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Seltene Blutkrankheit

US-Zulassung für Ravulizumab

Die US-amerikanische Gesundheitsbehörde FDA hat Ravulizumab (Ultomiris™) zur Behandlung erwachsener Patienten mit paroxysmaler nächtlicher Hämoglobinurie (PNH), einer seltenen und lebensbedrohlichen Blutkrankheit, zugelassen. Der Antikörper ist ein lang wirksamer Komplementhemmer, der die Hämolyse verhindert. Für Europa ist die Zulassung beantragt.
Kerstin Gräfe
11.01.2019  13:40 Uhr

Die PNH ist eine sehr seltene, teilweise äußerst schwer verlaufende Blutkrankheit, von der überwiegend jüngere Patienten betroffen sind. Der Name beruht auf der klinischen Erscheinung der Erkrankung, da bei einigen Patienten unvermittelt (paroxysmal) nächtlich oder früh morgens eine Rot- beziehungsweise Dunkelfärbung des Urins auftritt (Hämoglobinurie). Ursache ist eine erworbene somatische Mutation im Phosphatidyl-Inositol-Glykan-A (PIG-A)-Gen in den multipotenten hämatopoetischen Stammzellen des Knochenmarks. In der Folge hat die Zellmembran keinen Schutzfaktor mehr gegen den Komplementfaktor C5 und wird intravasal lysiert. Es treten hämolytische Anämie, Thrombophilie und Panzytopenie (eine starke Verminderung der Blutzellen aller Systeme) auf.

Die derzeitige Standardtherapie besteht in einer Behandlung mit dem monoklonalen Antikörper Eculizumab (Soliris®),  der sich gegen die Komplementkomponente C5 richtet. Auch Ravulizumab bindet mit hoher Affinität an das Protein C5 des Komplementsystems, hat aber eine drei- bis viermal längere Halbwertszeit. Daher muss der neue Antikörper nur alle acht Wochen intravenös gegeben werden, während Eculizumab alle zwei Wochen appliziert wird. Für die Patienten sinkt damit die Zahl der Infusionen von 26 auf 6 pro Jahr.

Die US-Zulassung basiert auf einer Phase-III-Studie mit 246 PNH-Patienten, in der beide Präparate miteinander verglichen wurden. Ravulizumab war darin Eculizumab statistisch nicht unterlegen. Als koprimäre Wirksamkeitsendpunkte waren das Vermeiden von Transfusionen und die Normalisierung des Laktatdehydrogenase-Werts definiert. Letzterer ist ein Marker für den Grad der Hämolyse. Darüber hinaus wurde Ultomiris in einer zweiten klinischen Studie an 195 PNH-Patienten untersucht, die nach mindestens sechs Monaten Behandlung mit Eculizumab klinisch stabil waren. Diese Patienten wurden randomisiert entweder mit Ravulizumab oder Eculizumab weiterbehandelt. Auch hier zeigte Ravulizumab ähnliche Effekte wie Eculizumab (nicht unterlegen), basierend auf mehreren klinischen Parametern wie Hämolyse und Vermeidung von Transfusionen. Als häufige Nebenwirkungen traten Kopfschmerzen und Infektionen der oberen Atemwege auf.

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