich. Zudem wird das Verdunkelungsplissee unwillkürlich durch Kissen und Decken malträtiert, und sogar der Rahmen zerlegt sich mit jedem Urlaubstag ein Stück mehr.

Obwohl der Carabus einen Gasvorrat von zwei Elf-Kilo-Flaschen bunkern kann, wurde für den Testwagen die Truma Combi 6 D (968 Euro) mit Diesel- statt Gasbrenner gewählt. Eine absolute Empfehlung für alle, die auch im Winter reisen wollen. Die Diesel-Truma hat Leistung satt, läuft leise, effizient, zuverlässig und spart laut Datenblatt sogar Strom – und dann reicht eine Fünf-Kilo-Gasflasche alleine fürs Kochen lange aus.

Auf die Option 402602, Kompressorkühlschrank 150 Liter, wurde dagegen verzichtet zugunsten des Kleiderschranks. Das leistungsstark kühlende, aber leer klappernde 95-Liter-Seriengerät kann durchaus genügen, nicht aber die serienmäßige Batteriekapazität von 95 Ah, die maximal zwei Tage Autarkie im Sommer zulässt. Zwar kam es nie zum Komplettausfall von Licht, Pumpe und vorsorglich gedrosseltem Kühlschrank, doch die Heizung weigerte sich wegen Unterspannung mehrfach, den Brenner für eine Dusche zu zünden.

Der Schlüssel zum Freisteher-Glück heißt Solarzelle; also zumindest die 94 Euro für die Kabelvorverlegung für Solar- und Sat-Anlage investieren. Der zudem mit Navi, Rückfahrkamera, Markise und Anhängekupplung ausstaffierte Testwagen kommt nach aktueller Preisliste auf 66.341 Euro. Die promobil-Waagen bescheinigen dem Test-MQH ein reisefertiges Leergewicht von 3,2 Tonnen. Für vier Urlauber bleibt da nicht viel Zuladung.

Dauertester Weinsberg Carabus
Frank Eppler
Jürgen Bartosch: "Die dreiteilige, bequeme Evopore-Matratze liegt auf einem Lattenrost, der bricht, sobald man kniend in den Oberschränken kramt. Dass auch der auf Garantie eingebaute, verstärkte Ersatzrost auf gleiche Weise kaputt geht, weckt Unverständnis. Weinsberg spart hier klar an der falschen Stelle."

Als der "FRG-KT 360" im Oktober 2019 vom Transporter rollte, lag die technische Abnahme laut Begleitschein bereits über drei Monate zurück. Fehlende Homologationsunterlagen verzögerten die Zulassung vieler Euro-6d-Temp-Ducato. Trotz Stempel auf dem Qualitäts-Check stand es allerdings auch um die Auslieferungsqualität, gelinde gesagt, nicht zum Besten. Und so startete an jenem Tag ein einjähriger Dauertest, dessen Bilanz sich mit "durchwachsen" am besten resümieren lässt. Bringen wir es so kurz wie möglich hinter uns: Die Weinsberg-Bandarbeiter hatten offenkundig Mühe, die Badkabine zusammenzusetzen, wovon etliche falsch gesetzte Schrauben zeugen. Nach ein paar hundert Kilometern löste sich der Rahmen des Schiebetürfensters, weil er mit Vierkant-Dübeln in runden Löchern nicht ausreichend Halt fand.

Das Warmluftrohr rutschte vom Ausströmer in der Sitzgruppe ab, die Batterie starb einen stillen Tod, die Anhängekupplung wies sichtbare Zeichen von Montagefehlern auf, der Wassertankdeckel mit dem Füllstandssensor war undicht, der Wasserdruck nach kurzer Zeit mickrig, eine Latte des Bettrostes brach beim Beladen der Dachstauschränke im Heck und die Tischerweiterungsplatte wackelte und klapperte. Insgesamt hatte der Wagen so viele Wehwehchen, dass er bei Kilometerstand 14.500 zur Reha ins Werk geschickt wurde.

Mit makelloser Badkabine, neuem Wasserfilter, neuer Anhängekupplung, per Textilbändern verstärktem Lattenrost, längerer und dadurch schräger stehender Leiter fürs Dachbett kehrte der Weinsberg etliche Wochen später zurück. Die Metallblechstücke zur Kopfstützenfixierung, die sich in die Rückseiten der Polster fraßen, wurden beim Boxenstopp durch friedfertige Holzbrettchen ersetzt. Doch sowohl der neue Lattenrost als auch die Brettchen knickten respektive brachen auf der ersten Tour.

Aber auch der Fiat sorgte einmal für eine dreiwöchige Fahrtunterbrechung mit 12.478 Kilometern auf der Uhr: Ein Stück der dreiteiligen Ad-Blue-Leitungsheizung war defekt und das Ersatzteil während des ersten Corona-Lockdowns nicht aus Italien zu bekommen.

Dauertester Weinsberg Carabus
Frank Eppler
Alisa Bielicke: "Das Dachbett ist für kleinere, leichtere Personen und Kinder kuschelig und warm. Wer groß und schwer ist, der spürt schon die Unterkonstruktion und die Lücke zwischen den Matratzenteilen sowie die geringe Kopffreiheit in der Dachnase. Beim Wintercamping kann es kein Aufstelldach mit einem echten Hochdach aufnehmen."

