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Bandscheibenvorfall: Symptome und Behandlung

Bandscheibenvorfall: Frau sitzt auf Stuhl
© fizkes / Shutterstock
Beim Bandscheibenvorfall kommt es oft plötzlich zu Rückenschmerzen. Hier erfährst du, welche weiteren Symptome es gibt und wie die Behandlung abläuft.

Was ist ein Bandscheibenvorfall?

Bei einem Bandscheibenvorfall ("Diskusprolaps" oder auch "Bandscheibenprolaps) treten häufig Beschwerden wie Rückenschmerzen, Taubheitsgefühle oder gar Lähmungserscheinungen auf, er kann aber auch völlig symptomfrei verlaufen. Der Bandscheibenvorfall entsteht oft bei Menschen zwischen 30 und 50 Jahren durch alters- und belastungsbedingte Abnutzung und lässt sich in vielen Fällen mit einer konservativen Therapie, z. B. durch ausreichend Bewegung, behandeln.

Ursachen und Risikofaktoren: Wie entsteht ein Bandscheibenvorfall?

Bandscheibenvorfall: Grafik eines Bandscheibenvorfalls
Die Grafik verdeutlicht, wie ein Bandscheibenvorfall entsteht
© Designua / Shutterstock

Um zu verstehen, wie ein Bandscheibenvorfall entsteht, muss man zunächst wissen, was eine Bandscheibe überhaupt ist und welche Funktion sie erfüllt. Die Bandscheibe besteht aus zwei Teilen: Dem äußeren Faserring ("Anulus fibrosus"), der ihre Position fixiert, sowie dem sogenannten flüssigen Gallertkern ("Nucleus pilposus"). Generell fungieren Bandscheiben quasi als elastische Stoßdämpfer zwischen jeweils zwei Wirbeln und halten die Wirbelsäule so beweglich. Gäbe es sie nicht, würden die Wirbel direkt aufeinander reiben und sich leichter verhaken – was zu starken Schmerzen führen kann.

Bei einem Bandscheibenvorfall reißt der äußere Faserring und der flüssige Gallertkern tritt aus. Das verursacht nicht immer direkt Beschwerden – tatsächlich wird ein Bandscheibenvorfall auch manchmal lediglich im Rahmen einer Routineuntersuchung entdeckt, weil er sich nicht weiter bemerkbar gemacht hat. Drückt der Gallertkern aber auf eine Nervenwurzel oder aufs Rückenmark, treten Schmerzen auf. In manchen Fällen lösen sich auch Teile des Kerns und rutschen in den Wirbelkanal – hier sprechen Ärzte von einem "sequestrierten Bandscheibenvorfall".

Schmerzen im unteren Rücken? Junge Frau hält sich den Rücken

Bandscheibenvorfall: Abnutzungserscheinungen als Risiko

Aber warum kommt es überhaupt zu einem Riss im Faserring? Meist entsteht er aus alters- und belastungsbedingten Gründen. Im Laufe der Zeit verliert die Bandscheibe ihre Elastizität und reißt dann eher, vor allem bei großer Belastung, ein. Das Risiko ist im Alter zwischen 30 und 50 am höchsten – danach sinkt die Wahrscheinlichkeit wieder, weil der Gallertkern dann immer mehr an Flüssigkeit verliert und seltener austritt. Folgende Risikofaktoren begünstigen einen Bandscheibenvorfall ebenfalls:

  • Übergewicht
  • Bewegungsmangel
  • Schwache Rumpfmuskulatur, insbesondere am Rücken und am Bauch
  • Sportarten, die die Wirbelsäule belasten können, z. B. Reiten
  • Schwere Lasten heben und / oder Tragen
  • Haltungsfehler
  • In seltenen Fällen können auch eine angeborene Bindegewebsschwäche oder eine Verletzung (z. B. durch einen Sturz) einen Bandscheibenvorfall auslösen.

Welche Symptome gibt es bei einem Bandscheibenvorfall?

