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In Berlin wird vor allem in Neubauten investiert.

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Immobilienwirtschaft: Wohnungsknappheit trotz Bau-Boom

Es wird so viel gebaut wie seit Jahren nicht, trotzdem herrscht in Metropolen wie Berlin Wohnungsmangel. Warum?

Seit Jahrzehnten bauen die Unternehmen nicht mehr so viele Wohnungen wie in diesem Jahr, aber trotzdem herrscht am Wohnungsmarkt von einzelnen Metropolen wie Berlin eine "absolut ungesunde" Entwicklung. Dies sagte der Chef des Gesamtverbandes der Wohnungswirtschaft (GdW), Axel Gedaschko. Vor allem in den 14 Ballungsgebieten der Republik wird "der Fehlbedarf größer", weil weniger gebaut wird als nachgefragt.

In einigen Regionen "läuft der Markt aus dem Ruder". Und die Schätzungen der Bundesregierung, wonach der Bau von 270.000 neuen Wohnungen jährlich erforderlich sei, bilde dies nicht korrekt ab. Dem GdW zufolge müssten jährlich 320.000 Wohnungen neu entstehen. Ursache für die stark steigende Wohnungsnachfrage sie diese: "Deutschland ist wieder ein Zuwanderungsland", so Gedaschko. Er wolle aber "gleich mit einem Vorurteil ausräumen". Flüchtlinge trügen nur zu einem geringen Teil zur Verschärfung des Wohnungsmarktes bei.

"Totales politisches Versagen in Berlin"

Zwei Drittel der Zuwanderer kämen aus EU-Ländern Polen, Rumänien, Italien, Ungarn, Spanien und Griechenland. Diese Menschen kämen, um hier zu arbeiten und schlössen sich oft bestehenden Netzwerken in Städten an. Hinzu komme den Zuzug aus ländlichen Regionen in Deutschland und dies erzeuge den bestehenden "Konkurrenzdruck um Wohnungen". Die Bundesregierung stehe hier in der Pflicht, es sei eine "nationale Aufgabe" durch ein Neubauprogramm dieser Entwicklung gegenzusteuern.

Besonders bei der Versorgung von Menschen mit geringen Einkünften stellte Gedaschko ein "totales politisches Versagen in Berlin" fest. Seit Jahren sei in der Hauptstadt nicht ein Cent mehr in den sozialen Wohnungsbau investiert worden. Sich nun über den Mangel an bezahlbaren Wohnungen zu beklagen sei absurd. Die große Wohnungsnachfrage lässt die Branche boomen. Der Geschäftsklimaindex unter den GdW-Firmen ist der beste Wert, der jemals unter den 3.000 Mitgliedsunternehmen. "Die Situation der Unternehmen ist gut, es lohnt sich zu investieren", so Gedaschko über die Stimmung in der Branche.

Unternehmen investieren so viel, wie seit Jahren nicht mehr

Elf Milliarden Euro haben die Unternehmen aus dem Gesamtverband der Wohnungswirtschaft im vergangenen Jahr in Neubau und Bewirtschaftung von Wohnungen investiert - 5,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Nur bei den "Investitionen in die Modernisierung" gab es einen geringfügigen Rückgang von gut einem Prozent und daran ist "die Politik" schuld. So jedenfalls GdW-Chef Axel Gedaschko, der auf den Verzicht weiterer "Investitionsbremsen" appellierte.

Gemeint ist die geplante Senkung von Mieterhöhungsmöglichkeiten bei energetischen Sanierungen sowie deren Befristung. Auch in bestehende Wohnungen investieren die Unternehmen so viel, wie seit 15 Jahren nicht mehr: 12,4 Milliarden Euro werden es in diesem Jahr sein, so die Prognose des Verbandes. Zuletzt war im Jahr 2000 ein so hoher Wert erreicht worden.

Ähnlich gut ist die Entwicklung des Neubaus: 15000 neue Wohnungen im vergangenen Jahr bauten die GdW-Firmen, 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Und in diesem Jahr soll diese Zahl noch einmal um ein Viertel steigen (20427 Wohnungen), so die Prognose - das wäre der höchste Wert seit 13 Jahren. Der Verband kritisierte außerdem erneut die "staatlich gemachten Auflagen" im Wohnungsbau, die Schuld an den unverhältnismäßig steigenden Baupreisen. Ohne die scharfen Bestimmungen zur Energieeinsparung etwa seien die Baupreise nicht stärker gestiegen als die Einkommen in den vergangenen Jahren.

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