All die Enttäuschungen in der Beziehung zum Carabus-Dauertester ändern aber nichts daran, dass er als Familiencamper eine gute Figur macht. Der Grundriss stellt all jene zufrieden, die sich mit dem konzeptbedingt schmalen Mittelgang, dem 1,9 Meter langen, aber rundum fein gepolsterten Querbett und der begrenzten Kopffreiheit im 2,0 mal 1,3 großen Dachbett arrangieren können. Auch die Küche genügt einer Vierercrew und das Bad taugt, flugs vom beigelegten magnetisch befestigten Vorhang geschützt, für die heiße Dusche zwischendurch. Durch zwei Bodenabläufe gurgelt das Wasser zuverlässig und schnell in den Unterflur-Abwassertank.

Die Sitzgruppe aus der wenig konturierten Bank, den gedrehten Vordersitzen und dem freihängenden und trotzdem stabilen Tisch funktioniert am Urlaubsort sehr gut. Kilometerfresser und Eltern kleiner Kinder sollten die optionale Einzelsitzanlage bestellen (1565 Euro). Die Serienbank bietet zu wenig Seitenhalt und ist darum auf Dauer unbequem.

Unterwegs freut man sich an den praktischen Ablagen oben auf den Schränken – denn die Schrankvolumina selbst sind nicht so üppig. Im Oberstübchen gefällt die weiche Deckenbespannung, doch der Alurahmen des vorderen, verschiebbaren Bettteils drückt durch die angenehm weiche Matratze durch. Kinder spüren das kaum, aber Erwachsene, die im Dachbett nächtigen wollen. Und dennoch: Bei Kälte und miesem Wetter ist das feste Hochdach einem Aufstelldach klar überlegen. Das gibt es für den 600 MQ und fast alle anderen Carabusse für 4000 Euro.

Fazit: Die Schwächen und Defekte eines Testwagens müssen – insbesondere bei einem Dauertest – natürlich genannt werden. Diese Erfahrungen mit einem einzelnen Fahrzeug 1:1 auf die gesamte Produktion zu übertragen, ist aber nicht angemessen – was auch andere Carabus-Testwagen zeigen.

Zum Abschluss-Fazit geht's hier.

Dank der Woche mit Winnie nun auch Campingbus-Fan

Logbuch vom 23.10.2020
Testerin: Dina Dervisevic, Redakteurin motorradonline.de

Als Camping-Neuling war ich besonders gespannt auf eine Woche Südtirol mit dem Weinsberg Carabus 600 MQH. Mein persönliches Fazit vorweg: Campingbus ist nicht gleich Freiheit. Aber Campingbus plus Diesel-Standheizung kommt der gefühlten Freiheit schon verdammt nah. Und damit hatte mich dieser Kastenwagen schon in der zweiten Nacht überzeugt.

Da ging es nämlich die Mautstraße hinauf zu den Drei Zinnen auf über 2.300 Höhenmeter. 45 Euro kostet die Passage mit dem Wohnmobil. Dafür ist das Ticket 24 Stunden gültig, was heißt, dass man oben in seinem Fahrzeug übernachten kann und darf. In meinem Fall bei Minusgraden und auf einem verschneiten Parkplatz.

Weinsberg Carabus 600 MQH (2020)
Benjamin Schnerr
Nachts allein, mitten im Nirgendwo mit einer grandiosen Aussicht: Genau das sind die Momente, die einen Campingurlaub unvergesslich machen

Frierend und mit sichtbarem Atem hätte ich darauf keine Lust gehabt. Da die Dieselheizung Truma Combi 6D im Weinsberg tadellos funktionierte und der Treibstofftank ausreichend gefüllt war, gab es kein Frieren und auch kein Bangen einen Batterieladezustand. Die runden Lüftungsöffnungen – ich habe acht gezählt – blasen die warme Luft an die Füße, wobei die meisten Öffnungen über Lamellen regulierbar sind. Das Bad kann somit mitgeheizt werden, muss aber nicht. Dasselbe gilt für den Schlafbereich im Heck.

Das Querbett im Heck ist breit genug für zwei Personen: Am Kopfende ist es 152 cm breit, am Fußende 140 cm. Oder natürlich umgekehrt – je nachdem, wie man sich bettet. In der Länge misst das Bett 194 cm. Dem mitgereisten 1,90-Meter-Mann hat’s gereicht, wer sich im Schlaf aber gerne der Länge nach ausstreckt und über 1,85 Meter groß ist, kann sich auch die Varianten mit Längsbett anschauen. Die gibt es dann aber nicht mit Hochdach, sondern im 5,99 Meter langen Weinsberg CaraBus 600 ME oder im 6,36 Meter langen CaraBus 630 ME.

Weinsberg Carabus 600 MQH (2020)
Benjamin Schnerr
In der Länge misst das Bett 194 cm. Dem mitgereisten 1,90-Meter-Mann hat das ausgereicht.

Zum Schlafkomfort: Die Matratze passt wunderbar – für 50 Kilo und auch für 90 Kilo. Sie ist nicht zu weich und nicht zu hart, aber das ist natürlich immer auch Geschmackssache. Objektiv lässt sich dafür der Lattenrost bewerten, der schon zuvor wegen gebrochener Latten ausgetauscht wurde. Wenn sich eine 90-Kilo-Person mit einem Knie auf dem Bett abstützt, um an den Schrankinhalt zu kommen, dann kann es passieren, dass eine Holzlatte kracht. So auch in unserem Fall. Klar, so eine punktuelle Belastung einer einzelnen Holzlatte ist anspruchsvoll. Anders ist aber nicht an die Schränke im Heck ranzukommen.