Wenn bei einem Bandscheibenvorfall Symptome auftreten, weil Druck auf eine Nervenwurzel besteht, hängen die jeweiligen Beschwerden oft davon ab, wo genau dieser Nerv sitzt. Generell können folgende Beschwerden durch einen Bandscheibenvorfall auftreten:

  • Schmerzen, die auch in andere Körperteile ausstrahlen können
  • Kribbeln
  • Taubheit
  • Lähmungserscheinungen
  • Funktionsstörungen bei der Blasen- oder Darmentleerung

Die Wirbelsäule lässt sich in verschiedene Abschnitte einteilen. Hals-, Brust- und Lendenwirbelsäule sind die Bereiche, die von einem Bandscheibenvorfall betroffen sein und verschiedene Symptome auslösen können.

  • Bandscheibenvorfall an der Halswirbelsäule: Insgesamt gibt es sieben Halswirbel. Zu einem Bandscheibenvorfall kommt es hier am ehesten zwischen dem fünften und sechsten sowie dem sechsten und siebten Wirbelkörper. Dabei entstehen vor allem Nackenschmerzen, die Beschwerden strahlen häufiger in den Arm aus, auch Muskellähmungen um die betroffenen Nervenwurzeln herum sind möglich.
  • Bandscheibenvorfall an der Brustwirbelsäule: Dieser Fall ist sehr selten, theoretisch kann der Bandscheibenvorfall aber zwischen jedem der zwölf Brustwirbel auftreten und sorgt dann für Rückenschmerzen in diesem Bereich. Es kann auch vorkommen, dass die Schmerzen in Gebiete ausstrahlen, die von dem betroffenen Nerv versorgt werden.
  • Bandscheibenvorfall an der Lendenwirbelsäule: Im Bereich der insgesamt fünf Lendenwirbel tritt ein Bandscheibenvorfall am ehesten auf, weil das eigene Körpergewicht hier starken Druck auf die Bandscheiben und die Wirbel ausübt. Betroffen sind meist die Bandscheiben zwischen dem vierten und fünften Lendenwirbel oder zwischen dem ersten Lendenwirbel und dem ersten Steißbeinwirbel. Es können starke Schmerzen im unteren Rücken auftreten, die bis ins Bein ausstrahlen. Häufig kommt es auch zu Kribbeln oder Taubheitsgefühlen, seltener zu Lähmungen. Ist der Ischiasnerv betroffen, erleben Patienten die Beschwerden häufig als noch stärker, da sie sich über den Po, die Hinterseite des Oberschenkels und bis in den Fuß ziehen können.

Bandscheibenvorfall: Wie kommt es zur Diagnose?

Anhand einer körperlichen Untersuchung beim Hausarzt lässt sich meist schon eine erste Diagnose stellen, mit der man dann an einen Facharzt verwiesen wird – zum Beispiel in der Neurologie oder der Orthopädie. Dort kann der Verdacht auf Bandscheibenvorfall mit einem bildgebenden Verfahren wie einer Computertomografie (CT) oder einer Magnetresonanztomografie (MRT) bestätigt werden. 

MRT und CT sind nicht immer zu empfehlen 

Allerdings ist dabei zu beachten, dass die bildgebenden Verfahren einen Bandscheibenvorfall zwar anzeigen können – aber nicht immer ist dieser auch die tatsächliche Ursache der Beschwerden. Außerdem belegen Studien, dass ein CT oder MRT die Schmerzen sogar chronisch werden lassen kann. Experten vermuten, dass der Blick auf das eigene Rückgrat Patienten auf psychologischer Ebene negativ beeinflusst.

Beschränken sich die Symptome "nur" auf Rückenschmerzen, ohne dass Taubheits- oder Lähmungserscheinungen dazu kommen, ist es daher nicht immer sinnvoll, direkt ein bildgebendes Verfahren einzusetzen. Patienten sollten etwa sechs bis acht Wochen abwarten, ob die Rückenschmerzen von allein wieder abklingen – was in den meisten Fällen auch passiert. Nur bei etwa ein bis fünf Prozent aller Patienten mit Kreuzschmerzen lässt sich die Ursache tatsächlich auf einen Bandscheibenvorfall zurückführen.

