Reise

Trauben, Mandarinen, rote Unterwäsche Wie die Welt Silvester feiert

Bleigießen ist ein beliebter Brauch - in Deutschland und anderswo.

Bleigießen ist ein beliebter Brauch - in Deutschland und anderswo.

Wenn man den Jahreswechsel in anderen Ländern verbringt, merkt man schnell: Fondue und Feuerzangenbowle am Abend, Raketen und Böller um Mitternacht - das typisch für Silvester in Deutschland, aber im Ausland sehen die Bräuche oft anders aus. In Japan kommen nicht ganz ungefährliche Klöße auf den Tisch, in China wirft man Mandarinen ins Meer und in Bulgarien schlägt man sich auf den Rücken.

Der Mensch neigt zum Aberglauben. Besonders gern verfolgt er Riten und Bräuche, die Glück und Zufriedenheit prophezeien. Weltweit findet man zur Jahreswende viele Neujahrsbräuche. Allen diesen Bräuche gemeinsam ist die Hoffnung auf Beständigkeit und eine bessere Zukunft mit mehr Geld, mehr Liebe, mehr Glück. Wir haben einige Silvesterbräuche zusammengestellt. Hier kann man den einen oder anderen Brauch für sich entdecken. Auch wenn die Rituale ihre Versprechungen nicht halten, so bringen sie doch auf jeden Fall eine Menge Spaß.

Um Mitternacht schieben sich viele Spanier bei jedem Glockenschlag eine Traube in den Mund. Wer sich verzählt, dem steht im neuen Jahr Unheil bevor.

Um Mitternacht schieben sich viele Spanier bei jedem Glockenschlag eine Traube in den Mund. Wer sich verzählt, dem steht im neuen Jahr Unheil bevor.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Während man hierzulande Marzipanschweinchen verschenkt oder flüssiges Blei in kaltes Wasser tropfen lässt, um anschließend mit viel Fantasie zu interpretieren, ob das neue Jahr nun den erhofften Geldsegen oder doch nur ein paar neue Schuhe bringt, sind die Spanier etwas kreativer. Für sie haben die Mitternachtsglocken eine wichtige Bedeutung. Wer dort zu jedem Glockenschlag eine Weintraube verzehrt, darf sich etwas wünschen. Da dieser Brauch sich allgemeiner Beliebtheit erfreut, werden in spanischen Supermärkten vor der Jahreswende Weintrauben im Zwölfer-Pack angeboten. In den Kneipenvierteln der Städte verkaufen fliegende Händler kurz vor zwölf Plastiktütchen mit zwölf Weintrauben - dann oft zu Wucherpreisen.

Mandarinen sind ein Glückssymbol in China.

Mandarinen sind ein Glückssymbol in China.

(Foto: REUTERS)

Eine andere Frucht findet in einigen Teilen Chinas eine sehr ungewöhnliche Verwendung. Hier werfen Unverheiratete Mandarinen ins Meer und erhoffen sich damit großes Liebesglück im neuen Jahr (zum Nachmachen reicht sicherlich auch ein Binnengewässer). Die Chinesen begehen Silvester eher ruhig mit einem Abendessen im Kreise der Familie oder mit Freunden. Feuerwerk gibt es nicht.

Umso größer wird dafür das chinesische Neujahrsfest nach dem traditionellen Mondkalender gefeiert. Dann kommt das Milliardenreich für mindestens eine Woche praktisch zum Stillstand. In einer Völkerwanderung reisen viele Millionen Chinesen in ihre Heimatdörfer. Am Vorabend des Neujahrsfestes, das auch Frühlingsfest genannt wird, werden traditionell kleine Teigtaschen gegessen, deren Form an alte chinesische Geldstücke erinnert und deswegen Glück und Reichtum verheißen soll. Den ganzen Abend wird Feuerwerk gezündet.

Mutter und Tochter bei der Mochi-Herstellung in Tokio.

Mutter und Tochter bei der Mochi-Herstellung in Tokio.

