Was waren die vermeintlichen Experten optimistisch. Mit ihrem Abschluss in Informatik sei sie "nicht bloß eine Symbolfigur", meinte das US-Magazin Forbes. Sie bringe dem Konzern "einen Gutteil des notwendigen Glamours zurück", fand "Die Welt". Und auch die Börse zeigte sich erfreut. Die Aktien des Unternehmens schnellten in die Höhe, als im Juli 2012 bekannt wurde: Die langjährige Google-Managerin Marissa Mayer wird Chefin des Internetpioniers Yahoo.

Inzwischen hat sich die Silicon-Valley-Berühmtheit selbst entzaubert. Anfang Januar wurde bekannt: Die Sanierung des Konzerns ist gescheitert, Mayer verlässt ihren Posten. Und: Die Teile des Internetpioniers, die eigenständig bleiben sollen, werden umbenannt. Aus Yahoo wird Altaba.

Verschätzt, verbockt, verspottet

Die Gründe, warum Konzerne scheitern, sind so vielschichtig wie eine Zwiebel. Mal verschätzt sich das Management bei einer Übernahme, mal setzen die Firmenstrategen auf Produkte, die der Kunde nicht goutiert. Mal gelingt es nicht, die besten Talente im Konzern zu halten, woraufhin irgendwann nur noch Mittelmaß übrig ist. Und das bringt allenfalls durchschnittliche Ideen hervor, die sich meistens unterdurchschnittlich verkaufen. Ein anderes Mal sonnt sich das Topmanagement zu sehr im eigenen Erfolg und übersieht, dass ein Konkurrent bereits an besseren Ideen tüftelt. Dann bleibt der Führungsetage nachher nur der Schaden, für den Spott sorgt das Publikum schon selbst.

Sehr schön war das neulich wieder zu beobachten, als sich die Vorstellung des ersten iPhone-Modells zum zehnten Mal jährte. Anfang Januar postete der Journalist Jörgen Camrath beim Kurznachrichtendienst Twitter einen Auszug aus einem Spiegel-Artikel von Juni 2007, den die Netzgemeinde johlend entgegennahm. Der Text war erschienen, wenige Tage bevor Apple in den USA den Verkauf des ersten iPhones startete. Die Hysterie hatte sich bereits weltweit ausgebreitet – mit Ausnahme einiger Ruheoasen.

In einem Dorf in Finnland zum Beispiel war man damals völlig gelassen: "Eine Revolution wird es mit Sicherheit nicht geben", sagte der damalige Nokia-Manager Mads Winblad, der inzwischen selbstständig ist, dem Spiegel. Und der damalige Motorola-Manager Olaf May, inzwischen bei Samsung, sagte: "Wir beobachten das ausgesprochen relaxt." So kann man sich täuschen.

Was lebt, muss sterben

Aus, Schluss, vorbei. Ein Produkt, das sich an einem Tag gut verkauft, kann am nächsten schon wie Blei in den Regalen liegen. Ein profitables Geschäftsmodell wird kopiert, Trends tauchen plötzlich auf und verschwinden ebenso schnell, Konzerne fusionieren, Chefs wechseln, Teams werden ausgetauscht.

Wer heute noch als innovatives Vorzeigeunternehmen gilt und international erfolgreich ist, wird morgen schon von neuen, branchenfremden Konkurrenten und der rasanten Marktreaktion überrollt – und landet bestenfalls in der Bedeutungslosigkeit, schlimmstenfalls in der Insolvenz.

"Alles fließt", schrieb der griechische Philosoph Heraklit bereits im 5. Jahrhundert vor Christus. Der Evolutionsbiologe Charles Darwin sagte im 19. Jahrhundert: "Weder die stärkste noch die intelligenteste Spezies überlebt. Sondern jene, die sich am besten dem Wandel anpasst." Das gilt für Unternehmen gleichermaßen. Doch wahr ist eben auch: Was einmal lebt, muss irgendwann sterben. Bloß: Wann und warum rafft es Unternehmen dahin? Wieso gibt es die Industriellenholding Haniel heute noch, die ihren Ursprung 1756 nahm – im selben Jahr, als in Salzburg Wolfgang Amadeus Mozart zur Welt kam? Lässt sich das Leben von Konzernen verlängern – und wenn ja, wie?