Therapie: Welche Behandlung hilft bei einem Bandscheibenvorfall?

Bei mehr als 90 Prozent aller Patienten reicht eine konservative Behandlung des Bandscheibenvorfalls aus, um wieder schmerzfrei zu werden. Eine Operation wird nur noch selten empfohlen, beispielsweise bei schwerwiegenden Symptomen oder wenn sich die Beschwerden auch nach über drei Monaten trotz konservativer Therapie nicht bessern. Folgende Methoden werden bei einem Bandscheibenvorfall meistens empfohlen:

  • Leichte bis mäßige Bewegung: Leichte Bewegung ist in den meisten Fällen bei einem Bandscheibenvorfall wesentlich sinnvoller, als Bettruhe einzuhalten. Dazu kann man z. B. in einer Physiotherapie Bewegungsabläufe trainieren, die die Schmerzen verringern. Außerdem benötigt die Bandscheibe wechselnde Be- und Entlastung, um ausreichend ernährt zu werden. Und: Gezielte Übungen für den Bauch und den Rücken, die die Muskulatur stärken, sind ebenfalls sinnvoll. Bandscheibenfreundliche Sportarten wie Laufen, Schwimmen oder Tanzen eignen sich zur Behandlung ebenfalls. Verzichten sollten Patienten dagegen auf Sportarten, die schnelle und ruckartige Bewegungen erfordern, z. B. Ball- oder Kraftsport.
  • Entspannungstechniken: Einige Entspannungstechniken zielen darauf ab, die Muskeln zu lockern und zu entspannen. So lassen sich Schmerzen beim Bandscheibenvorfall vermindern.
  • Medikamente: Bei Bedarf können auch freiverkäufliche Schmerzmittel wie Ibuprofen oder Diclofenac eingesetzt werden, die nicht nur schmerzlindernd, sondern auch abschwellend und entzündungshemmend wirken. Sie sollten allerdings nur in enger Absprache mit dem Arzt eingenommen werden.
  • Wärmebehandlung: Auch Wärme entspannt verkrampfte Muskeln und wird daher von vielen Patienten mit Bandscheibenvorfall als angenehm empfunden. Es eignen sich zum Beispiel Kirschkernkissen oder Wärmflaschen, die man gegen die schmerzenden Körperpartien legen kann.

Lässt sich einem Bandscheibenvorfall vorbeugen?

Mit einigen Maßnahmen kann man das Risiko für einen Bandscheibenvorfall deutlich reduzieren. Dazu zählen:

  • Ein Körpergewicht im normalen Bereich laut BMI (unseren BMI-Rechner findest du hier!)
  • Mindestens zwei- bis dreimal die Woche für jeweils mindestens 30 Minuten bewegen, gern mit Fokus auf Stärkung der Rückenmuskulatur
  • Regelmäßiges Durchführen von Entspannungstechniken
  • Möglichst ein Bürotisch, an dem man stehend arbeiten kann
  • Das Heben von schweren Gegenständen lediglich aus den Beinen heraus: Dazu geht man in die Knie, lässt die Wirbelsäule gestreckt und hebt die Last dann an
  • Auf gerade Körperhaltung achten: Eine gute Matratze sowie ein passender Lattenrost, damit die Wirbelsäule auch im Schlaf perfekt gestützt wird

Lese-Tipps: Genug über den Bandscheibenvorfall gehört? Hier verraten wir alles über den Rundrücken, welche Rückenschmerzen-Ursachen es gibt und was bei Kreuzschmerzen hilft.

Quellen:

S2k Leitlinie "Konservative und rehabilitative Versorgung bei Bandscheibenvorfällen mit radikulärer Symptomatik" der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädische Chirurgie (DGOOC) (Stand:2014)

Bundesärztekammer (BÄK), Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV), Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF). Nationale Versorgungsleitlinie Nicht-spezifischer Kreuzschmerz – Langfassung, 2. Auflage, Version 1. 2017.

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