Franzosen verzichten im Anti-Terrorkampf auf individuelle Freiheiten

November 23, 2015, 10:27 vorm. GMT+0

Nach den Anschlägen von Paris sind zwei von drei Franzosen bereit, im Kampf gegen den Terror auf individuelle Freiheiten zu verzichten. Und drei von vier befürworten die Luftschläge gegen den IS.

Knapp eine Woche nach den Anschlägen von Paris mit weit über 100 Toten hat die Französische Nationalversammlung am Donnerstag dafür gestimmt, den Ausnahmezustand zu verlängern. Dadurch bleiben im Kampf gegen den Terror für weitere drei Monate unter anderem Wohnungsdurchsuchengen ohne richterlichen Beschluss möglich, Versammlungsverbote und Ausgangssperren können verhängt werden.

Dabei weiß die Politik das Volk hinter sich. Denn die überwiegende Mehrheit der Franzosen befürwortet die Einschränkung persönlicher Freiheiten, um die Freiheit der Vielen zu sichern. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die YouGov Frankreich in der vergangenen Woche durchführte. Auch die Verstärkung der Luftschläge gegen IS-Stellungen in Syrien wird demnach von den meisten Franzosen befürwortet.

Insgesamt drei von vier Befragten (74 Prozent) stimmen der Aussage zu, dass es manchmal nötig ist, die individuellen Freiheiten einzuschränken, um die Freiheit aller zu bewahren. Lediglich jeder fünfte (20 Prozent) ist anderer Meinung. Auffällig: Je älter die Befragten, desto eher stimmen sie der Aussage zu: 62 Prozent der 18- bis 24-Jährigen, aber 80 Prozent der Über-55-Jährigen sind mit solchen Einschränkungen einverstanden.

Doch was halten die Franzosen für wirksam im Kampf gegen den Terror? Vor allem: Mehr Kontrolle – wenn auch mit Einschränkungen. So sagen 70 Prozent, die europäischen Außengrenzen sollten wieder stärker kontrolliert werden, 62 Prozent sagen dies über die französischen Staatsgrenzen. Ebenfalls 62 Prozent halten es für Zielführend, das Internet stärker zu kontrollieren, sogar 72 Prozent halten das Abhören von Terrorverdächtigen für sinnvoll. Aber: Nur 28 Prozent der Franzosen sagen, dass es zielführend sei, die gesamte Bevölkerung stärker abzuhören.

Um den selbsternannten Islamischen Staat zu bekämpfen, hat Frankreich in der vergangenen Woche auch seine Luftangriffe auf IS-Stellungen in Syrien ausgeweitet. Auch diese Entscheidung trifft in der Bevölkerung auf viel Verständnis. Drei von vier Franzosen (75 Prozent) befürworten die Intensivierung der Luftangriffe, nur 8 Prozent lehnen sie ab. Weniger Entschlossenheit gäbe es allerdings bei einem Einsatz von Bodentruppen. Den würde nur knapp die Hälfte der Befragten (47 Prozent) befürworten, 28 Prozent wären dagegen.

YouGov Frankreich befragte zwischen dem 18. und 20. November 2019 für die französische Bevölkerung über 18 repräsentativ ausgewählte Personen.

Foto: NEWZULU/NEWZULU/PA Images

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