Es gab Zeiten, da fuhr Renault an der Spitze. Der R16 etwa war ein Trendsetter für Jahrzehnte, R4 und R5 transportierten ganze Studenten-Generationen, und später gewannen Renault-Motoren in der Formel 1 nach Belieben. Das alles scheint lange vorbei. 2015 dümpelt Renault auf dem deutschen Markt mit einem Anteil von 3,3 Prozent gerade noch vor Hyundai mit 3,1. Skoda hält 5,6 Prozent. Vom Mégane verkauften sie bis Mai knapp 6500 Autos, VW setzte bis dahin über 112.000 Golf bei uns ab.
Überblick: Alles News und Tests zum Renault Kadjar

Nicht selbstverständlich: Die Sitze sind langstreckentauglich

Video: Renault Kadjar (2015)

Erste Fahrt im Renault Kadjar

Dass Renault das Autobauen nicht komplett verlernt hat, zeigen die neuen Twingo, Clio und Captur. Freundliche, unverkrampfte, schmucke Autos. Und in genau diese Richtung fährt auch der Kadjar. Er kommt im aktuellen weichrundlichen Renault-Stil, mit Riesen-Rhombus vorn, ansteigender Seitenlinie, eingezogener Flanke, niedrigem Dach und bulligem Heck. Sehr ansehnlich, wie wir finden. Genauso charmant ist er eingerichtet. Stilvoll, mit einem gefälligen Cockpit und bestimmt nicht langweilig. Dafür sorgt schon das Sieben-Zoll-Display vor dem Fahrer, das Renault statt mechanischer Instrumente einbaut. Das Display kann die Instrumente in fünf Farben und vier verschiedenen Designs darstellen. Klar, solche Spielereien braucht man nicht unbedingt, sie sorgen aber für gute Laune. Genau wie die straffen, großen und gut ausgeformten Sitze vorn. Eindeutig langstreckentauglich, und das war bei französischem Gestühl nicht immer so. Im Fond gibt es überraschend viel Platz und vor allem viel Luft über dem Scheitel – die Kopffreiheit ist groß. Der Kofferraum schluckt 472 bis 1478 Liter (VW Tiguan 470 bis 1510 Liter), die Rücksitzlehnen sind geteilt klappbar, eine Fernentriegelung (Easy-Break) ist Serie bei den Ausstattungen Xmod und Bose Edition.

Fahrwerk: Der Kadjar bleibt gelassen und friedlich

Renault Kadjar
Reisen statt rasen: Übertriebene Dynamik ist dem Kadjar fremd, auch wegen seiner synthetischen Lenkung.
Eine klare Empfehlung ist der 1,6-Liter-Diesel mit 130 PS. Der Vierzylinder läuft leise und kultiviert, baut nach einer kleinen Denkpause ganz ordentlich Druck auf. So ist der Kadjar zügig unterwegs, nicht übertrieben hastig. Und er bleibt sparsam, verbrauchte im Test gerade mal 6,0 Liter, sehr anständig. Der ausgeruhte Motor passt ganz gut zur Fahrwerksauslegung. Der Renault verzichtet auf pseudosportliche Härten, bleibt gelassen und friedlich. Leicht wogend nimmt er vor allem längere Wellen, neigt nur auf Querfugen zum Stuckern. Da stört dann auch die zutiefst synthetisch wirkende Lenkung gar nicht weiter. Mit dem 130-PS-Diesel kostet der Kadjar mindestens 26.990 Euro, mit Vierradantrieb 29.890 Euro. Der Testwagen war eine Bose Edition mit speziellem Soundsystem und allerlei weiteren Feinheiten für 33.490 Euro. Preislich fährt der Renault damit auf Augenhöhe mit den Konkurrenten. Und sonst auch.