Angst vor den Autos der 90er

31.1.2019, 10:30 Uhr
Angst vor den Autos der 90er

© VW, auto medien portal/Westermann

Wenn ein Auto seinen Dreißigsten feiert, dann kann der Besitzer ein H-Kennzeichen beantragen. Durchaus ein Geburtstagsgeschenk, denn mit dem Oldtimer-Schild sind einige Vorteile verbunden. Einer davon ist der Freifahrtschein in Umweltzonen, die für andere Automobile No-Go-Areas darstellen.

Genau hier hat nun Rudolf Körper eingehakt. Körper ist der Vorsitzende der Landesgruppe Württemberg-Hohenzollern des Allgemeinen Schnauferl Clubs (ASC) und somit ein Mann vom Fach. In einem Beitrag für das Fachblatt "Motor-Klassik" stellte Körper die Forderung auf, das H-Kennzeichen für Oldies der 1990er-Jahre auszusetzen. Er befürchtet ein Aufbegehren des Volkszorns, wenn der Fahrer eines solchen Klassikers kaltlächelnd an neueren Euro-4- und Euro-5-Dieseln vorbeizieht, die draußen vor den Toren zufahrtsbeschränkter Städte bleiben müssen.

Fahrverbote clever umgehen?

Eine weitere Sorge, die den Oldtimer-Funktion umtreibt, ist die vor Missbrauch: Clevere Autofahrer könnten sich für kleines Geld einen 1990er-Oldie kaufen, diesen dank H-Kennzeichen günstig betreiben und ihn dazu benutzen, Fahrverbote zu umgehen.

Tatsächlich kommen demnächst Autos ins "historische" Alter, die einst in großer Stückzahl verkauft worden sind. Der Golf III gehört ab 2020 ebenso dazu wie der Ford Escort oder der Opel Astra. Dass diese Modelle Massenprodukte waren bedeutet, dass sie jetzt einerseits günstig zu haben sind – und andererseits in großer Zahl in Fahrverbotszonen einfallen könnten.

Angst vor den Autos der 90er

© GTÜ/ampnet

Rechtliche Grundlage fehlt

Carsten Müller (CDU), seines Zeichens Vorsitzender des Parlamentskreises Automobiles Kulturgut im Bundestag (ja, so etwas gibt es), hat indes bereits wissen lassen, dass es für das Aussetzen des H-Kennzeichens für bestimmte Auto-Altersgruppen keine rechtliche Grundlage gebe. Auch der Schnauferl-Club ist auf Abstand zu der entsprechenden Forderung gegangen und will sie lediglich als "Denkanstoß" verstanden wissen. Eine Lesart, der sich Funktionär Körper inzwischen anschließt.

H-Kennzeichen: Kein Selbstläufer

Das H-Kennzeichen gibt es in Deutschland seit 1997. Um sich dafür zu qualifizieren, hat der Auto-Oldie bestimmte Voraussetzungen zu erfüllen. So muss er ein Mindestalter von 30 Jahren aufweisen, gut erhalten sein und dem Originalzustand entsprechen. Tuning-Umbauten, die nicht zeitgenössisch und typisch waren, sind beispielsweise nicht erlaubt. Ob diese Bedingungen gegeben sind, klärt ein Oldtimer-Gutachten.

Zu den Vorteilen, die mit dem H-Kennzeichen verbunden sind, Vergünstigungen bei Kfz-Steuer und –Versicherung sowie die Erlaubnis zum Befahren von Umweltzonen auch ohne grüne Plakette und Katalysator. Letzteres eine Bedingung, die für Autos der 1990er freilich keine Rolle mehr spielt: Der Kat ist seit 1989 Pflicht.

ule

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