VW T6 (IAA 2015): Fahrbericht
Erste Fahrt im neuen VW T6
VW legt den Bulli neu auf: Wie sich der neue T6 fährt und wo Unterschiede zum Vorgänger T5 deutlich werden, zeigt der Fahrbericht.
Wann ist neu auch wirklich neu? Bei Volkswagen sind sie der Meinung, ein Facelift, frische Motoren und ein überarbeitetes Fahrwerk reichen, um aus dem Bulli der Generation fünf den T6 (Messepremiere: IAA 2015) zu machen. Diese Taktik ist nicht neu, der Wechsel von Golf V auf die sechste Generation und beim Passat von B6 auf B7 war ebenfalls nicht mehr als eine gründliche Überarbeitung. Der Haken an der Sache: Während Golf und Passat so viel besser waren als ihre Konkurrenten, reichte das Facelift aus, um die Nase vorn zu behalten. Anders beim Bulli: Hier hat Volkswagen mit der neuen Mercedes V-Klasse erstmals ernsthafte Konkurrenz bekommen, die den T5 sogar im AUTO BILD-Vergleichstest besiegte.
Auf einen Blick: Alles zum neuen VW Bulli
Materialien sind nicht auf Passat-Niveau
Spannende Frage also: Ist fast neu auch wirklich neu genug? Optisch auf jeden Fall. Der T6 sieht frisch aus, ist an die aktuelle VW-Linie angepasst. Während beim Exterieur die Verwandtschaft zum Vorgänger nicht zu leugnen ist, ist das Cockpit komplett neu. Zwar haben sich die VW-Designer um optische Nähe zu den Pkw bemüht und das Armaturenbrett mit Klavierlack und beim "Generation Six" mit einer rot lackierten Zierleiste gepimpt – trotzdem sind die verwendeten Materialien spürbar schlichter als etwa bei einem Passat. Auch das neue Navigationssystem mit dem viel zu kleinen Bildschirm ist nicht up to date, die Karte ist auf einer simplen SD-Karte gespeichert – langsame Berechnung der Routen inklusive. Das kann die Konkurrenz deutlich besser.
204-PS-Diesel mit niedrigem Verbrauch
Unter der Motorhaube kommen komplett neu konstruierte Motoren zum Einsatz, die künftig die strenge EU6-Abgasnorm erfüllen. Davon spürt der Fahrer natürlich nichts, wohl aber von der guten Dämmung. Zu unserer ersten Testfahrt stand der 204-PS-Diesel bereit, kombiniert mit einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Eine empfehlenswerte Kombination. Schon bei niedrigen Drehzahlen hat der Selbstzünder ausreichend Dampf, um die schwere Fuhre fast schon leichtfüßig zu beschleunigen und bleibt beim Ausdrehen der Gänge akustisch angenehm im Hintergrund. Das Getriebe wechselt die Gänge blitzschnell und ohne spürbare Rucke – das geht kaum besser. Zumal auch der Verbrauch im Rahmen bleibt, im Schnitt soll der T6 mit nur 6,3 Litern je 100 Kilometer auskommen. Selbst wenn es im Alltag zwei Liter mehr werden, ist das ein mehr als passabler Wert. Die auffälligste Veränderung für den Fahrer betrifft das Fahrwerk. Erstmals ist der Bulli mit einer adaptiven Verstellung lieferbar. Und die macht ihre Sache richtig gut. Obwohl der T6 fast so flauschig wie eine große Limousine federt, ist vom Wanken und Rollen des Vorgängers nichts mehr zu spüren. Auf langen Strecken werden die Passagiere diese Auslegung mögen – zumal falsch verstandene Dynamik in einem Bulli eh nichts verloren hat.
Alles Wissenswerte zum Thema VW
Alles beim Alten, wenn auch leicht verfeinert. Kein Wunder, dass sich auch bei den Preisen kaum etwas getan hat. Unser Testwagen mit 204 PS-Diesel und Generation Six-Ausstattung steht mit happigen 55.484 Euro in der Preisliste. Kennen Bulli-Fahrer – auch hier nichts Neues. Wie sich der neue VW T6 gegen die Mercedes V-Klasse schlägt, lesen Sie in AUTO BILD 26/2015, (ab 26. Juni im Handel).
Fazit
Ja, der T6 fährt besser als sein Vorgänger. Allerdings sind die Unterschiede so gering, dass sich T5-Fahrer fragen werden, warum sie die neue Generation kaufen sollen. Fast neu ist nicht neu genug – zumal es mit der Mercedes V-Klasse erstmals einen ernstzunehmenden für den Bulli Gegner gibt.
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