Die sind übrigens wunderbar geräumig. In den Oberschränken über dem Heckbett fand die Kleidung zweier Erwachsener für eine Woche Wanderurlaub problemlos Platz und auch die Garderobe für zwei Wochen hätte sich gut verstauen lassen. Rucksäcke, Funktionsjacken und Fotoausrüstung fanden im Schrank unter dem Kühlschrank Platz, über dem Kühlschrank landeten die Kulturbeutel und der Föhn.

Die zweite Schublade unter der Küchenzeile ist so hoch, dass der mitgenommene Wasserkocher, die Espressomaschine sowie die Hafermilch stehend Platz fanden. Und unter dem Tisch, am Boden der Sitzgruppe, verbirgt sich unter einer Abdeckung noch ein Fach, in dem mehrere paar Schuhe Platz fanden. Die zwei Kleiderhaken zwischen Kühlschrank und Badtür und die Handtuchhaken waren heiß begehrt und schwer umkämpft – davon könnte es im Weinsberg gerne etwas mehr geben.

Unterwegs überzeugt die smarte Halterung im Cockpit. Sie ist ausklappbar auf dem Armaturenbrett im Cockpit und es lässt sich jedes Smartphone und auch die meisten Tablets fixieren – sehr praktisch, schnell und einfach. Leider verdeckt es minimal den oberen Teil des Displays. Ich hätte trotzdem nicht darauf verzichten wollen.

Weinsberg Carabus 600 MQH (2020)
Benjamin Schnerr
Die ausklappbare Halterung auf dem Armaturenbrett überzeugt in der Praxis. Jedes Smartphone und auch die meisten Tablets lassen sich darin fixieren.

Das "H" im Modellnamen Weinsberg Carabus 600 MQH steht für hoch, also für das Hochdach. Und der Name ist Programm: 3,12 Meter misst der ausgebaute Kastenwagen. Das sorgt mit 2,38 Meter Stehhöhe für einen luftigen Wohnraum und Platz für das ausziehbare Bett über dem Fahrerhaus und der Sitzgruppe (130 cm breit x 200 cm lang). Es zwang uns aber auch einmal zu einem 45-minütigen Umweg und hin und wieder zu ausgedehnteren Parkplatzsuchen. Wer die zwei zusätzlichen Schlafplätze im Easyslide also nicht benötigt, kann auch mit dem 2,58 Meter hohen Carabus 600 MQ glücklich werden. Der bietet im Innenraum 1,90 Meter Stehhöhe.

Fazit: Mal davon abgesehen, dass ich dank der Woche im Weinsberg nun auch zu den Campingbus-Begeisterten gehöre, würde ich mich für ein Modell ohne Hochdach entscheiden. Die Woche in Südtirol hat mich drauf sensibilisiert, wie viel höhenbeschränkte Parkplätze und Routen es gibt. Und auch der 1,90 Meter große Mitreisende würde sich für die Standardhöhe entscheiden. Und sogar bei der Querbettlösung im Heck bleiben, damit es bei der "Wendigkeit" des 5,99 Meter langen Carabus bleibt.

Nach langem Krankheitsausfall wieder unterwegs

Logbuch vom 27.08.2020
Tester: Ingo Wagner, Chefredakteur CARAVANING

Es war ganz schön lange still um Winnie Weinsberg, den Hochdach-Familien-Camper. Das hatte zwei Gründe: Erstens – natürlich – die Corona-Reisepause und zweitens war er selbst krank. Nein, nichts so richtig Schlimmes. Eher Zipperlein. Aber am Ende so viele und vor allem einschränkende, dass wir uns mit Weinsberg darauf verständigt haben, Winnie ein paar Tage Reha in seiner Heimat Ungarn zu gönnen. Aus diesen paar Tagen wurden dann auch wegen – man ahnt es – Corona ein paar Wochen. Neun, um genau zu sein. Gleich nach der Rückkehr durfte Winnie dann auf einer 3200-Kilometer-Tour durch Frankreich zeigen, wie gut erholt er sich hat.

Weil es zu einem Dauertest dazu gehört, Stärken und Schwächen offenzulegen, werden wir auch hier nichts von dem verschweigen, was im ungarischen Knaus-Tabbert-Werk nachgebessert, repariert und ausgetauscht wurde. Schließlich gehen wir davon aus, dass einem Kundenfahrzeug mit gleichen oder ähnlichen Wehwehchen auch die gleiche oder ähnliche Behandlung zuteil wird. Oder später ausgelieferte MQH von denselben Optimierungen profitieren.

Etliches aus der Krankenakte kennen aufmerksame promobil-Leser und -User bereits aus unserem ersten Test: Gebrochenen Latten im Lattenrost, eine abgefallene Warmluftleitung im Sitzgruppen-Podest (wurde umgehend vom ortsansässigen Händler repariert), die wackelnde Schwenk-Tischerweiterung, die (zu) steile Leiter, die durch diverse fehlerhafte Verschraubungen verhunzte Badwand und die nicht montierten Magnethalter für den Duschvorhang.

