„Frankreich macht es vor!“ Das war der Facebook-Kommentar der Taxi-Deutschland-Servicegesellschaft, als vor ein paar Wochen in Frankreich der Geschäftsführer von Uber verhaftet wurde, weil dessen Service auch nach einem Verbot durch ein Gericht weiterhin angeboten wurde. Dass sich die Taxi-Innungen mit Uber weltweit besonders stark im Gehege sind, ist kein Wunder. Immerhin nagt der umstrittene Dienst mit seinen selbständigen Fahrern kräftig an den Umsätzen der Taxifahrer.

Doch nicht nur Uber wird in Deutschland von den Zentralen rechtlich bedrängt. Auch der mittlerweile von der Daimler AG aufgekaufte Dienst MyTaxi bekommt viel Post von den Anwälten der Taxi-Innungen. Zuletzt wehrten diese sich gegen die 50-Prozent-Rabatt-Aktion von MyTaxi, bei der dem Fahrgast die Hälfte des Preises erlassen wurde, wenn man die App nutzte. Die Fahrer bekamen allerdings den vollen Fahrpreis von MyTaxi ausgezahlt. Das sei, so Thomas Grätz, Geschäftsführer des Deutschen Taxi- und Mietwagenverbandes, ein Verstoß gegen das Beförderungsgesetz, denn dort sei festgestellt, dass kommunal festgelegte Taxi-Tarife weder über- noch unterschritten werden dürfen.

MyTaxi ist dabei nicht mal der Gegner der Taxifahrer, sondern der Vermittlungszentralen. Die kassieren pro vermittelter Fahrt, und sind deswegen nicht erfreut, dass MyTaxi in deren Revier wildert. Doch der richtige Endgegner wird in den nächsten Jahren erst noch auftauchen: Google.

Der US-Internetgigant hat die individuelle Mobilität innerhalb von Metropolregionen schon lange als zukünftiges Geschäftsmodell entdeckt. Bisher beließ man es bei technischen Spielereien, wie der Integration von ÖPNV-Verbindungen und Liveverkehrsdaten in Google Maps. Doch schon der Aufkauf des israelischen Startups Waze für immerhin eine Milliarde Dollar im Jahr 2013 ließ ahnen, dass Google mehr plant.

Waze ist ein kostenloser Navigationsdienst, der sich aus übermittelnden Nutzerdaten speist und so aktuelle Staus anzeigen kann. Im Juli vermeldete Waze dann, dass man probeweise eine Carpooling-Funktion für Tel Aviv einführen würde. Nutzer können so eine Mitfahrgelegenheit suchen, Autofahrer einen Mitfahrer so leichter finden. Pro Tag dürfen Autofahrer zwei Mitfahrer einladen, Geld darf nicht genommen werden. Auch wenn es nur ein Beta-Test ist, scheint die Richtung klar: Google drängt in den Markt der Kurzstreckenmobilität.

In den USA ist Google schon einen Schritt weiter. Seit ein paar Wochen fahren etwa 150 selbstfahrende Google-Autos durch das Silicon Valley und können von ausgewählten Kunden genutzt werden. Das Auto wird per App gerufen, man steigt ein und das Fahrzeug fährt dann automatisch zum gewünschten Ziel. Google-Projektmanager Chris Urmson macht auch schon länger keinen Hehl mehr daraus, dass man die kleinen Autos weltweit einsetzen will.

Fasst man die einzelnen Versatzstücke zusammen, ergibt sich ein interessantes Bild, das klar zeigt: Google will den Markt der Kurzstreckenmobilität umkrempeln. Aber die vielerorts starren Regeln der Personenbeförderung, die durch monopolistische Lobbys verteidigt werden, stehen den Expansionsplänen von Google im Wege.

Das mag auch ein Grund sein, warum Google mit knapp 258 Millionen US-Dollar in Uber investiert hat und dort ausgerechnet den Google Chefjuristen David Drummond in den Aufsichtsrat positioniert hat. Es gibt in Silicon Valley die Theorie, dass Google, nach dem man vor allem in der EU schon massive Probleme mit den Aufsichtsbehörden hat, Uber als eine U-Boot nutzt. Die sollen in langwierigen und teuren Prozessen die Trutzburgen der alten Technologie sturmreif schießen. Wenn dann in fünf oder sieben Jahren Google seine autonom fahrenden Fahrzeuge auf die Straße lässt, die man über Waze bestellen kann, sind Verordnungen und Politiker schon so zermürbt, dass es kaum noch Widerstand geben wird.

Die Taxi-Innungen und der Deutsche Taxi- und Mietwagenverband mögen im Moment vor den Gerichten von Sieg zu Sieg eilen. Aber es sind Sisyphos-Siege. Der Kampf gegen Uber und MyTaxi ist nur der Anfang einer technologischen Umwälzung, die gerade erst ihren Anfang nimmt.

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