Wildkräuter Teil 3 – Superfood oder Heilige?

Die Pflanze ist die Lebensform zwischen Mineral – welches für uns leblos erscheinen mag – und Tier, das wir deutlich als lebendig erkennen, selbst wenn es sich um die kleinste Mikrobe handelt.

Das Besondere an Pflanzen ist, dass sie aus scheinbar leblosen Substanzen Leben erschaffen. Durch den Vorgang der Fotosynthese erschafft eine Pflanze aus dem Licht von Sonne und Kosmos, Wasser und ein paar Mineralien aus der Erde gedeihendes Leben. Ist das nicht ein Wunder?

Das bedeutet, dass Pflanzen den Menschen nicht nur grobstofflich mit Vitaminen, Mineralien und Pflanzennährstoffen versorgen, sondern auch mit dem Licht und der Lebensenergie (Prana) der Sonne.

Verbindet sich ein Mensch mit einer Pflanze, verbindet er sich dadurch mit der gesamten Schöpfung.

„Die Essenz aller Dinge ist die Erde. Die Essenz der Erde ist das Wasser. Die Essenz des Wassers sind die Pflanzen. Die Essenz der Pflanzen ist der Mensch.“

Chandogya Upanishad

Jede Pflanze ist – wie der Mensch – ein Gefäß, das mit Bewusstsein und Information gefüllt ist. Es geht also bei der Heilwirkung einer Pflanze nicht allein um die chemisch nachweisbaren Inhaltsstoffe, sondern vor allem um Information und Bewusstsein. Deshalb können bereits kleine Mengen ausreichend sein.

Beim Sammeln und Verzehren dieser Pflanzen sollten wir uns bewusst darüber sein, dass sie ein Geschenk des Göttlichen an uns sind und etwas Heiliges. Wenn du also zum Kräuter-Sammeln den Wald oder die Wiese betrittst kannst du innehalten, dich mit diesem Stück Natur verbinden und eine Haltung von Dankbarkeit einnehmen.

Wenn du mit offenen Augen und offenen Herzens auf die Pflanzen zugehst, wirst du ganz genau spüren, welche Pflanze heute für dich gut ist. Sie wird dich rufen. Schau die Blätter und Blüten an, rieche und fühle sie und verbinde dich mit ihnen.

Lass das Kräuter Sammeln zur Meditation werden. Du kannst dich bei jedem Pflücken bedanken oder ein Mantra wiederholen. Schon bald wirst du merken, wie deine Verbundenheit zur Natur und ihren Wesen wächst.

Jede Pflanze ist ein Geschenk von Mutter Natur an dich. Egal, ob du sie als Salat isst, als Heilmittel verwendest oder dich einfach nur an ihrer Schönheit erfreust. Sie ist der Ausdruck göttlicher Liebe und Fürsorge, die dich nährt, heilt und erfreut.

Wildkräuter wachsen völlig unabhängig von menschlichem Zutun, sie sind in großer Fülle vorhanden und kosten keinen Cent. Du brauchst nichts weiter tun, als einfach nur deine Augen für sie zu öffnen und das Geschenk anzunehmen.

Hier ein paar weitere Wildkräuter, die vor deiner Haustür wachsen könnten:

Beinwell

Der Beinwell wächst auf lehmigen oder moorigen, nährstoffreichen Böden. Er hat dicke saftige Blätter, kräftige Stiele und seine Wurzeln sind fast schon schleimig. Daher ist seine Wirkung stark nährend.

Ayurvedisch ausgedrückt reduziert Beinwell Vata und Pitta und erhöht Kapha, was seine nährende Wirkung erklärt. Die Wissenschaft schreibt diese Wirkung dem Inhaltsstoff Allantoin zu, der auch für viele Kosmetikprodukte verwendet wird.

Als Heilmittel wird der Beinwell vor allem bei Gelenksbeschwerden angewendet, die durch Überanstrengung, Verrenkung, Verstauchung oder Schlaganfall verursacht wurden. Er hilft bei Rheuma, Krampfadern, Sehnenscheidenentzündungen, Gicht, Knochenbrüchen und vielem mehr, was Nährung und ein wieder Zusammenwachsen erfordert.

