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Gedenken an Opfer der ersten Massendeportation

Einladung zur Stolpersteinverlegung für Familie Merory am Dienstag 24. Juli 2018 um 10.00 Uhr in Kreuzberg

Nr. 196/2018 vom 18.07.2018

Zum Gedenken an die Mitglieder der Familie Merory, die während der NS-Zeit deportiert und ermordet oder nach Polen ausgewiesen wurden, werden am 24. Juli in Berlin-Kreuzberg zwölf Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig verlegt. Zur Verlegung der quadratischen Messingtafeln auf den Bürgersteigen der Yorckstraße 74 und der Friedrichstraße 2 und zu einer Gedenkveranstaltung um 12.00 Uhr werden Nachfahren der Familie erwartet. Sie haben erst durch die Recherchen von Studierenden über die Geschichte der gegen Juden polnischer Herkunft gerichteten Deportation – der damals sogenannten „Polenaktion“ in Berlin – voneinander erfahren und werden sich nun erstmals persönlich kennenlernen. Bei der Gedenkfeier im FHXB Friedrichshain-Kreuzberg Museum in der Adalbertstraße 95a halten die Historikerin Dr. Alina Bothe von der Freien Universität, Pamela Merory Dernham für die Familie Merory sowie die Studentinnen Lara Büchel und Christine Meibeck Vorträge.

Die jüdische Familie Merory war Ende des 19. Jahrhunderts aus dem Gebiet des heutigen Polen nach Berlin eingewandert, es kamen neun Kinder zur Welt und wuchsen hier auf. Der Vater Isidor Merory arbeitete als Buchhalter bei der Schultheiss-Brauerei und verstarb 1926. Die Söhne Josef und Siegbert Fritz wurden am 28. Oktober 1938 gemeinsam mit ihrem Bruder Martin im Zuge der ersten Massendeportation, damals Polenaktion genannt, aus Berlin ausgewiesen und in die polnische Grenzstadt Zbąszyń abtransportiert.

Der Schauspieler Martin Merory lebte gemeinsam mit seiner nichtjüdischen Frau Ella, geb. Sarge, und den drei Töchtern Margarete, Liselotte und Eva in der Friedrichstraße 2. Ella Sarge stammte aus einer Familie von Theaterschaffenden; Martin Merory gehörte der kulturellen Avantgarde um Erwin Piscator und Bertolt Brecht an. Sein Bruder Walter Merory wurde 1942 in der NS-Tötungsanstalt Hartheim ermordet. Für ihn wurde im September 2017 ein Stolperstein in der Düppelstraße 39a in Berlin-Steglitz verlegt. Die Schwestern Rosa und Sofie lebten bis zur Deportation 1942 nach Riga gemeinsam mit ihrer Mutter Amalie Merory in der elterlichen Wohnung.

Die Recherchen über das Schicksal der Familie Merory fanden statt im Rahmen der Vorbereitungen zur Ausstellung „Ausgewiesen! Berlin, 28. Oktober 1938. Die Geschichte der ‚Polenaktion‘“, die von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Aktiven Museums e. V. und der Freien Universität Berlin erarbeitet wurde. Sie ist seit dem 8. Juli in der Stiftung Neue Synagoge Berlin – Centrum Judaicum zu sehen. Eine ausführliche Biografie der Familie Merory ist im wissenschaftlichen Begleitband erschienen, die auf Nachfrage zur Verfügung gestellt wird. Rezensionsexemplare können beim Metropol-Verlag angefordert werden.

Die Stolpersteine werden durch den Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg finanziert.

Weitere Informationen

Zeiten und Orte

  • Dienstag, 24. Juli 18
  • 10.00 Uhr Verlegung von sieben Stolpersteinen in der Yorckstraße 74, anschließend Verlegung von fünf Stolpersteinen in der Friedrichstraße 2
  • 12.00 Uhr gemeinsame Gedenkveranstaltung im FHXB Museum, Adalbertstraße 95a

Für weitere Informationen und Interview-Anfragen

Dr. Alina Bothe, Kuratorin der Ausstellung, „Ausgewiesen! Berlin, 28. Oktober 1938. Die Geschichte der ‚Polenaktion‘“, E-Mail: alina.bothe@fu-berlin.de

Rezensionsexemplare des wissenschaftlichen Begleitbandes

Friedrich Veitl, Verleger, Metropol-Verlag, Telefon: (0 30) 2 61 84 60, E-Mail: veitl@metropol-verlag.de

Webseite zur Ausstellung

www.polenaktion-1938-berlin.de