Im Laufe weiterer Kilometer löste sich der Rollorahmen des Schiebefensters und die Metallplatten zur Fixierung der hinteren Kopfstützen zerschnitten die Rückseiten der Sitzpolster. Beim Frischwassertank drückte das Wasser durch den schlecht abgedichteten Füllstandsensordeckel und in Küche und Bad war der Wasserdruck plötzlich mickrig. Als Übeltäter wurde der groß beworbene Wasserfilter ausgemacht, der im Testwagen unter Verstopfung litt. Und schließlich stellte sich beim lange zurückliegenden Werkstattaufenthalt wegen der defekten Adblue-Leitungsheizung heraus, dass die abnehmbare Anhängevorrichtung nicht korrekt montiert war.

Dauertester Winnie Weinsberg 600 MQH
Ingo Wagner
Ein nagelneuer Lattenrost mit Nylonband zur Verstärkung.

Und jetzt, nach der Kur? Der Lattenrost: Neu, mit einem Riemen zwischen den vorderen Latten robust und nun so postiert, dass das Schottbrett herausnehmbar ist, ohne das Bett hochklappen zu müssen. Die Badwand: makellos. Der Schwenktisch: stabil und leise. Die Leiter ins Dachbett: länger, darum schräger und leichter zu besteigen – und jetzt außerdem so zwischen Kühlschrank und Heckbett zu verstauen, dass sie nicht mehr wackelt und klappert. Der Duschvorhang: Lässt sich aufhängen. Die Schiebetürrollos: fest verschraubt: Der Wasserdruck: Voll da. Und zum Filter: Das Wasser aus dem Hähne ist selbst nach Tagen ohne Wassernachschub noch absolut geruchs- und geschmacksneutral. Der Frischwassertank selbst: Dicht. Die Anhängerkupplung: Komplett neu und jetzt starr statt abnehmbar, was in Sachen Stützlast nur Vorteile hat. Die hinteren Rückenlehnen: Neu. Die Kopfstützenfixierung: zwei Holzbrettchen statt der scharfkantigen Metallklammern – davon jedoch eins schon wieder abgeknickt. Dafür genügt aber auch schon ein kleiner Fehltritt auf dem Weg ins oder aus dem Dachbett Richtung Kopfstütze. Und: Die Heizung ist nun direkt an die Bordbatterie geklemmt, bleibt also auch beim Ausschalten der 12-Volt-Anlage aktiv bzw. muss nicht jedes Mal neu mit Uhrzeit & Co. programmiert werden.

Dauertester Winnie Weinsberg 600 MQH
Ingo Wagner
Die Normandie ist für Freisteher ein echter Tipp. Das Fahrzeug muss nur ausreichend autark dafür sein.

Ein Familienurlaub zu viert mit großem Freisteh-Anteil (die Normandie gewährt Reisemobilisten noch viel Freiheit) hilft dabei, Stärken und Schwächen eines Konzeptes zu ergründen. Der Grundriss selbst zeigt dabei einmal mehr, dass er all diejenigen zufrieden stellt, die sich mit dem konzeptbedingt schmalen Mittelgang, dem 1,90 Meter langen Querbett und der lichten Höhe im 2,0 mal 1,30 großen Dachbett arrangieren können. Auch die Küche genügt der Crew vollauf und das Bad, jetzt mit zweiteiligem Vorhang, taugt tatsächlich für die heiße (Not)Dusche. Durch zwei Bodenabläufe gurgelt das Brauchwasser zuverlässig und schnell in den isolierten Unterflur-Abwassertank.

Die Sitzgruppe aus Bank, den gedrehten Ducato-Sitzen und dem frei hängenden Tisch funktioniert im Stand sehr gut, doch trotz der in geringem Maße in Richtung flach verstellbarer Sitzposition nötigt die Rückbank Kinder und erst Recht Erwachsene dazu, sich während der Fahrt permanent abzustützen oder gar am Küchenblock festzuhalten. Der Seitenhalt der konturlosen Polster ist gleich null.

Einmal mehr bejubeln möchte man, dass Weinsberg zwischen Möbeln und Dachhimmel Abstand gehalten und so zusätzliche Ablagefläche enormen Ausmaßes geschaffen hat. Und so bekommt die vierköpfige Familie tatsächlich alles unter, was man für einen Trip samt Fahrrädern so braucht. Apropos Fahrräder: Ganz frisch am Winnie-Heck verschraubt wurde der brandneue Eurocarry von Aluline. Der Aluträger greift in die Gewinde der Türscharniere, belastet also nicht die Türen selbst. So darf das 18 Kilo leichte Konstrukt 60 Kilogramm und bis zu vier Bikes schultern. In der Praxis hat der Träger exzellent funktioniert, doch dazu zu einem späteren Zeitpunkt mehr.

