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Arzneimittel-Engpässe

PGEU ruft zum EU-weiten Handeln auf

Die europäische Apothekerorganisation Pharmaceutical Group of the European Union (PGEU) sorgt sich um die Patienten: Immer häufiger sind Medikamente nicht mehr verfügbar, darunter auch viele überlebenswichtige Präparate. Daher fordert sie eine schnelle und europaweite Lösung.
Jennifer Evans
14.05.2019  14:16 Uhr

Das Problem von Arzneimittel-Engpässen kann nach Auffassung der PGEU nur in koordinierten Aktionen angegangen werden. So vielschichtig deren Ursprung, zu dem unter anderem wirtschaftliche und regulatorische Gründe gehören, auch sein mag, entscheidend sei nun eine europaweite Lösung. Denn die Engpässe haben sich laut PGEU deutlich verschärft und dauern manchmal sogar länger als sechs Monate an. Das belegen demnach Rückmeldungen aus den EU-Mitgliedstaaten.

»Die europäischen Offizin-Apotheker tun ihr Bestes, damit Patienten dauerhaft Zugang zu ihrer Heilbehandlung haben. In den vergangenen Jahren sind die Engpässe allerdings in den öffentlichen Apotheken in Europa schon alltäglich geworden, was zu Unannehmlichkeiten und Sorgen der Patienten führt. Aber schlimmer noch, es kann womöglich negative Effekte auf ihre Gesundheit haben«, so der PGEU-Präsident Michał Byliniak. Darüber hinaus verschlinge das Problem Ressourcen, die Apotheker besser in die Versorgung ihrer Patienten stecken könnten, so Byliniak. Durchschnittlich 5,6 Stunden pro Woche verliert demnach jeder Pharmazeut, weil er sich um Arzneimittel-Engpässe kümmern muss.  Die Organisation fordert daher »handfeste und koordinierte Aktionen« der Politik – sowohl auf nationaler als auch auf internationaler Ebene. Ziel sollte dabei stets sein, die Kommunikation und Kooperation zwischen allen Akteuren der Lieferkette sowie den nationalen Behörden zu stärken und den Patienten bei allen Entscheidungen in den Vordergrund zu stellen. 

Mehr Spielraum für Apotheker

Die PGEU fordert daher grundsätzlich mehr Spielraum für die Pharmazeuten, damit diese mit ihrer fachlichen Expertise die Versorgung trotz Engpässen bestmöglich gewährleisten können, etwa in Form von Substitutionen. Für die daraus enstehenden finanziellen Verluste, etwa aufgrund von Retaxationen, sollten die Apotheker auch entschädigt werden.

Ausschlaggebend ist für die Vereinigung ist darüber hinaus, dass zu jedem Zeitpunkt eine reibungslose Kommunikation sowohl zwischen den Akteuren der Lieferkette als auch den Behörden sichergestellt sein muss, damit alle Beteiligten zeitnah von möglichen Arzneimittel-Engpässen erfahren. Dazu gehört eine entsprechende Steuerung, Überwachung und Berichterstattung der EU-Regierungen. Nicht zuletzt erwartet die Organisation eine engmaschige Zusammenarbeit mit der Europäischen Arzneimittelbehörde EMA, damit künftig Meldungen zwischen den EU-Mitgliedstaaten struktuiert, transparent und zeitnah ausgetauscht werden können. 

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