Alle Pflanzenteile sind essbar und können roh oder als Gemüse verzehrt werden. Aus den Wurzeln kann ein Tee zubereitet werden, der gegen Rheuma, Bronchitis und Bauchfellentzündung hilft.

Zur äußerlichen Anwendung kann man leicht aus Blättern und Wurzeln, die mit heißem Wasser und etwas Öl vermischt werden, einen Brei herstellen, der für Umschläge verwendet werden kann.

ACHTUNG: Verwechslungsgefahr mit dem giftigen Fingerhut, der sich anhand der Blattfärbung und Blütenanordnung vom Beinwell unterscheidet. Bitte ziehe im Zweifel Fachliteratur zu rate!

Fotos vom Beinwell: 

Walderdbeere

Wo immer Sonne auf humusreichen Waldboden trifft, findet man ab Mai bereits die ersten Blätter der Walderdbeere, die zur Familie der Rosengewächse zählt. Jeder kennt und liebt ihre süßen roten Früchte, die von Juni bis September geerntet werden können.

Die Erdbeeren stärken den gesamten menschlichen Organismus durch Substanzen wie Pectin, Vitamin C und Eisenverbindungen.

Aber auch die Blätter der Walderdbeere sind essbar und gesund. Sie enthalten Gerbstoff, Vitamin C, Kieselsäure und Flavon und wirken zusammenziehend und harntreibend. Du kannst sie wunderbar roh im Salat oder als Smoothie verzehren.

Fotos von der Walderdbeere: 

Schafgarbe

Die Schafgarbe hat sehr feine Blätter. Sie wirkt ausgleichend und kräftigend auf den Körper. Seit Jahrhunderten wird sie in der Frauenheilkunde und zur Wundheilung eingesetzt. Die Schafgarbe reduziert Pitta und Kapha und erhöht Vata.

Frauen, die unter Menstruationsbeschwerden wie starken, schwachen oder ausbleibenden Blutungen, Unterleibskrämpfen, prämenstruellen Syndrom, Weißfluss oder Wechseljahrsbeschwerden leiden, kann die Schafgarbe Erleichterung verschaffen. Außerdem fördert sie die Blutbildung und Eisenaufnahme.

Als Tee getrunken lindert die Schafgarbe alle Magen-, Darm und Leberbeschwerden. Wegen ihrer desinfizierenden und entzündungshemmenden Eigenschaften, wird sie zur Behandlung von Infektionskrankheiten und Fieber eingesetzt.

Du kannst die Blätter der Schafgarbe roh als Salat verzehren. Wenn du sie als Medizin verwendest, wird ein Tee oder eine Abkochung empfohlen, die auch für Sitzbäder oder Wickel verwenden kannst.

Storchschnabel

Diese wunderschöne Pflanze wächst meistens etwas im Unterholz und ist erst auf den zweiten Blick zu sehen. Hast du sie erst einmal entdeckt, wirst du sie oft in großen Mengen finden.

Der Storchschnabel hat ganz feine auffällig geformte Blätter, die sich von außen her wunderschön rot färben können. Sie schmecken sehr mild und du kannst sie roh im Salat essen, als Smoothie oder Gemüse zubereiten.

Wie viele Kräuter enthält der Storchschnabel Gerb- und Bitterstoffe, Flavonoide und ätherisches Öl.

In der Heilkunde wird er u.a. zur Stimmungsaufhellung, bei Magen-Darm-Entzündungen, Leber- und Gallenerkrankungen und zur Entschlackung eingesetzt. Er hilft bei zu starker Regelblutung sowie bei Hautausschlägen und schlecht heilenden Wunden.

Fotos vom Stochenschnabel:

Wiesen-Klee

Insgesamt gibt es 265 Kleearten von denen 16 als Futterpflanze für Nutztiere verwendet werden. Klee gehört zur Familie der Hülsenfrüchtler und enthält unter anderem viel Eiweiß.

Klee hat die Fähigkeit, mit Hilfe von Bakterien an seinen Wurzeln Stickstoff aus der Luft zu binden und dadurch den Boden fruchtbarer zu machen.