Die Sache mit der Autarkie indes ist nicht so leicht. Der serienmäßige, leistungsstarke Kompressorkühlschrank (der ohne Inhalt übrigens sehr laut klappert) nuckelt, wenn auch in Intervallen, stets an der Bordbatterie. Nach einem, spätestens 1,5 Tagen warnt das blinkende Batteriesymbol im simplen Borddisplay vor Ebbe in der 92-Ah-Austauschbatterie (die Originale hat zwar 95-Ah, machte aber schon früh im Test die Grätsche). Tatsächlich kam es nie zum Ausfall von Licht, Pumpe und vorsorglich gedrosseltem Kühlschrank, doch die optional mit Diesel befeuerte Combi-6-Heizung weigerte sich wegen Unterspannung bereits, den Brenner für eine Dusche zu zünden. Weil Frisch- und Abwassertankkapazitäten locker für mehrere Tage Autarkie genügen, heißt der Schlüssel zum "Wildcamper"-Glück Solarzelle(n). Platz dafür ist zwischen den beiden bei Autobahntempo laut rauschenden Panoramadachhauben genug. Bleiben wir kurz beim Oberstübchen: Der Aufstellmechanismus des rechten Seiten-Dachfensterchens ging auf der Tour kaputt. Und: Der rund acht Zentimeter auftragende Rollorahmen des Bugfensters löste sich aus dem Dach, weshalb es sich stück für Stück zerlegte. Generell ist ein Plisseerollo dort, wo Kinderfüße strampeln das ungeeignetste aller Verdunklungssysteme. Die Umrüstung auf einen simplen, lichtdichten Vorhang werden wir wohl demnächst angehen. Auch der Alurahmen des vorderen, verschiebbaren Bettteils drückt durch die grundsätzliche gute Matratze, was Kindern wurscht ist, wird ausgelagerten Erwachsenen aber bei jedem Umdrehen von der Hüfte ins Bewusstsein gefunkt.

Dauertester Winnie Weinsberg 600 MQH
Ingo Wagner
Der Fensterrahmen im Bug-Panoramafensters löst sich aus dem Dachhimmel. Er kriegt auch immer die beine und Bettdecken der Kinder ab. An dieser Stelle ist dieses Verdunklungssystem schlicht ungeeignet.

Bewusst muss MQH-Fahrern mit Frankreich-Faible aber auch sein, dass ihn die Mautstationen korrekt in die Catégorie 3 einsortieren, weshalb wir einmal für ein knapp 550 Kilometer langes gallisches Autobahnstück schwindelerregende 136 Euro bezahlt haben. Die Einzelbelege addieren will ich erst gar nicht. Wer kann, bleibt auf der Landstraße, wo sich auch Diesel und Adblue-Verbrauch auf erträgliche Werte einpendeln. Lassen sich um die 12 Liter Diesel für flotte Autobahnetappen noch erklären, sind 0,9 Liter Harnstoff pro 100 Kilometer ein irrwitzig hoher Wert und ernsthafter Kostenfaktor, den wir erneut abklären werden. 0,5 Liter pro 100 Kilometer hielt Fiat auf Nachfrage vor rund sechs Monate aber noch für plausibel.

Zwischenfazit? Die größten Wunden sind verheilt, zwei kleine neue hat sich Winni aber schon wieder zugezogen. Und so bleibt es dabei: Der Weinsberg Carabus 600 MQH zeigt, dass sein Konzept für zwei Erwachsene mit Kindern prima passt. Doch bei der Verarbeitung bleibt weiterhin noch Luft nach oben. Was den Fiat Ducato angeht: Der neue 160-PS-Motor mit Euro6d Temp hat sich zwar inzwischen richtig freigelaufen, doch der übermäßige Adblue-Konsum nervt gewaltig. Auch beim Federungskomfort wird der im Herzen ehrliche Italo-Transporter mittlerweile von der Konkurrenz eingetütet. 18-Zoll-Reifen und Komfortfederbeine vorn stehen nach der Solarzelle klar auf Position zwei der Wunschliste.

Winnie im Sturm

Logbuch vom 10.02.2020
Tester: Ismene Brandenburg, Teamassistentin promobil

Weinsberg Carabus 600 MQH
B. Brandenburg
Puh.... Winnie, das ist zum Glück nochmal gut gegangen!

Glück gehabt! Unser Dauertest-Campingbus wurde in der Sturmnacht "Sabine" fast Opfer eines umgefallenen Baums. Erst um 6:30 Uhr morgens traute ich mich nach einer kurzen und sorgenvollen Nacht endlich aus dem Haus, um nach Winnie zu sehen. Zuerst packte mich das Entsetzen, dann die Erleichterung. Wie man auf den Fotos erkennt, war es ganz schön knapp.

Wir hoffen, dass es bei unseren Lesern ähnlich glimpflich ausging, falls sie ihre Reisemobile ebenfalls am Straßenrand parken mussten und nicht unterstellen konnten. Bei Sturmschäden haftet zwar meist die Teilkaskoversicherung, doch den Aufwand mit Werkstatt-Termin und Versicherung wünschen wir niemandem.

Allgäu, Italien und ein Werkstatt-Besuch mit seltsamen Befunden

Logbuch vom 21.01.2020
Tester: Ingo Wagner, Chefredakteur CARAVANING

Weinsberg Carabus 600 MQH (2020)
I. Wagner
So idyllisch campte Winnie mit Familie im Allgäu. Zuvor musste er noch zwei Werkstattbesuche absolvieren.