(Foto: REUTERS)

In Japan kommen traditionell zur Jahreswende Mochis auf den Tisch. Die Klöße aus Klebereis sollen Glück fürs neue Jahr bringen und ein langes Leben versprechen. Kurzfristig gesehen bringen sie dem einen oder anderen jedoch eher Unglück, denn die klebrige Konsistenz der Klöße hat schon so manch einen Japaner ersticken lassen. Damit das nicht passiert, wissen die Japaner über Erste Hilfe bestens Bescheid: Fünf Schläge zwischen die Schulterblätter des am Boden liegenden Opfers sollen die Notsituation abwenden und den Erstickenden vor dem qualvollen Mochi-Tod bewahren.

Auch in Bulgarien geht es mit Schlägen auf den Rücken ins neue Jahr - sie sollen Gesundheit und Reichtum bringen. Für diesen weit verbreiteten Neujahrsbrauch wird ein Ast des Kornelkirschbaums bunt geschmückt, der so zu einer "Surwatschka" wird. In der Silvesternacht und am Neujahrstag gehen Kinder von Haus zu Haus und schlagen damit die Bewohner auf den Rücken. Dabei wünschen sie nach alter Tradition ein gesundes, glückliches, fruchtbares und reiches neues Jahr. Dafür bekommen sie kleine Geschenke wie Bonbons, Kuchen, Früchte oder Kleingeld.

In Brasilien trägt man zum Jahreswechsel Weiß - darüber.

In Brasilien trägt man zum Jahreswechsel Weiß - darüber.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

Nicht nur Lebensmittel, auch Textilien spielen in vielen Ländern der Welt eine wichtige Rolle bei den Neujahrsritualen. In Brasilien wird das Silvesterfest in Weiß gefeiert. Die Farbe des Friedens, der Reinheit und Unschuld verheißt einen glücklichen Start ins neue Jahr. Nicht ganz so unschuldig wie die weiße Oberbekleidung gestaltet sich das "Darunter" bei den brasilianischen, den italienischen und auch den chilenischen Frauen: Sie alle tragen in dieser Nacht rote Unterwäsche in der Hoffnung auf großes Liebesglück im neuen Jahr.

In Griechenland wird zum Neujahrsfest gezockt. Es geht hoch her bei Karten- oder Würfelspielen zu Hause oder im Kasino. Das große Neujahrszocken beginnt bereits am Abend des 31. Dezember und dauert oft bis zum Sonnenaufgang am 1. Januar. Landesweit wird legal oder illegal ein dreistelliger Millionenbetrag verspielt. Wer gewinnt, soll das ganze Jahr über Glück haben. Wer nicht gewinnt, kann wenigstens auf Glück in der Liebe hoffen.

Am Silvesterabend treffen sich viele Moskauer auf dem Roten Platz.

Am Silvesterabend treffen sich viele Moskauer auf dem Roten Platz.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die für rauschende Partys bekannten Russen läuten mit dem letzten Tag des Jahres eine zehntägige Festphase ein. In der Neujahrsnacht bringen Väterchen Frost, das Pendant zum Weihnachtsmann, und seine Begleiterin Snegurotschka (Schneeflöckchen) die Geschenke. Im ganzen Land werden Jolka-Feste gefeiert. Gemeinsam sitzt die Familie um die Jolka (den Tannenbaum) herum und isst. Nachdem die Präsidentenrede im Fernsehen vorbei ist, wird auf das neue Jahr angestoßen. Die russisch-orthodoxe Kirche richtet sich anders als die westlichen Kirchen nicht nach dem Gregorianischen, sondern nach dem Julianischen Kalender: Weihnachten wird erst in der Nacht zum 7. Januar gefeiert, Neujahr ist erst am 13. Januar.

Wer den Jahreswechsel in Frankreich verbringt, darf keine ausgelassenen Feiern oder buntes Feuerwerk erwarten. In den meisten Orten des Landes geht es in der Silvesternacht relativ ruhig zu. Viele Franzosen treffen sich lediglich mit Freunden und Verwandten zum Abendessen. Statt mit Böllern und Raketen wird das neue Jahr gewöhnlich kulinarisch mit Champagner, Stopfleber (Foie gras) oder Austern begrüßt. In Städten wie Paris ist die Böllerei sogar ganz untersagt. Die größte Silvesterparty steigt in der Regel auf der Pariser Prachtstraße Champs-Elysées. Dort feiern um Mitternacht Hunderttausende und wünschen sich "Bonne année" (Gutes Jahr).

