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Schmerzprophylaxe Was den Rücken stark macht

Dauerstress und verkümmerte Muskeln sind die Hauptgründe für Rückenschmerz. Wer aktiv wird, kann die Pein besiegen. Ein SPIEGEL+-Bestseller.
aus DER SPIEGEL 40/2011
Rückenschmerzen töten nicht - lassen einen aber auch nicht leben.

Rückenschmerzen töten nicht - lassen einen aber auch nicht leben.

Foto: ljubaphoto/ iStockphoto/ Getty Images

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Dieser Text gehört zur Reihe "Bestseller von SPIEGEL+", er ist zuerst erschienen im SPIEGEL 40/2011.

Mehr als 50 Infusionen ließ Gerhard Roth durch seinen geschundenen Körper strömen. Doch das entzündungshemmende Mittel war zu schwach, der Schmerz behielt die Oberhand. Der österreichische Schriftsteller hatte mit seinem Enkelsohn im herbstfeuchten Gras Fußball gespielt - und plötzlich das Gefühl, an eine 1000-Volt-Leitung angeschlossen zu sein. "Es war ein stechender voluminöser Schmerz, er hat meinen ganzen Unterkörper erfasst und ging ins linke Bein, bis zur großen Zehe", erinnert sich Roth, 69, ein weißhaariger Mann mit dunkler Brille und einer der bedeutendsten Literaten im deutschsprachigen Raum. 

Der Schmerz überwinterte bei ihm, Roth konnte nur auf der rechten Seite liegen. Er saß an seinem Roman "Der Berg"; doch das Sitzen am Schreibtisch war fortan eine einzige Folter. Am Ende schluckte Roth jeden Tag Morphium, um das Werk vollenden zu können. Zwischen Drogenrausch und Schmerzwahn schmiedete er Sätze wie nie zuvor. "Unter dem Morphium habe ich einen anderen Schreibstil entwickelt", erzählt Roth. "Ich hatte den Eindruck, als ob das Manuskript einen Schlaganfall erlitten hätte. "Erst im Frühjahr ließen die Schmerzen im Kreuz allmählich nach. Schritt für Schritt konnte er die Opiatdosis verringern. Im Sommer schien es Roth endlich besserzugehen - ganz ohne Operation.

Vor allen anderen Leiden ist der Rückenschmerz das Volksleiden Nummer eins. Es gilt beinahe schon als unnormal, nicht irgendwann Beschwerden im Kreuz zu haben. Früher oder später erwischt es vier von fünf Bewohnern der Industriestaaten - und Prominente sind genauso betroffen wie die Normalbevölkerung.

Vor dem Kreuz sind alle Menschen gleich. Eine plötzliche Verspannung der Rückenmuskulatur verwandelt jeden in eine elende Kreatur. Wenn der Nervus ischiadicus Alarmsignale aussendet, sinkt der König genauso darnieder wie der Knecht. Der Volksmund bezeichnet das Geschehen treffend als ein Werk, das nur des Teufels und seiner Helferinnen sein kann: Hexenschuss!

Zu jedem beliebigen Zeitpunkt haben es 40 Prozent der Deutschen im Kreuz. Rückenschmerzen töten nicht - lassen einen aber auch nicht leben.

Sex ist möglich, wenn auch nur vorsichtig. "Geschlechtsverkehr, Fellatio und Cunnilingus konnte Zuckerman mehr oder weniger schmerzfrei ertragen, vorausgesetzt, dass er flach auf dem Rücken liegen blieb und den Kopf auf das Synonymwörterbuch stützte", schreibt der US-Amerikaner Philip Roth in seinem Buch "Die Anatomiestunde" - auch Roth ist ein Leidender und darf auf ärztliche Anordnung nicht länger als eine Stunde am Stück sitzen.

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