In der Zwischenzeit hat der Carabus 600 MQH alias Winnie Weinsberg weiter fleißig Kilometer gesammelt. Schuldig sind wir Ihnen, liebe Leser, noch, was die Ursache für das Aufleuchten der Abgas-Warnlampe bei Kilometerstand 4600 war (siehe unten): Beim Fiat-Professional-Autohaus Trinkle in Schorndorf durfte Winnie auch ohne Termin vorstellig werden. Mehr noch: Obwohl alle Hebebühnen belegt und die Mechaniker alle Hände voll zu tun hatten, robbte der Werkstattmeister ohne viel Aufhebens unter den Ducato, um den Abgasstrang einer Sichtprüfung zu unterziehen.

Da nichts Auffälliges zu erkennen war, musste der Diagnose-Laptop ran. Und der spuckte als Fehlerquelle einen nicht abgeschlossenen Regenerationsprozess des Dieselpartikelfilters und eine interessante Zusatzinformation aus: Bis zum Zeitpunkt der Diagnose hatte sich der Filter bereits 13 Mal gereinigt! Das Autohaus erbat sich ob dieses seltenen Befundes ein wenig Zeit mit dem jungen Ducato. Doch schon am nächsten Morgen war er wieder abholbereit. Die Werkstattcrew hatte es geschafft, den vierzehnten Regenerationsprozess mit Hilfe des Laptops künstlich zu vollenden.

Die Anfrage an Fiat, wie häufig sich der Filter reinigt und wie hoch der maximale Adblue-Verbrauch sein darf (auf 7870 Kilometer hat sich der Ducato bereits 30 Liter Harnstoff einverleibt, das sind über 0,3 Liter pro 100 Kilometer), stellen wir dieser Tage. Natürlich lesen Sie die Antwort dann hier.

Guter Service hat Winnie Weinsberg auch zwischen Weihnachten und Neujahr auf die Sprünge geholfen. Die Vermutung, dass die Aufbaubatterie einen Knacks hatte, kabelten die Kollegen bereits, die mit Winnie für ein Fotoshooting nach Italien fuhren. Die Bestätigung via Totalausfall kam natürlich genau zwischen Weihnachten und Neujahr, und die Parzelle auf dem gerade für Familien empfehlenswerten Top-Campingplatz am Hopfensee war für den zweiten Januar schon gebucht…

Weinsberg Carabus 600 MQH (2020)
I. Wagner
Batterie kaputt? Batterie getauscht! Glücklicherweise ist Ingo Wagner handwerklich begabt!

Ein Anruf beim örtlichen Weinsberg-Händler genügte zur Rettung: Eigentlich sei wegen Inventur geschlossen, antwortete Rocket-Camper-Chef Swen Dluzak, doch da sowohl die Mannschaft als auch eine Batterie anwesend seien, wäre ein kurzer Boxenstopp ohne weiteres möglich. Den Aus- und Umbau der Batterie haben wir dann selbst erledigt. Da das Batteriefach links unter dem Heckbett aber exakt die Abmessungen des Stromquaders hat, war dessen Austausch fummeliger und im Wortsinn schwerer als es zunächst den Anschein hatte.

Fazit: Der Trip ins Allgäu verlief völlig ohne Probleme. Im Gegenteil. Erneut zeigte der Weinsberg Carabus 600 MQH sein Talent als Wintercamper, das neben der guten Dämmung auch von der optional mit Dieselbrenner ausgerüsteten Truma Combi 6 geprägt wird.

160-PS-Motor als Zugpferd für den Caravan

Logbuch vom 21.11.2019
Tester: Philipp Heise, Redakteur promobil und CARAVANING

Weinsberg 600 MQH (2020)
P. Heise
Eignet sich Winnie auch als Zugwagen? Klares "Ja" von Caravan-Experte Philipp Heise.

Winni-Weinsberg 600 MQH ist mit seinem Hochdach eine beeindruckende Erscheinung. Einzig der Gedanke an Brücken, Durchfahrten und Tunnel lässt mich angesichts der 3,08 Meter Aufbauhöhe grübeln: Ob das immer gut geht? Oder wird der XL-Kastenwagen womöglich unfreiwillig als Cabrio-Bus wie der Skydancer enden?

Egal, nichts wie rein und los, denn der anstehende Werkstatttermin unseres DIY-Caravan Ferdinand-Fendt für die Redaktion CARAVANING steht vor der Tür. Dank Anhängerkupplung und dem neuen 160-PS-Diesel (mit Euro 6-d-Temp Einstufung) ist der Weinsberg gut gerüstet und gibt ein prima Zugfahrzeug ab.

Einzig das optionale 9-Gang-Wandler-Automatikgetriebe würde mir im Stadtverkehr noch besser gefallen – aber das ist Jammern auf hohem Niveau, zumal dafür 3330 Euro fällig wären. Stattdessen freue ich mich, trotz Doppeldecker-Aufbau, über die innenstadttaugliche Aufbaubreite von 2,05 Metern und genieße den kräftigen Antritt des Motors.

Randnotiz: Die Start-Stopp-Automatik würgt den Motor auch im kalten Zustand rigoros ab. Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, dass das auf Dauer gut ist.

Bei der zweiten oder dritten Bremsung beginnt es plötzlich mitten ins Fahrersichtfeld zu tropfen. Ein klarer Nachteil des überhängenden Dachvorsprungs.

