So fährt der neue A4
Die Einstellung per "Audi drive select" ist etwas umständlich.
Freiburg-Schauinsland. Auf der legendären Bergrennstrecke des 1284 Meter hohen Freiburger Hausbergs im Schwarzwald darf der neue Audi A4 zeigen, was er kann. Den Anfang beim 15-Kilometer-Härtetest macht der große Diesel, ein 3,0-Liter-V6 mit 272 PS inklusive quattro-Antrieb und Achtgang-Automatik mit Segelfunktion. Per "Audi drive select" lassen sich alle wichtigen Fahrprogramme über drei Tasten etwas umständlich scharf stellen. Eine letzte Bestätigung, dann machen Antrieb, Lenkung, Dämpfer und ESP unisono auf "dynamic".
Erste Sitzprobe im neuen A4
Der erste Eindruck: Die Neuentwicklung aus Ingolstadt ist ein rundum souveränes Auto. Weniger spitz als der Vorgänger, dafür besser ausbalanciert, mitteilsamer und verbindlicher. Die Federung arbeitet geschmeidiger, die Bremse lässt sich sauber dosieren, das Einlenkverhalten ist so progressiv und direkt wie es sein soll.Als der Technik-Vorstand Ulrich Hackenberg vor zwei Jahren zu Audi kam, war der B9 (so heißt der Wagen intern) bereits verabschiedet. "Ich konnte nur noch Details ändern, die Abstimmung optimieren, ein paar stilistische Akzente setzen", sagt der Mann, den alle nur Hacki nennen. Dass Hacki ein goldenes Händchen hat, wissen wir spätestens nach Ankunft auf der Passhöhe über dem Rheintal. Denn noch nie war ein A4 so leise und komfortabel, noch nie so kurvengierig und in sich gefestigt, noch nie so spritzig und sparsam.
Der neue Audi A4: Preise, Motoren, Marktstart

Der Vorserienwagen zeigt noch kleine Schwächen

So fährt der neue A4
Das Cockpit ist toll verarbeitet, die Sitze super. Das MMI-Konzept ist aber nicht immer logisch.
Klingt zu schön, um wahr zu sein? Na gut, ein paar Minuspunkte hat sich der Vorserienwagen schon eingehandelt. Unter anderem eine gewisse Anfahrschwäche, leichte Vibrationen beim Ampelstopp und in der sportlichen Dämpferstufe, eine um die Mittellage etwas indifferente Überlagerungslenkung (Aufpreis), das teilweise überfrachtete und nicht immer logische MMI-Konzept. Aber es gibt auch ausgeprägte Stärken. Zum Beispiel das toll verarbeitete Cockpit, die sehr guten Sitze, das niedrige Geräuschniveau oder auch den zweiten Dreiliter-Diesel mit 218 PS – ein laufruhiger und genügsamer Sechszylinder in einem Segment, wo die Konkurrenz nur knurrige Vierzylinder anzubieten hat.

Der A4 2.0 TFSI ultra fährt mit mehr Druck

Video: Audi A4 (2007-2015)

Audi A4 im Wandel 2007-2015

Fahrzeugwechsel. Für die Tour durch die Weinberge steht der 190 PS starke Benziner bereit. Der verbrennt den Sprit erstmals nach dem "Miller-Cycle"-Verfahren. Hier schließen die Einlassventile viel früher als üblich, der dadurch höhere Druck im Saugrohr beschleunigt die Gemischbildung, die höhere Verdichtung komplettiert die Verbesserung des Wirkungsgrads. Erst bei zunehmender Last sorgt der variable Ventiltrieb für ausreichend Leistung und viel Drehmoment (320 Nm von 1450 bis 4200/min). Auch die anderen Werte des A4 2.0 TFSI ultra können sich sehen lassen: von 0 auf 100 km/h in 7,3 Sekunden, 240 km/h Spitze, 4,8 Liter Verbrauch auf 100 Kilometer (laut Hersteller).
Der Fronttriebler liegt selbst mit den breiten 18-Zöllern nicht ganz so satt auf der Straße wie der vorbildlich neutrale 3.0 TDI quattro, dessen höhere Vorderachslast von der Torque Vectoring-Elektronik elegant kompensiert wird. Aber auch ohne Allradantrieb hält sich das Untersteuern bis ans Grip-Limit in engen Grenzen. Harte Lastwechsel in Kurven quittiert der Audi mit einer kurzen Rollbewegung um die Längsachse. Sogar bei schneller Bergabfahrt verzögert der A4 souverän und spurtreu. Die neuen Mehrlenker-Achsen sind zu gleichen Teilen der Straßenlage, dem Komfort und dem Handling verpflichtet.

Fazit

von

Georg Kacher
Alles beim Alten? Nicht wirklich. Audi dreht mit dem neuen A4 kräftig an der CO2-Schraube, lockt mit einem Strauß intelligenter Assistenzsysteme, kombiniert markentypische Solidität mit einer Extraportion Fahrspaß. Der kann nicht nur den 3er und die C-Klasse herausfordern, sondern auch den größeren, aber unter dem Strich weniger kompletten A6. Was dem A4 zu seinem Glück noch fehlt, sind ein oder zwei Hybrid-Optionen, ein V6-Benziner und ein imageträchtiges RS-Derivat.