ZEIT ONLINE: Herr Kübel, Sie sind als Geschäftsführer von Bosch für Personal zuständig. Macht Ihren Job in 20 Jahren ein Roboter?

Christoph Kübel: Wenn der dann genauso leidenschaftlich gern Personalchef ist wie ich, warum nicht? Aber im Ernst: Wir arbeiten heute schon an künstlicher Intelligenz und lassen Mensch und Maschine gemeinsam arbeiten. Und 20 Jahre sind eine lange Zeit. Ob meine Kollegen aber wirklich mit einem Roboter sprechen möchten anstatt mit einem Menschen, da bin ich mir nicht sicher. Denn ein Mensch kann auf Bedürfnisse eingehen, mal ein Späßchen machen und Lob aussprechen. Das kommt dann von Herzen.

ZEIT ONLINE: Roboter sind effizienter als Menschen. Können sie uns irgendwann ganz bei der Arbeit ersetzen? Der Mensch könnte seinen Tag dann mit schöneren Dingen verbringen.

Kübel: Unsere Vision ist auf jeden Fall nicht die menschenleere Fabrik. Die Kombination von Menschen und Robotern bringt die besten Ergebnisse. In der Fertigung müssen wir jeden Tag neue Lösungen finden und gemeinsam mit Kollegen Abläufe optimieren. Das kann der Mensch viel besser als jeder Roboter. In einigen Werken haben wir bereits sehr weit automatisiert. Dort zeigt sich, dass wir produktiver werden bei gleichbleibender Zahl an Arbeitern. Und nicht zu vergessen: Arbeit stiftet auch Identität.                                                                     

Christoph Kübel ist seit Januar 2012 einer von neun Geschäftsführern der Robert Bosch GmbH. Er ist als Arbeitsdirektor zuständig für das Personal- und Sozialwesen. Kübel wurde 1959 in Stuttgart geboren und studierte Betriebswirtschaft an der Fachhochschule Pforzheim. 1986 fing Kübel bei Bosch als Trainee an und blieb dem Konzern seither treu. © Bosch GmbH

ZEIT ONLINE: Also wird die Automatisierung nicht, wie oft befürchtet, Arbeitsplätze kosten?

Kübel: In Deutschland wurden seit 1990 mehr als 130.000 Roboter installiert. Trotzdem ist die Anzahl der Arbeitsplätze in der Summe gleich geblieben. So ist das auch bei uns. In den Werken werden vor allem monotone, sich wiederholende Abläufe automatisiert. Dafür entstehen neue Stellen, zum Beispiel im Bereich Software.

ZEIT ONLINE: Was ändert sich für Ihre Angestellten?

Kübel: Es wird nicht jeder den gleichen Job behalten können. Deshalb legen wir großen Wert auf die Weiterbildung unserer Mitarbeiter. Ein Ingenieur, der heute Software für Verbrennungsmotoren entwickelt, kann das künftig für Elektromotoren tun. In anderen Bereichen müssen wir mehr machen. An unserem Standort in Reutlingen bieten wir beispielsweise Mitarbeitern aus der Fertigung eine Weiterbildung im Programmieren an. Bis zu 500 Mitarbeiter können das wahrnehmen. Wir werden jedoch nicht jeden Mitarbeiter so qualifizieren können.

ZEIT ONLINE: Wer schlecht qualifiziert ist, verliert wohl zuerst seinen Job.

Kübel: Für die An- und Ungelernten haben wir Programme aufgesetzt, um sie zu Facharbeitern zu qualifizieren. Dann könnten sie auch Maschinen bedienen. Für viele ist solch eine Weiterbildung auf den ersten Blick aber gar nicht interessant, denn Schule und Lernen waren für sie nie ein Thema. Oder sie halten eine Weiterbildung nicht für notwendig, weil sie in der Fertigung derzeit noch ausgelastet sind.

ZEIT ONLINE: Wie motivieren Sie so jemanden?

Kübel: Wir möchten die Mitarbeiter gemeinsam mit den Arbeitnehmervertretern erreichen. Wir wollen ihnen die Chancen aufzeigen, die eine solche Weiterbildung bietet. Jedes Jahr erstellen wir für unsere Mitarbeiter zudem ein Kompetenzprofil: Was kann er, was muss er noch lernen? Dabei berücksichtigen wir, wie sich die Abteilung verändern wird. Aus dem Kompetenzprofil leiten wir dann ab, welche Fähigkeiten der Mitarbeiter verbessern oder neu erlernen sollte. Das ist für die Mitarbeiter nachvollziehbar und transparent.