An unserem DIY-Caravan angekommen, sammelt die Rückfahrkamera im dritten Bremslicht Sympathiepunkte. Mit ihrem praxistauglichen Bild geht das Ankuppeln leicht von der Hand und so kann es bereits nach weniger als fünf Minuten weitergehen. Positiv dabei: Für unseren 2,30 Meter breiten DIY-Caravan sind Zusatzspiegel überflüssig. Die originalen Ducatospiegel reichen vollkommen aus, um das Gespann sicher im Blick zu behalten. Vom zusätzlichen Gewicht im Windschatten lässt sich der 160 PS-Diesel nicht sonderlich beeindrucken. Sind die für den Caravan zulässigen 80 km/h erreicht, hält sich der Motor im sechsten Gang gelangweilt im Hintergrund. Allerdings rückt damit das nervtötende Geklapper der Kocherabdeckung in den Vordergrund.

Nachdem es unser Ferdinand rechtzeitig zu seinem Werkstatttermin geschafft hat, bleibt noch ein wenig Zeit den Innenraum kurz unter die Lupe zu nehmen. Das Fluchen meiner Kollegen noch im Ohr, muss ich an die zwei gebrochenen Latten im Heckbett denken und verzichte darauf, mich aufs Bett zu knien. Der Durchgang zwischen Bad und Küche ist eh dermaßen beengt, dass ich ihn nur mit eingedrehten Schultern ohne Möbelkontakt passieren kann. Bevor ich der Enge der Fahrzeugmitte entfliehe, muss ich allerdings noch das Bett im Hochdach ausprobieren. Es lässt sich mit wenigen Handgriffen aufbauen und bietet großzügige Fensterflächen im Bug. Das Bett ist mit seinen 200 x 130 Zentimetern nicht schlecht – auch wenn die Matratzen dünn und die Kopffreiheit hier oben spürbar eingeschränkt ist.

Ohne Anhängsel auf dem Rückweg vom Werkstatttermin flammt bei konstant 80 km/h plötzlich die Motorkontrollleuchte auf und das Informationsdisplay mahnt, den Motor prüfen zu lassen. Da sich kein Leistungsverlust bemerkbar macht, geht es erst auf der nächsten Tour zur Überprüfung.

Mein Fazit: Winnies Motor ist erste Sahne und reicht auch zum Ziehen von Anhängern/Caravans locker aus. Einzig die bei kaltem Motor frühzeitig regelnde Start-Stopp-Automatik sehe ich eher kritisch. Zum Innenraum kann ich sagen, dass mir die Aufteilung nicht besonders zusagt. Das liegt aber wohl daran, dass ich keine vier Schlafplätze benötige und mir persönlich der Grundriss in vielen Bereichen einfach zu eng geschnitten ist.

Ein Familienbus fürs ganze Jahr?

Logbuch vom 21.11.2019
Tester: Ingo Wagner, CARAVANING-Chefredakteur

Weinsberg Carabus 600 MQH (2020)
Ingo Wagner
Auf nach Holland!

Als Kastenwagenfreund mit zwei Kindern gebührt mir die Ehre, mit dem flammneuen Kasten auf Jungfernfahrt zu gehen – zusammen mit meiner Familie. Schließlich sind die vier Betten von Winnie – so wurde der neue Dauertester getauft – quasi für den Familienurlaub prädestiniert. Der neue Euro 6 dTEMP-Diesel mit 160 PS und rotem Power-Schriftzug auf dem Grill hat uns ermutigt, bis an die niederländische Nordseeküste zu düsen, obwohl wir nur eine knappe Woche Zeit haben.

So ein Autobahntrip ist ideal, um einen neuen Motor einzufahren. Denn die Herde Cavalli unter der Haube des Italieners war anfangs sicher noch nicht vollständig angetreten. Mit jedem Kilometer mehr zog der 2,3-Liter besser durch, hielt die Geschwindigkeit auch an Steigungen besser. Auch wenn er sich mit entsprechendem Anlauf auf GPS-gemessene 152 km/h aufschwingt: das Hochdach bremst den Galopp spürbar. Ab 120 km/h wird’s zäher, wer den Tempomat auf 120 stellt, muss mit 12,5 Litern rechnen.

Angenehm leise ist das Mobiliar, die Windgeräusche der drei großen Dachfester (Das Panoramadach und das Heki über dem Heckbett kosten 890 Euro) sind da präsenter.

Weinsberg Carabus 600 MQH (2020)
Andreas Becker
Via Leiter kommt man ins Hochbett.

Das dank seines neuen Schienensystems kann man das Dachbett einfach auf volle Länge ausziehen. Es dämpft das Rauschen von oben erfolgreich. Klar, dass sich die Kids fürs gemütliche Oberstübchen mit Sternenblick entscheiden. Ihnen ist die harte zweigeteilte Matratze genauso schnuppe wie die Tatsache, dass zwischen Bett und weich gepolstertem Dachhimmel wenig Platz ist. Um es greifbar zu machen: Papa (1,90 Meter) auf Knien bleibt da oben stecken.

Viel mehr Bewegungsfreiraum herrscht in der Sitzgruppe, die aus den gedrehten Cockpitsitzen (obwohl die in einem Kastenwagen zwingend notwendig sind, berechnet Weinsberg Aufpreis dafür) und der über ein simples Lochsystem neigungsverstellbaren Sitzbank entsteht. Der frei schwebende Tisch hat optional eine ausdrehbare Verlängerung, die zwar den Beifahrersitz einbindet, aber bei jedem Einsatz mehr wackelt; eine 17er-Nuss haben wir jetzt gerade mal nicht im Urlaub dabei …

Die Truma-Heizung Combi 6 mit Diesel- statt Gasbrenner (949 Euro Aufpreis) lässt der Herbstkühle des Nordens keine Chance und fächelt den Innenraum lässig und leise warm. Die eine 5-Kilo-Gasflasche speist also nur den Kocher.

