Musik-Streaming: Spotify könnte Abo-Kunden mit exklusiver Musik bevorzugen

Der Musik-Streaming-Dienst Spotify hat sich auf die Fahne geschrieben, dass Abo-Kunden und Kunden der werbefinanzierten Variante auf die gleiche Musik Zugriff haben. Dieses Prinzip könnte enden. Manche Titel gibt es bald vielleicht nur noch im Abo.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 76 Kommentare lesen
Spotify

(Bild: dpa, Ole Spata/Archiv)

Lesezeit: 3 Min.

Der Musik-Dienst Spotify will laut einem Zeitungsbericht ein Tabu brechen und einigen Künstlern erlauben, ihre Alben nur für zahlende Abo-Kunden verfügbar zu machen. Die Nutzer der werbefinanzierten Gratis-Variante würden auf diese Musik dann verzichten müssen.

Spotify habe dies in Gesprächen mit Musik-Managern als Test in Aussicht gestellt, schrieb das Wall Street Journal unter Berufung auf informierte Personen. Es wäre eine Abkehr von der bisherigen Position, dass bei Spotify die Gratis- und die Abo-Variante das gleiche Angebot haben sollen. Gründer und Chef Daniel Ek betonte stets, ein Zwei-Klassen-System würde die Nutzer verärgern.

Die neue Unterscheidung brächte auch einige Probleme mit sich. Wie möchte Spotify etwa entscheiden, welche Musik nur noch über das Bezahl-Abo zugänglich ist und welche Musik für die werbefinanzierte Gratis-Variante genutzt werden darf? Welcher Künstler möchte sich nur auf die Werbefinanzierung verlassen?

Gleichzeitig ist Spotify unter Druck geraten. Künstler halten mehr und mehr ihre Alben vor den Streaming-Diensten zurück oder handeln mit nur einem Streaming-Dienst spezielle Konditionen aus. So entfernte Taylor Swift vor einem Jahr ihre Musik bei Spotify, bei Konkurrenz-Diensten ohne Gratis-Version ist sie aber weiterhin verfügbar. Adele hat sich für ihr neues Album vorerst komplett von Streaming-Diensten abgewandt. Das neue Album der Band Coldplay kommt erst an diesem Freitag - eine Woche nach dem Erscheinungstermin - zu Spotify, während man es etwa bei Apple Music sofort hören konnte.

Gehen mehr Künstler so vor, könnten Spotify-Kunden abwandern. Dabei sind die Hörerzahlen in diesem Jahr für das Unternehmen erfreulich. In diesem Jahr wurde über Spotify fast dreimal soviel Musik gestreamt wie noch vor einem Jahr. Weltweit hörten die Nutzer mehr als 20 Milliarden Stunden Musik, 2014 waren es 7 Milliarden Stunden.

Nach Angaben von Juni 2015 hat das Unternehmen über 75 Millionen Nutzer. Von diesen sind rund 20 Millionen zahlende Abo-Kunden. Zum Jahresabschluss 2014 war von 50 Millionen Nutzern und 12,5 Millionen zahlenden Abonnenten die Rede.


[Update 09.12.2015, 11:45 Uhr]:
Spotify dementiert die Gerüchte. In einem Statement erklärt das Unternehmen: "Wir glauben zu 100 Prozent an unser Freemium-Geschäftsmodell. Die Kombination aus einem kostenlosen, werbefinanzierten Angebot und einem umfassenden Premium-Angebot ist der beste Weg, um Musik an Fans zu liefern. Wir schaffen so Mehrwerte für Künstler und Songschreiber, und unterstützen das Wachstum der gesamten Musikindustrie." Außerdem würden im gesamten Musikmarkt "aktuell eine Vielzahl von Werbe- und Promo-Optionen ausprobiert."

(mit Material der dpa) / (kbe)