Auszeichnung im Römer: Die Gewinner des Frankfurter Gründerpreises

Die drei Ausgezeichneten: Der Entwickler einer cleveren Software für kleine Lieferdienste, ein Anbieter von Gratiskopien für Studenten und ein Lernförderzentrum, das auf aktuelle Erkenntnisse aus der Forschung setzt. Platz 1: Cargosteps - Eine Mitfahrzentrale für Pakete Eins der ersten Dinge, die Gründer beherrschen müssen, ist der Elevator Pitch. In nur 30 Sekunden müssen sie in der Lage sein, ihre Geschäftsidee zu erläutern. Ganz so, als wenn sie mit einem Investor oder Kunden mit im Aufzug fahren, wo er ihnen nicht entkommen kann. Für den schnellen Elevator Pitch ist die mehrstufige Geschäftsidee von Cargosteps zwar wohl zu komplex, nicht aber für den Frankfurter Gründerpreis: Das Unternehmen hat den ersten Platz belegt und wurde mit 12 500 Euro prämiert. Ihr Produkt soll kleinen und mittelgroßen Logistikunternehmen helfen, pakete in Echtzeit zu verfolgen und Lieferwägen gemeinsam zu nutzen – um dadurch mit großen Lieferdiensten wie DHL oder UPS konkurrieren zu können. Das Ziel: Eine Online-Plattform zur Vermietung leerer Transporter-Flächen an andere Spediteure und Paketdienste. Cargosteps wurde im September 2015 von Moritz Friedemann Jäger, Tom Anyz, Murat Karakaya und Rachid Touzani gegründet. Der Eigenbedarf brachte den Start-up-Stein ins Rollen: Touzani arbeitete zehn Jahre lang im von ihm gegründeten Logistik-Unternehmen und musste oft mit Fahrern und Kunden telefonieren, um den aktuellen Ort von Lieferungen zu klären. Durch die Cargosteps-Software soll dies entfallen. Sie trackt das Handy des Fahrers, der außerdem Infos, wie beispielsweise ein Bild vom Auslieferungsbeleg, in eine App einspeisen kann. So bleibt allen das telefonische Nachfragen erspart, und Lieferservice und Kunden können stets den neuesten Stand abrufen. „Fast wie beim DHL-Boten“, sagt Rachid Touzani. „Die Großen haben dafür eigene Lösungen, aber wir bieten die Software vielen kleinen und mittleren Firmen an.“ Die Gründer bringen unterschiedliche Expertisen mit: Friedemann Jäger und Anyz sind Software-Entwickler, Karakaya kümmert sich um das Marketing, und Touzani kennt die Logistik-Branche. Sechs weitere Angestellte arbeiten im Unternehmen. Zurzeit hat Cargosteps über 200 Nutzerfirmen, die über die Software täglich etwa 60 bis 70 Fahrten abwickeln. Bisher sind es hauptsächlich Expresslieferungen mit Sprintern und Pkws. Um noch mehr Kunden zu gewinnen, gibt Cargosteps seine Software bislang kostenlos weiter. Darum schreibt das Start-up noch rote Zahlen und wird hauptsächlich über Investoren und Ersparnisse finanziert. „Wir wollen erst wachsen und die Software entwickeln“, sagt Touzani. „Anders als ein Burgerladen können wir unser Produkt nicht direkt verkaufen.“ Wenn der Kundenstamm groß genug ist, folgt der nächste Schritt: Cargosteps will es ermöglichen, dass Lieferdienste die Plattform nutzen, um Leerfahrten zu vermeiden. Wer beispielsweise ein Paket von Frankfurt nach Berlin fährt, kann dann für die Rückfahrt auf der Plattform anfragen, ob jemand etwas von Berlin nach Frankfurt transportiert haben möchte. So könne der Logistikunternehmer seinen Ertrag laut Touzani fast verdoppeln. Für die Vermittlung will das Start-up dann eine Provision verlangen. Die 12 500 Euro Preisgeld werden direkt wieder investiert: Die vier suchen einen Programmierer, der die Programmiersprache Python beherrscht, außerdem soll der alte Drucker im Büro ersetzt werden. Laut Touzani wird es noch eine Weile dauern, bis Cargosteps erste Profite einfährt. Er und die anderen Gründer seien aber von ihrer Idee überzeugt: „Wir wissen alle, dass dieses Unternehmen unsere Zukunft ist.