Silvesterfeuerwerk am "London Eye".

Silvesterfeuerwerk am "London Eye".

(Foto: picture alliance / dpa)

In Großbritannien zündet an Silvester kaum jemand ein Feuerwerk - richtig geschossen wird im Königreich bereits am 5. November, dem Tag an dem der Offizier Guy Fawkes ein Attentat auf König Jakob I. versuchte. Organisierte Feuerwerke gibt es zu Silvester jedoch auch in Großbritannien. Das wohl größte steigt am Londoner Riesenrad "London Eye". Dort versammeln sich Jahr für Jahr hundertausende Menschen, um das pompöse Lichterspiel zu bestaunen. Das Spektakel wird auch live im Fernsehen übertragen.

Ähnlich wie in Deutschland gießen in Tschechien viele Familien Blei, um in die Zukunft zu schauen - noch älter aber ist der Brauch, einen Apfel zu halbieren und am Kerngehäuse das Schicksal abzulesen. Bilden die Kerne ein Kreuz, droht Unheil; in Sternform stehen sie für Glück. Finanziellen Erfolg soll nach tschechischer Tradition ein Mitternachtsessen mit Linsen bringen, die Geld symbolisieren. Die Hauptstadt Prag organisiert seit den 90er Jahren am Abend des 1. Januar stets ein großes Feuerwerk, das Zehntausende anlockt.

In Italien ist, wie schon erwähnt, ist rote Unterwäsche in der Neujahrsnacht ein absolutes Muss. Wer glücklich und erfolgreich sein möchte, sollte mit roter Wäsche ins neue Jahr "rutschen". Kaufhäuser und Dessous-Läden stellen daher jedes Jahr spätestens kurz nach Weihnachten ihre Wäscheauslage um. Egal ob Spitzenhöschen oder Boxershorts - Hauptsache rot. Zu essen gibt es traditionell Schweinshaxe mit Linsen. Die deftige Kost bringt angeblich Glück in Gelddingen.

So kann man auch das alte Jahr verabschieden: Hier haben Büro-Mitarbeiter in Buenos Aires am 31. Dezember alte Papiere aus den Fenstern geworfen.

So kann man auch das alte Jahr verabschieden: Hier haben Büro-Mitarbeiter in Buenos Aires am 31. Dezember alte Papiere aus den Fenstern geworfen.

(Foto: ASSOCIATED PRESS)

In Argentinien, auf der Südhalbkugel, treffen sich die meisten Menschen bei hochsommerlichen Temperaturen am frühen Abend mit Freunden und kochen, essen und reden bis Mitternacht. Um Punkt 0.00 Uhr bricht ein atemberaubendes Feuerwerk los. Tausende Menschen stehen auf den Flachdächern ihrer Häuser, um das Spektakel besser sehen zu können. Zu gutem heimischem Sekt heißt es dann "Feliz Año Nuevo!" (Frohes Neues Jahr!). Wer Lust hat, kann sich dann ab etwa 2.00 Uhr morgens in Clubs und Bars vergnügen. Aber Vorsicht: Schon von 8.00 Uhr an brennt einem die Sonne gnadenlos auf den verkaterten Kopf.

Vor allem im Süden der USA werden zu Silvester gerne Linsen oder Linsensuppe gegessen. Weil die Linsen ein bisschen wie Münzen aussehen, sollen sie Glück und Geldsegen versprechen. In Teilen Pennsylvanias - dort, wo früher viele Deutsche siedelten - gehört auch Sauerkraut zu den Traditionsgerichten. Dann gibt es noch die Regel "Nothing Goes Out", nach der am ersten Tag des Jahres nichts das Haus verlassen darf, auch nicht der Müll. Wenn doch, droht Unglück.

Quelle: ntv.de, abe/dpa/hotelsnapper

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