Für einen Kastenwagen ebenfalls groß ist die hell beleuchtete Nasszelle, der man eigentlich nur vorwerfen kann, ein viel zu kleines Waschbecken zu haben. Sieht komisch aus, wie ausgewachsene Mannsbilder mit dem Ohr fast am Spiegel kleben, um nach dem Zähneputzen in den Ablauf zu treffen. Sinnvoll ist das optionale Badfenster, weil die Brause dadurch nach draußen reicht. Eltern wissen sehr zu schätzen, dass sich der Nachwuchs nach einem Nordsee-Spaziergang draußen nass vorreinigen lässt. Auch wenn drinnen einer den Hahn bedienen muss.

Durch das Hochdach dienen sich die vom flacheren MQ übernommenen Möbel als zusätzliche Ablage an – sie reichen nicht bis zur Decke. Klingt wie ein Makel, ist aber super praktisch für Handtücher oder Brettspiele.

Weinsberg Carabus 600 MQH (2020)
Andreas Becker
Ups... ein Lattenrost hat sich verabschiedet.

Der Durchgang zum Heckbett zwischen dem leistungsstarken Kompressorkühlschrank und der Nasszelle ist akzeptabel breit. Nicht akzeptabel ist die Qualität des Lattenrosts. Schon beim Bettbeziehen brechen die Latten, weil man halt normal auf Knien auf der Matratze herumkrabbelt. Das retten auch die formidable Watergel-Maratze für 396 Euro Aufpreis nicht. Wie es sonst um die Qualität des Weinsberg Carabus 600 MQH bestellt ist, was mit seiner Zuladung bei 3.5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht passiert, lesen Sie in der kommenden Ausgabe von promobil, die ab dem 4. Dezember am Zeitschriften-Kiosk liegt.

Technische Daten Weinsberg 600 MQH

Dauertester Weinsberg Carabus
promobil

Basis: Fiat Ducato, 160 PS, 9-Gang-Wandlerautomatik
Länge/Breite/Höhe: 5,99/2,05/3,20 m
Zul. Gesamtgewicht: 3500 kg
Gurt-/Schlafplätze: 4/5

Grundpreis ab 46.490 Euro
Testwagenpreis: 62.964 Euro

Sonderausstattung im Testwagen:
90-Liter-Dieseltank (2 kg): 99 Euro
Alu-Rahmenfenster: 741 Euro
Anhängekupplung, abnehmbar (18 kg): 1029 Euro
Panoramadach-, Heckausstellfenster: 890 Euro
Insektenschutztür (2 kg): 427 Euro
Dieselheizung Truma Combi 6D (2 kg): 949 Euro
Abwassertank isoliert und beheizt: 334 Euro
Markise, 3,5 m (26 kg): 999 Euro
Fiat-Paket: Klima Fahrerhaus, Beifahrer-Airbag, Tempomat, Pilotensitze mit Armlehnen, Fahrerhaussitze drehbar uvm. (29 kg): 731 EuroWeinsberg Smart-Paket-CUV: el. Trittstufe, Fahrerhaus-Faltverdunkelung, Radiovorber., Truma CP Plus, iNet-Box, Wasserfilter uvm. (17 kg): 1475 Euro

Kosten und Service
Kfz-Steuer (3,5 t zGG, S4)240 Euro
Haftpflicht/Vollkasko (500 Euro SB, Tarif Allianz)565/1100 Euro

Zuladung

Dauertester Weinsberg Carabus
promobil

Infos zur Baureihe

Die Marke Weinsberg, die 2019 ihr 50. Jubiläum feierte, gehört zur Knaus-Tabbert-Familie und wendet sich mit günstigen Preisen auch an Einsteiger. Die Kastenwagen-Baureihe Carabus besteht aus acht Grundrissen. Vom kompakten 540er mit Querbett bis hin zum 6,36 Meter langen Einzelbetten-Grundriss sind die marktgängigen Typen vertreten. Unter dem Namen Caratour gibt es alle Modelle zudem in einem zweiten Ausbaudesign. Ganz neu dabei ist eine Variante des 630 MEG, "Outlaw" genannt, in deren Heckgarage man Bikes, Motorräder oder sogar ein Quad parken kann.

Weitere Modelle: 7
Länge: 5,41–6,36 m
Gesamtgewicht: 3300-4000 kg

Fazit

Resümee nach 22.380 Kilometern Teststrecke: Der Weinsberg Carabus 600 MQH ist konzeptionell ein attraktives Angebot für Familien, die einen Sechs-Meter-Bus für vier Personen suchen mit komplettem Bad und Ganzjahrestauglichkeit. Beim attraktiven Grundpreis bleibt es allerdings nicht. Doch für rund 60.000 Euro bekommt man einen wirklich sinnvoll ausgestatteten 600 MQH. Als 3,5-Tonner ist die Zuladung für vier allerdings knapp.

Die aktuelle Ausgabe
Promobil 05 / 2024
Promobil 05 / 2024

Erscheinungsdatum 11.04.2024

148 Seiten