“ Platz 2: Freiskript - Kostenlose Kopien für Studenten Wenn die einen lernen und die anderen werben wollen, freut sich der Dritte. Dieser heißt Manuel Elbert, ist 25 Jahre alt und leitet das Unternehmen Freiskript. Als Wirtschaftsstudent an der Goethe-Uni mussten er und seine Kommilitonen ständig neue Vorlesungsskripte ausdrucken. Doch dann herrschte immer Andrang im Copyshop, und ein Skript kostete bis zu 12 Euro. An Farbdruck war wegen des hohen Preises gar nicht zu denken. Elbert wollte das ändern. „Es gibt doch viel Werbung für Studenten“, dachte er sich, „warum nicht Skripte und Werbung kombinieren?“ Das Konzept: Unternehmen schalten Werbung in den Skripten, weil sie so eine klar umrissene Zielgruppe erreichen. Für Studenten gibt es spezielle Produktanzeigen, vor allem aber auch Stellenangebote. Besonders Wirtschafts-, Informatik- und Maschinenbau-Studenten seien für Konzerne wie KPMG, Nestlé oder die Banken interessant, so Elbert. Im Januar 2016 entstand aus dem Konzept dann Freiskript. Drei Monate später ließen sie in einer Frankfurter Druckerei kostenlose Skripte für 3000 Frankfurter Studenten der Wirtschaftswissenschaften erstellen. Danach sei die Nachfrage sofort sehr groß gewesen, erinnert sich Elbert. Ein gutes Jahr später druckt Freiskript bereits für Studenten an zehn verschiedenen Universitäten in Deutschland. Sie bestellen ihre Kopien über die Homepage und bekommen sie innerhalb der nächsten drei Tage geliefert. Letztes Jahr machte sein Unternehmen 100 000 Euro Umsatz, dieses Jahr rechnet Elbert schon mit dem dreifachen Betrag. Seit einigen Wochen bietet Freiskript auch eine werbefreie, kostenpflichtige Version an. Mit sieben Euro pro 100 Farbseiten sei diese laut Elbert immer noch günstiger als die aus dem Copyshop. Platz 3: Wolf-Zentrum - Pädagogik auf dem neuesten Stand Wissenschaft und Schule – das sind offenbar zwei völlig getrennte Welten. Das finden zumindest Ana Krizan, promovierte Psychologin, und Yvonne Oschmann, Lehrerin und Legasthenie-Therapeutin. Die Forschungsergebnisse über die neuesten Lernmethoden, so ihre Beobachtung, landeten meist in anerkannten Fachzeitschriften, aber nicht in Klassenräumen. Die zwei jungen Frauen aus Frankfurt wollen das ändern. Deshalb haben sie im Februar 2016 das Wolf-Zentrum in Kalbach-Riedberg gegründet. Wolf stehe für „wissenschaftsorientiertes Lernförderzentrum“, sagt Krizan. „Der Lehralltag in den Schulen verharrt immer noch in der Steinzeit.“ Die effektivsten Lernstrategien kämen den Schülern nicht zugute. „Wir diagnostizieren jedes Kind am Anfang und entwerfen einen maßgeschneiderten Förderplan, den wir auch immer wieder überprüfen und anpassen.“ So erreichten sie die besten Ergebnisse. Je früher die Schüler zu ihnen kommen, desto besser, sagt Krizan. So ließen sich Lernstörungen wie eine Lese-Rechtschreib-Schwäche rechtzeitig vermeiden. Gerade in Frankfurt sei der Bedarf an Förderung sehr groß, da gerade hier viele Schüler bisweilen bis zur dritten Klasse so schreiben gelernt hätten, wie sie es hörten. So könne ein Fahrrad schon mal zu einem „Varat“ werden. Etwa jedes sechste Kind, das im Wolf-Zentrum gefördert wird, leide unter dieser künstlichen Schwäche, so die Gründerinnen. Zurzeit kommen 40 Kinder regelmäßig ins Zentrum. Eine Stunde kostet 60 Euro. Erst kürzlich haben die Unternehmerinnen eine weitere Lerntherapeutin eingestellt. Im ersten Quartal dieses Jahres verzeichneten sie 30 000 Euro Umsatz. Das Preisgeld wollen sie nutzen, um mehr Räume einzurichten.

Platz 1: Cargosteps - Eine Mitfahrzentrale f&uuml;r Pakete

Platz 1: Cargosteps - Eine Mitfahrzentrale für Pakete