In vielen Kulturen hat Klee eine spirituelle Bedeutung. Seine drei Blätter stehen für die Dreiheit. Im Christentum zum Beispiel symbolisieren sie die Dreifaltigkeit – Vater, Sohn und Heiliger Geist.

Klee steht aber auch für den Sommer und für die Liebe. Ein vierblättriges Kleeblatt bringt Glück.

Der Wiesen-Klee, der auch Rot-Klee genannt wird, ist als Heilmittel bei Wechseljahrsbeschwerden bekannt. Der aus dem Klee zubereitete Tee gleicht Östrogenmangel aus, fördert die Verdauung, Lebertätigkeit und Gallensaftproduktion.

Umschläge mit dem Klee-Tee helfen gegen rheumatische Beschwerden. Der Rotklee senkt Pitta und Kapha und wirkt Vata erhöhend.

Fotos vom Wiesen-Klee:

Acker-Schachtelhalm

Blätter und Stängel des Schachtelhalms können roh oder als Gemüse verwendet werden, genauso wie die Wurzeln. Die grünen Stängel sind eher bitter, die weichen braunen Stängel schmecken ähnlich wie Pilze.

Achtung: Es besteht große Verwechslungsgefahr mit dem giftigen Sumpf-Schachtelhalm, dessen Stängel schmaler ist, weniger Blattscheiden hat und generell schlanker aussieht!

Der Acker-Schachtelhalm enthält wichtige Mineralstoffe wie Kalzium, Kalium und Magnesium. Wegen seinem hohen Gehalt an Kieselsäure ist der Schachtelhalm ein gutes Mittel gegen Nierenkrankheiten und Bindegewebsprobleme.

Dazu wird aus dem Kraut Tee zubereitet. Dieser sollte 20 Minuten gekocht werden, um die Kieselsäure aus der Pflanze zu lösen. Der Tee kann äußerlich als Wickel bei Geschwüren und Ekzemen verwendet werden.

Fotos vom Ackerschachtelhalm: 

Damit ist unsere 3-teilige Serie über Wildkräuter abgeschlossen. Es gibt natürlich noch viel mehr essbare Pflanzen in unserer Gegend und ich hoffe, ihr habt Lust bekommen weiter zu forschen und zu entdecken.

Wildkräuter sind nicht nur eine Bereicherung auf dem Mittagstisch und für unsere Gesundheit. Sie erinnern uns daran, dass die Natur immer für uns sorgt. Dass wir selbst ein Teil der Natur sind und immer mit ihr in Verbindung stehen.

Om Shanti

Ein Artikel von Gauri Reich 

Alle Teile der Serie findest du hier: 

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Gauri Reich ist Yogalehrerin (BYV), Ayurveda Gesundheitsberaterin (BYVG), Yoga Personal Trainerin, Inner Flow Vinyasa Teacher und Diplom Betriebswirtin. Gauri praktiziert Yoga seit 2011.

Nach ihrer Yogalehrer Ausbildung lebte sie fast 2 Jahre im Yoga Vidya Ashram Bad Meinberg. Ihr Yogaunterricht basiert auf dem Yoga nach Swami Sivananda, der mal durch fließende Elemente aus dem Vinyasa, mal durch exate Ausrichtungsprinzipien aus dem Iyengar Yoga und mal durch ganz viel Bhakti und Mantras ergänzt wird.

» Hier findest du weitere Artikel von Gauri im Yoga Vidya Blog

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Quellen:

  • Die Ayurveda Pflanzenheilkunde, Dr. Vasant Lad, Dr. David Frawley
  • Essbare Wildpflanzen, Steffen Guido Fleischhauer, Jürgen Guthmann, Roland Spiegelberger
  • Gesundheit aus der Apotheke Gottes, Maria Treben
  • Heilpflanzen und ihre Kräfte, Lingen
  • Ayurveda mit heimischen Pflanzen, Kersin Rosenberg, Dr. med. Kalyari Nagersheth, Dr. Andrea Küthe Albrecht
  • wikipedia.de
  • heilkraeuter.de

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